Fleischskandal: schwierige Ermittlungen befürchtet

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Der Coburger Schlachthof steht im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Foto: dpa
Der Coburger Schlachthof steht im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Foto: dpa
Leitender Oberstaatsanwalt Anton Lohneis Foto: Archiv
Leitender Oberstaatsanwalt Anton Lohneis Foto: Archiv
 

Die Empörung über den möglichen Skandal im Coburger Schlachthof ist groß. Während die Ermittlungen anlaufen, werden bereits erste Rufe laut, die städtische Einrichtung zu schließen.

Der Schock sitzt tief. Am Coburger Schlachthof sollen Betrüger ihr Unwesen treiben, die bereits aussortierte Schlachtabfälle wieder in Umlauf bringen. Die ersten Reaktionen auf diesen heftigen Vorwurf, der am Donnerstagabend vom Bayerischen Fernsehen erhoben wurde, sind eindeutig. "Ich bin erschüttert - das ist eine Riesensauerei", schimpft zum Beispiel Metzgermeister Manfred Thein namens der Coburger Fleischer-Innung. Er könne nur hoffen, dass diejenigen, die dafür verantwortlich sind, schnell ermittelt werden. "Und dann gehört denen das Handwerk gelegt. Solche Leute darf man doch nicht auf die Menschheit loslassen!"

Kunden schauen auf den Preis

Scharfe Kritik übt Thein an den "schwarzen Schafen" der Branche, die Fleisch- und Wurstwaren zu Billigstpreisen verkaufen. "In Deutschland schaut der Kunde eben auch leider oft nur danach, wo etwas am billigsten ist." Bei den diversen Fleischskandalen in der Vergangenheit (BSE, Gammelfleisch, Pferdefleisch) hat Thein die Erfahrung gemacht, dass es jeweils so etwa drei bis vier Wochen einen "Boom" in seinen Geschäften gab und die Menschen plötzlich doch bereit waren, für Qualitäts-Fleisch etwas mehr Geld auszugeben. "Aber nach diesen drei, vier Wochen haben die Leute den Skandal dann oft vergessen und gehen wieder zum Billiganbieter." Ob das diesmal auch so sein wird, vermag Thein nicht abzuschätzen: "Denn einen Skandal direkt in Coburg gab es ja noch nie." Er hätte es auch nicht für möglich gehalten, "dass es so etwas in Coburg geben kann".

Der Vorwurf, dass Schlachtabfälle, die eigentlich nur noch zu Hundefutter hätten verarbeitet werden dürfen, vom Coburger Schlachthof aus in den Warenverkehr gelangt sind, beschäftigt auch die Staatsanwaltschaft. Die Stadt Coburg selbst, die Betreiber des Schlachthofs ist, hatte dies in die Wege geleitet, nachdem sie wiederum vom Bayerischen Fernsehen über die vermutlichen Machenschaften informiert worden war. "Ja, wir ermitteln", sagte gestern der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis. Er befürchte allerdings ein "schwieriges und komplexes Verfahren". Denn mit dem heimlich gedrehten Film des Bayerischen Fernsehens, der zeigen soll, wie mit dem Gammelfleisch zu nächtlicher Stunde "gedealt" wird, könne man zunächst gar nicht so viel anfangen. "Wir brauchen vor allem verlässliche Zeugenaussagen." Denn die Fernsehmacher beriefen sich im Wesentlichen auf einen Schlachthof-Mitarbeiter, der bislang unerkannt bleiben will. Grundsätzlich warnt Lohneis davor, den gesamten Schlachthof zu "kriminalisieren". Er gehe davon aus, dass sehr viele, die am oder mit dem Schlachthof zu tun haben, überhaupt nichts dafür können: "Vielleicht gibt es da einen Stinkstiefel, und alle müssen jetzt darunter leiden." Die Firma Dellert-Fleisch etwa, distanzierte sich gestern sofort und kündigte ihre Mithilfe bei der Aufklärung an (siehe dazu gesonderten Text - unten anklickbar).

Finanzielle Probleme

Doch selbst, wenn diese Aufklärung relativ schnell gelingen sollte: "Irgendetwas bleibt immer hängen", befürchtet Anton Lohneis. Ob deshalb freilich der Vorstoß von Hans-Heinrich Eidt die Lösung ist, bleibt abzuwarten. Der FDP-Stadtrat brachte gestern den Antrag ein, zu prüfen, ob der städtische Schlachthof nicht geschlossen werden sollte. In seiner Begründung schreibt Eidt: "Seit langer Zeit sind im Coburger Schlachthof immer wieder Probleme aufgetreten, mit denen sich zum Beispiel der Rechnungsprüfungsausschuss mehrfach beschäftigen musste. Während meiner Zeit im Bausenat kamen immer wieder Fragen der Finanzierung von Verbesserungsmaßnahmen zur Abstimmung. Und in der jüngsten Vergangenheit haben Überprüfungen offenbar erneut Investitionsbedarf festgestellt."

Die Nachricht, dass es jetzt auch noch einen Fleischskandal gebe, bringt für Hans-Heinrich Eidt das Fass dann endgültig zum Überlaufen. Wörtlich schreibt er: "Ich meine, dass der Schlachthof in Coburg lange genug gehalten und seitens der Stadt getragen und finanziert wurde." Die jüngsten Meldungen seien daher nach Meinung der FDP "Anlass genug, die seit einiger Zeit geführte Diskussion um die Schließung des Schlachthofes zu beenden".

Areal anderweitig nutzen

Eidt fordert in seinem Stadtratsantrag, dass die jüngsten Meldungen "schärfstens" überprüft werden - "und bei zutreffendem Ergebnis dieser Prüfung" soll der Schlachthof "sobald möglich" geschlossen werden. Das Gelände kann nach Ansicht von Eidt in Zukunft "sicher besser für die weitere Entwicklung der Stadt Coburg" genutzt werden - etwa für ein "Band der Wissenschaft".