Geflüchtete Kinder konnten in Coburg einfach mal Sorglos spielen

3 Min
Diellza sitzt auf einer Decke und spielt. Foto: Helke Renner
Diellza sitzt auf einer Decke und spielt. Foto: Helke Renner
Carmencita Hartwig (Fünfte von links) ist mit einer Spende zum Kinderfest gekommen. Darüber feuen sich Caritasgeschäftsführer Richard Reich (Sechster von links), "Amal"-Projektleiterin Tabea Illge (Vierte von rechts) und Praktikantin Sarah Kastner (Zweite von links). Foto: Helke Renner
Carmencita Hartwig (Fünfte von links) ist mit einer Spende zum Kinderfest gekommen. Darüber feuen sich Caritasgeschäftsführer Richard Reich (Sechster von links), "Amal"-Projektleiterin Tabea Illge (Vierte von rechts) und Praktikantin Sarah Kastner (Zweite von links). Foto: Helke Renner
 
Rahel beherrscht den Umgang mit den Seifenblasenringen sehr gut. Foto: Helke Renner
Rahel beherrscht den Umgang mit den Seifenblasenringen sehr gut. Foto: Helke Renner
 

Auf Initiative zweier Frauen vom Caritasverband wurde in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der Sally-Ehrlich-Straße ein Kinderfest gefeiert.

Die Seifenblasenringe sind sehr begehrt, die kleine Rahel kann gut damit umgehen. Sie dreht sich, lacht und produziert Seifenblasen quasi am laufenden Band. Es ist ein besonderer Tag in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der Sally-Ehrlich-Straße. Es ist Weltkindertag und deshalb wird auf dem Hof ein kleines Fest gefeiert. Organisiert haben das Tabea Illge, Sozialpädagogin beim Caritasverband Coburg, und die Praktikantin Sarah Kastner. Die beiden betreuen das Projekt "Amal" (der arabische Frauenname für Hoffnung), das die Coburger Caritas für geflüchtete Frauen ins Leben gerufen hat. "Das Projekt gibt es seit Mai 2016. Dazu gehören das Nachmittagscafé, das bei uns in der Ernst-Faber-Straße stattfindet, die Arbeit im Kolpingbildungszentrum in der Neustadter Straße und seit Mai dieses Jahres das Frauencafé hier in der Sally-Ehrlich-Straße", erzählt Tabea Illge.


Warten auf den Bescheid

In der Gemeinschaftsunterkunft sind Familien unterschiedlicher Herkunft untergebracht, aber auch alleinerziehende Mütter, die alle darauf warten, als Flüchtlinge anerkannt zu werden. Der Druck ist groß. Das spüren Nafise Sadeghzade und Hosein Damory, die mit ihrer Tochter Kiyana seit vier Monaten in Coburg leben. Seit acht Monaten sind sie in Deutschland und warten auf den Bescheid. Ihr Lebensraum beschränkt sich auf ein 20 Quadratmeter großes Zimmer. "Das ist nicht leicht", sagt Kiyana, die schon recht gut deutsch spricht. Deshalb genießt sie das Fest, das speziell für sie, die Kinder, gefeiert wird.

Diesen Anlass nutzt Carmencita Hartwig, die Gründerin der Stiftung "Invitatio", die sich um Menschen in Krisensituationen kümmert und sich verstärkt für die Integration von Flüchtlingen engagiert. Sie überreicht dem Geschäftsführer des Caritasverbandes Coburg, Richard Reich, und der "Amal"-Projektleiterin, Tabea Illge, eine Spende in Höhe von 1000 Euro. Sie ist für die Finanzierung von Veranstaltungen der zwei Frauengruppen - das Nachmittagscafé im Caritasverband am Freitag und das Frauencafé in der Sally-Ehrlich-Straße am Donnerstagnachmittag - gedacht. "Es geht uns vor allem auch um die Kinder, die brauchen dringend Unterstützung", erläutert Carmencita Hartwig. Und Richard Reich ergänzt: "Uns kommt es bei dem Projekt darauf an, den Frauen und Müttern alle Informationen zu vermitteln, die sie benötigen. Denn sie sind die Trägerinnen der Integration und haben am meisten gelitten." Doch bevor eine gutgemeinte Unterstützung auch ankommt und greifen kann, muss Vertrauen aufgebaut werden. Das weiß Tabea Illge nur allzu gut. Denn die Frauen sehen sich in Deutschland mit einem neuen Wertesystem, neuen Erwartungen und einem anderen Frauenbild als in ihrer Heimat konfrontiert. Das setzt andere Prioritäten im Leben und schließt eine andere Lebensweise ein.


"Alles passiert in deutscher Sprache"

"Wir kommen bei Kaffee, Tee und Kuchen zusammen und reden. Am Anfang stand eine Vorstellungsrunde. Alles passiert in deutscher Sprache, weil die alle lernen." Für die nächsten Zusammenkünfte hat Sarah Kastner einen Beauty-Nachmittag geplant, bei dem sich alle Teilnehmerinnen etwas Gutes tun sollen, und einen Bastelnachmittag, an dem Dekorations-Gegenstände hergestellt werden. Und mit der Spende von "Invitatio" ist es leichter, dafür die nötigen Materialien zur Verfügung zu stellen.

Amal Mit dem Projekt "Amal" des Caritasverbands soll den geflüchteten Frauen eine Orientierungshilfe gegeben werden. Das geschieht durch Wissensvermittlung zum politischen, gesellschaftlichen und sozialen System Deutschlands sowie die Vermittlung von kulturellem und geschichtlichem Wissen mit Hilfe von Dolmetschern in der Muttersprache und Informationsmaterialien. In der Migrationsberatung gibt es Antworten auf Fragen in persönlichen Gesprächen. Die Selbsthilfekräfte der Frauen sollen gestärkt werden. Außerdem geht es darum, sie zu befähigen, andere soziale Dienste zu nutzen und Kontakte herzustellen. Der Fokus der niedrigschwelligen Vermittlung von Deutschkenntnisssen liegt auf der verbalen Anwendung der Sprache. Die Gemeinschaft der Frauen, die aus unterschiedlichen Ländern kommen, wird durch Gruppenarbeit, Ausflüge, Familienfeste, Familiennachmittage und vieles mehr gefestigt. "Amal" hat sich darüber hinaus das Ziel gesetzt, die Frauen psychisch zu stabilisieren und ihnen, wenn nötig, psychologische und therapeutische Unterstützung zuteil werden zu lassen. Alles in allem geht es aber auch um die individuelle Orientierung für eine realistische Zukunftsplanung und berufliche Integration.

Invitatio Die 2012 gegründete Stiftung "Invitatio" verfolgt das Ziel, hilfsbedürftige Menschen in Notlagen zu unterstützen, damit diese ihr Leben möglichst selbstständig gestalten können. Dieses Ziel kann sowohl durch Beratung erreicht werden als auch durch die Finanzierung oder Organisation konkreter praktischer Hilfen. Das Themenspektrum umfasst dabei neben der Bewältigung persönlicher Schicksalsschläge und Konflikte auch eine Beratung für die Bewältigung der Übergänge von einem Lebensabschnitt in den nächsten, zum Beispiel vom Erwerbsleben in den Ruhestand. Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Beratung zur Planung und Durchführung von Wohn- und Lebenskonzepten - insbesondere für den letzten Lebensabschnitt. Die Stiftung "Invitatio" fördert das Projekt "Amal" zur Unterstützung von Frauen mit Fluchthintergrund. Sie unterstützt Menschen in Notlagen und engagiert sich verstärkt für die Integration von Flüchtlingen.