Geht's in Coburg nur noch billig?

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Die neue Tedi-Filiale in der Hindenburgstraße (oben) soll am Samstag eröffnet werden. Foto: Christiane Lehmann
Die neue Tedi-Filiale in der Hindenburgstraße (oben) soll am Samstag eröffnet werden. Foto: Christiane Lehmann
Aber auch andere Läden in der Innenstadt verkaufen ein ähnliches Sortiment hauptsächlich über den Preis. Hier im Steinweg.
Aber auch andere Läden in der Innenstadt verkaufen ein ähnliches Sortiment hauptsächlich über den Preis. Hier im Steinweg.
 
Ebenfalls im Steinweg. Fotos: C. Lehmann
Ebenfalls im Steinweg.  Fotos: C. Lehmann
 
Oder in der Spitalgasse.
Oder in der Spitalgasse.
 

Der Handelsverband sagt massive Veränderungen im Einkaufsverhalten voraus - und das trifft auch Coburg.

Kleines Ladenkarussell im Bereich von Mohren- und Hindenburgstraße: Der Discounter Norma ist in die ehemalige Aldi-Filiale in der Mohrenstraße umgezogen. Dafür wird am Samstag, 11. Februar, die Kette Tedi im ehemaligen Norma-Standort in der Hindenburgstraße 5 eröffnen. Die Kette bezeichnet sich als "Nonfood-Nahversorger" und will Haushalts-, Heimwerker- und Elektroartikel, Schreib- und Spielwaren sowie Drogerie- und Kosmetikprodukte anbieten.

Vor allem bewegt sich Tedi im Niedrigpreisbereich - so, wie inzwischen mehrere Läden in der Innenstadt. Von einem "Trading Down" will Citymanager Jörg Hormann allerdings nicht sprechen - er verweist auf die positiven Aspekte der Entwicklung: Aldi hat neu gebaut, der Leerstand in der Hindenburgstraße ist wieder gefüllt. Und: Es gebe noch keine Massierung von ausgesprochenen Billigläden in bestimmen Straßenzügen.

Trotzdem: Mit dem Modehaus Kaspar und dem Schuhgeschäft Heyder verschwanden zwei inhabergeführte Fachgeschäfte vom Marktplatz und aus der Spitalgasse. In die leerstehenden Lokale ziehen "Depot" und "Nanu-Nana" - und beide bieten ein ähnliches Sortiment wie Tchibo oder Wicky, die bereits in der Fußgängerzone vertreten sind.

Das, sagt Hormann, entspreche aber dem allgemeinen Trend: "Nur die Billiganbieter gehen momentan in die Städte." Diese Ketten mit ihrem relativ großen Warenbestand könnten bei den relativ hohen Mieten in den Innenstädten etwas erwirtschaften. "Wer sich solide als Inhaber etwas aufbauen will, sucht einen Laden in Nebenlage, wo die Fixkosten niedriger sind."

Abgesehen davon ist Hormann überzeugt, dass kein Händler auf Dauer ohne Online-Auftritt überleben wird. Das sagte am Dienstagabend bei einer nichtöffentlichen Veranstaltung im Rathaus auch Michael Reink, beim Handelsverband Deutschland (HDE) zuständig für das Ressort Standort und Verkehr. Reink und Hormann gehen davon aus, dass sich in den nächsten zehn Jahren die Zahl der Leerstände in den Innenstädten verdoppeln wird - nicht nur in Coburg. Im Übrigen hat Reink für Coburg auch ein Kompliment: Für eine Stadt mit 41 000 Einwohnern gebe es hier "eine sensationelle Ausstattung" an Läden, sagt er. Sein Maßstab dafür: Das Angebot der Juweliere n der Innenstadt lasse Rückschlüsse auf die Kaufkraft zu.


Offline läuft nichts mehr

Die Prognose, dass es überall mehr leer stehende Geschäfte geben wird (nicht nur in Coburg), stützt sich auf zum einen auf das geänderte Käuferverhalten: Der Online-Handel werde sich langfristig bei 21 Prozent des Gesamtumsatzes im Handel halten, lautet die Prognose des HDE. Reink rät deshalb ganz offen zu Modellen wie "Click & Collect", wo die Kunden online bestellen und die Ware im Geschäft abholen können. "Der Kunde wird nicht unterscheiden, ob er online oder stationär eingekauft hat, sondern, wo er eingekauft hat."

Doch ob online oder im Geschäft - Deutschland überaltert und verliert Einwohner. Weniger Kunden bedeuten weniger Umsatz - und da könne es auch nötig sein, über Schrumpfungsprozesse nachzudenken, sagt Michael Reink. "Selbst so eine pittorekse und kaufkraftstarke Stadt wie Coburg kann es treffen." Deshalb hält er es grundsätzlich für gut, wenn es bei den Diskussionen ums künftige Sanierungsgebiet Steinweg auch um Themen geht wie zum Beispiel die teilweise Abschaffung der Fußgängerzone.