Film-Fernseh-Fonds: Eine Hauptrolle für Coburg

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Die Arkaden am Schlossplatz als Eingang zur Londoner U-Bahn: Coburg hat schon manche andere Stadt doubeln müssen. Nun soll Coburg sich selbst spielen dürfen - Stadtmarketing und Film-Fernseh-Fonds Bayern haben einen Drehbuchwettbewerb ausgelobt. Foto: OliverSchmidt/CT-Archiv
Die Arkaden am Schlossplatz als Eingang zur Londoner U-Bahn: Coburg hat schon manche andere Stadt doubeln müssen. Nun soll Coburg sich selbst spielen dürfen - Stadtmarketing und Film-Fernseh-Fonds Bayern haben einen Drehbuchwettbewerb ausgelobt. Foto: OliverSchmidt/CT-Archiv
Mick Böhm Foto: Berthold Köhler
Mick Böhm Foto: Berthold Köhler
 

Die Vestestadt soll einen festen Platz auf der Landkarte der Film- und Fernsehschaffenden erhalten. Dafür arbeitet Mick Böhm, Koordinator fürs Stadtmarketing, eng mit dem Film-Fernseh-Fonds Bayern zusammen.

Die Stadt als Kulisse, die Stadt als Darstellerin: Das hat Coburg schon hinter sich, unter anderem mit den Filmen "Rubinrot" und "Saphirblau". Allerdings muss Coburg in diesen Filmen London spielen: Die Arkaden am Schlossplatz stellen einen Eingang zur Londoner U-Bahn dar, die Ehrenburg ein englisches College.

Mick Böhm, Koordinator fürs Stadtmarketing, hat einiges dafür getan, dass Filmschaffende in und um Coburg passende Kulissen finden. Sieben Coburger Locations finden sich in der entsprechenden Datenbank des Bayern Tourismusmarketings im Internet (www.bayern.by; Stichwort "Filmkulisse Bayern"): die Veste, Schloss Callenberg, die Ehrenburg, der Marktplatz, die alte Pakethalle am Güterbahnhof, das Landestheater, der Flugplatz Brandensteinsebene.
Etwa 30 Coburger Locations will Böhm in dieser Datenbank noch unterbringen, die vom Film-Fernseh-Fonds (FFF) Bayern und dem Mediennetzwerk Bayern unterstützt wird.

Nun hat Böhm zusammen mit dem FFF Bayern einen Drehbuchwettbewerb gestartet: Autoren, die schon über Referenzen und Erfahrungen verfügen müssen, sollen der Stadt Coburg selbst eine feste Rolle in der Handlung zuweisen. "Wir hoffen, mit dem Drehbuchwettbewerb mal wieder einen klassischen Coburg-Film zu kriegen", sagt Böhm und erinnert an den Film "Der Flieger" aus dem Jahr 1986. Darin geht es um den Coburger Versicherungs-Azubi und Drachenflieger Bernd, der einen Streckenrekord in den Anden aufstellen will. Das Drehbuch für diesen Film schrieb Uwe Timm ("Der Mann auf dem Hochrad").

Da gehe es auch um die Identitätsstiftung, sagt Böhm: "Die Coburger sollen sehen, in welch toller Region sie leben." Indem man mit dem Wettbewerb die Drehbuchautoren direkt anspreche, "gehen wir an den Ursprung der Produktentwicklung", sagt Böhm, ganz Marketing-Mann: Wenn es erst mal Drehbücher gibt, in denen Coburg oder die Region eine Rolle spielen, ist auch wahrscheinlicher, dass hier gedreht wird.

Was aber, wenn die Drehbuchautoren für ihre Geschichte unrühmlichere Teile der Coburger Vergangenheit aufgreifen, zum Beispiel das frühe Erstarken der Nazis oder die Rolle des letzten Coburger Herzogs Carl-Eduard? "Die Vergangenheit ist nun mal da", sagt Böhm und verweist darauf, dass solche Filme auch jetzt schon jederzeit projektiert werden könnten - sogar völlig ohne Coburger Beteiligung. "Der letzte große Film über Queen Victoria und Prinz Albert wurde komplett in den Studios der BBC gedreht." Und das, obwohl ein Teil dieser königlichen Romanze tatsächlich im Coburger Land spielte!

"Letztlich geht es um eine gute Geschichte, die die Menschen berührt." Das sollen die Wettbewerbsteilnehmer liefern. Welche Geschichte die beste ist, wird eine fünfköpfige Jury "von hochkarätigen Filmschaffenden" entscheiden, deren Namen Böhm noch nicht nennen will. Als erster Preis ist ein Betrag von 10.000 Euro ausgelobt, für die Nächstplatzierten gibt es 3000 beziehungsweise 2000 Euro.

"Wir wollen uns durch Engagement in der Filmbranche einen Namen machen", sagt Böhm. Immerhin lasse sich ein gewisser Effekt für den Tourismus schon ausmachen. So bietet der Tourismusbetrieb, zu dem auch das integrierte Stadtmarketing gehört, schon Führungen zu den Drehorten an. Und nach den Filmen "Rubinrot" und "Saphirblau" hätten sich vor allem junge Mädchen verstärkt für die Ehrenburg interessiert, sagt Mick Böhm.
Nur das Rubinrot-Taxi wurde längst wieder eingestellt - das war der Zielgruppe offensichtlich viel zu teuer.