Frühchenversorgung ist in Coburg garantiert

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Ganz wichtig für Frühchen ist der Körperkontakt zu den Eltern. Im Klinikum wird viel Wert auf das sogenannte Bonding (die Bindung zu Mutter und Vater) gelegt. Fotos: Christiane Lehmann
Ganz wichtig für Frühchen ist der Körperkontakt zu den Eltern. Im Klinikum wird viel Wert auf das sogenannte Bonding (die Bindung zu Mutter und Vater) gelegt. Fotos: Christiane Lehmann
Wenn es angenehm ruhig auf Station ist, grinst der grüne Smiley.
Wenn es angenehm ruhig auf Station ist, grinst der grüne Smiley.
 
Chefarzt Peter Dahlem
Chefarzt Peter Dahlem
 

Die Diskussion, ob Extremfrühchen auch in Zukunft in der Kinderklinik Coburg behandelt werden dürfen, hat sich entspannt. Die "Sollzahlen" werden erfüllt. Im Regiomed-Verbund ist das Perinatalzentrum ein Erfolgsmodell.

Es riecht angenehm, das Licht ist gedimmt, Eltern flüstern mit ihren Babys, streicheln das Händchen oder drücken die Winzlinge sanft an ihr Herz - Schläuche, Elektroden und Katheder vorsichtig beäugt. Känguruhn nennt man das.

Die Kinderintensivstation des Klinikums Coburg ist eine besondere Station. Frühchen mit einem Gewicht von unter 1250 Gramm werden dort ins Leben gepäppelt - ein Weg voller Komplikationen und Sorgen für die Eltern. Intensivmedizin für eine Handvoll Mensch.

Erfolgreich gewehrt

Bis vor einem halben Jahr war die Zukunft dieser Station in Coburg wegen zu geringer Geburtenzahlen gefährdet. Voraussetzung für den Fortbestand waren 30 Geburten von Extremfrühchen pro Jahr. Gegen diese Neuregelung hatte der gemeinsame Bundesausschuss Revision eingelegt.
Auch das Klinikum Coburg wehrte sich dagegen, weil man eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung gefährdet sah.

Das Bundessozialgericht Kassel entschied nun zugunsten der kleinen Krankenhäuser. Kliniken, die frühgeborene Babys mit besonders geringem Gewicht versorgen wollen, müssen künftig nur noch 14 Behandlungsfälle pro Jahr nachweisen.

"Mit dem Urteil hat sich die Situation in Coburg wieder entspannt. Wir kommen durchschnittlich auf 14 solcher Fälle pro Jahr und können damit sowohl die Behandlung der Ex-tremfrühchen als auch der älteren Frühchen gewährleisten", sagt Chefarzt Peter Dahlem. Damit ist auch der Erhalt der Kinderintensivstation in Coburg zunächst gesichert.

Grundsätzlich findet Dahlem die Diskussion über Zahlen eine "völlig falsche Betrachtungsweise". Es dürfe nicht um Mengen gehen, sondern Qualität müsse dafür ausschlaggebend sein. Und dass sich das Perinatalzentrum in Coburg mit seinem Level 1 da nicht verstecken muss, bestätigen auch die aktuellen Ergebnisse der qualitätssichernden Statistiken, die jetzt vorliegen.

Die Ergebnisse im Bereich der niedrigen Sterblichkeit, seltenen Hirnblutungen, seltenen Netzhautablösungen, seltenen Darmverschlüssen und chronischen Lungenkrankheiten sind "unauffällig", liegen im Durchschnitt. Auch die personelle Ausstattung mit drei Neonatologen, Intensivkinderkranken-schwestern und einer Reihe von Frauenärzten erfüllt alle Normen. Die technische Ausstattung werde zur Zeit erneuert, sagt Dahlem. "High Tech und High Touch" seien im Moment die Schlagworte auf Station. Gemeint ist damit eine bestmögliche Ausstattung modernster Gerätetechnik, aber eben auch das entwicklungsfördernde Pflegekonzept, das viel Platz und Raum für Emotionalität lässt.

Neues Pflegekonzept

Schwester Elke erläutert einige Punkte, auf die viel Wert auf der Intensivstation gelegt werde: "Die Frühgeborenen sind nicht ans Tageslicht gewöhnt. Deshalb herrscht auf unserer Station Tag und Nacht gedämpftes Licht und die Inkubatoren sind mit Tüchern abgedeckt." Neu ist auch eine sogenannte Lärmampel, mit der der allgemeine Lärmpegel kontrolliert wird. Schwestern, Ärzte und Eltern gleichermaßen sind angehalten, Geräusche zu reduzieren. Es werde besonders auf Ruhe- und Schlafphasen eines jeden Kindes geachtet. Untersuchungen und Blutabnahmen werden zur Versorgungszeit durchgeführt. "Wir achten auf Minimal-Handling, um die Babys möglichst wenig zu stören", so die Stationsschwester. Zehn Punkte umfasst das neue Konzept - von den Elternbedürfnissen bis hin zum Schmerzmanagement.

Ein großer Vorteil habe sich für die Kinderklinik auch durch den Regiomed-Verbund ergeben, sagt Chefarzt Peter Dahlem. Er selbst würde das Perinatalzentrum als Erfolgsprojekt innerhalb des Verbundes bezeichnen. Einzigartig sei, dass alle angeschlossenen Krankenhäuser und Frauenkliniken gemeinsame Standards erarbeitet hätten. So werden in Hildburghausen, Sonneberg, Lichtenfels und Coburg gleiche Behandlungsmethoden angewandt - ob es dabei um vorzeitige Wehen gehe oder um die Wiederbelebung von Neugeborenen. Auch die Verlegungskriterien sind abgestimmt und eine Beratung durch die Coburger Spezialisten ist jederzeit gewährleistet.