Philipp Schinkel will im Rahmen seiner Doktorarbeit noch mehr über die ersten Neustadter erfahren, als er in seiner Masterarbeit schon herausgefunden hat.
Auf dem Muppberg war schon vor Jahrtausenden etwas los. Das konnte Archäologe Philipp Schinkel im Rahmen seiner Masterarbeit belegen. Jetzt will er es noch genauer wissen. Der Berg und seine Besiedelung werden im Mittelpunkt von Schinkels Doktorarbeit stehen. Was er schon weiß, und was er noch wissen möchte, erklärte er bei einem Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung "Denkmal im Wald" im Landratsamt Coburg und bei einer anschließenden Exkursion auf den Neustadter Hausberg.
Als Zeugenberg erhebt sich der Muppberg rund 170 Meter über dem Boden des Neustadter Beckens. "Vom Aussichtsturm aus wird deutlich, welche Sichtverbindungen es in Richtung der Veste Coburg und zum Blessberg gab", erklärt Philipp Schinkel. Dass auch unter der "Fränkischen Krone" Spuren einer sehr frühen Besiedelung verborgen liegen, ist noch wenig bekannt. Und doch gab es sie und Schinkel ist überzeugt, dass dort zur selben Zeit Menschen siedelten, wie auf dem Muppberg. Dort belegen Funde, dass auf dem Hochplateau schon vor rund 4000 Jahren Menschen lebten. Andere Funde fallen in die Zeit zwischen 1300 und 800 vor Christus und weitere zeigen, dass auch 450 bis 250 vor Christus reges Leben auf dem Berg herrschte.
Mit modernen Untersuchungsmethoden (Magnetometer Prospektion) gelang es Schinkel, zu belegen, dass an der Hangkante des Berges Befestigungsanlagen existierten. "Das ist immer so etwas wie der Adelsschlag für eine entdeckte Besiedelung", sagt er. Schließlich unterstreiche so etwas die Bedeutung des Ortes. Mit einer Fläche von 11,5 Hektar war das Plateau für eine Besiedelung prädestiniert, in einer Zeit, in der es den Menschen um Sicherheit vor Überfällen ging. Die Sicht reichte weit, am Berg gab es Quellen und Holz. Die umliegenden Siedlungen konnten die Befestigung mit versorgen und dort bei Bedarf Schutz suchen.
Sichtkontakt zu anderen Höhensiedlungen spielte wohl eine Rolle. Durch Rauch oder Leuchtfeuer hätte man sich Zeichen geben können, wenn etwa Feinde anrücken.
Der Schutz von Handelsrouten kann ebenso von Bedeutung gewesen sein, erklärt der Archäologe. Da kommt der Blessberg in Spiel. "Der wurde bislang noch nicht in dieser Richtung erforscht", sagt Schinkel. Er könnte aber die nächste Verteidigungsanlage entlang einer möglichen Route über das Mittelgebirge getragen haben.
Rücksicht bei der Nutzung
Förster Fabian Hecker, der den Wald auf dem Muppberg für den Forstbetrieb Coburg der Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet, interessierte vor allem, welche Bedeutung die Entdeckung eines großflächigen Bodendenkmals für die Waldarbeit hat. Denn Bodendenkmäler sind geschützt und dürfen auch im Zuge der Bewirtschaftung nicht beschädigt werden. Dies spiele aber erst dann eine Rolle, wenn etwa beim Wegebau Erde bewegt wird, erklärte Markus Ullrich vom Landesamt für Denkmalpflege. Das sollte vorher mit der Denkmalschutzbehörde am Landratsamt abgestimmt werden. Bei Grabungen könnten dann Fachleute wie Philipp Schinkel eingebunden und möglicherweise Funde gesichert werden. Solche Funde machte Schinkel auch an Stellen, wo der Wurzelteller umgestürzter Bäume den Boden öffnete. Solchen "Fenstern in den Untergrund" verdanken wir auch Funde, die schon vor Jahrzehnten am Berg gemacht wurden. Unter anderem fanden sich auf dem Muppberg eine Bronzenadel, Keramikscherben und Steine, bei denen unter dem Mikroskop nachgewiesen werden konnte, dass sie zum Schärfen von Bronzewerkzeugen genutzt wurden.
Mit Spannung warten nun Geschichtsinteressierte darauf, was Schinkel in den kommenden Jahren noch über den Muppberg herausfinden wird.
Eines der bestgehüteten Geheimnisse des Muppbergs liegt seit langem verborgen hinter wucherndem Gehölz wie ein Dornröschenschloß: Es ist ein ... – nein: DAS Neustadter Wahrzeichen: Der Prinzregententurm, der schon lange nur nich Aussicht auf die staatsforstlichen Nutzbäume hat, die dort zu Profitzwecken gen Firmament ragen müssen – ohne jeglichen Sinn beispielsweise für Geschichte, Identifikationsstiftung und Ästhetik.
Wie positiv dagegen die Freischneidemaßnahmen etwa auf dem Straufhain, wo die Ruine seit einiger Zeit wieder von allen Seiten gut sichtbar und wieder ein markantes Zeichen setzt. Und was erblickt der Resiende, der sich Neustadt und dem Muppberg nähert? Einen Mobilfunkmast ... – wie gut, daß Max Oscar Arnold das nicht mit ansehen muß. Man stelle sich die Werner-Bräu-Etiketten mit einem Mobilfunkmast anstelle des "Aussichtsturms" darauf vor ...
Und komme mir keiner mit der "Natur", die sich da etwas zurückhole. Es gibt kaum etwas widernatürlicheres als einen profitorientierten Staatsforst.