Evangelische Kirchengemeinde Gleußen hat vier neue Glocken

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Dekanin Stefanie Ott-Frühwald, Pfarrer Michael Bergner und Vertrauensmann Matthias Bauer freuen sich riesig über die neuen Glocken. Die Gemeinde hat die Anschaffung mit einem regelrechten Kraftakt gestemmt. Foto: Michael Stelzner
Dekanin Stefanie Ott-Frühwald, Pfarrer Michael Bergner und Vertrauensmann Matthias Bauer freuen sich riesig über die neuen Glocken. Die Gemeinde hat die Anschaffung mit einem regelrechten Kraftakt gestemmt. Foto: Michael Stelzner
Die große Glocke stand aufgrund ihrer Größe etwas abseits an der Seitentür. Foto: Michael Stelzner
Die große Glocke stand aufgrund ihrer Größe etwas abseits an der Seitentür. Foto: Michael Stelzner
 

Am 31. Mai sollen die neuen Glocken von Gleußen schon weit durch den Itzgrund zu hören sein.

Die Seitentür der evangelischen Kirche in Gleußen war verschlossen. "Dort steht die große Glocke", war von Marga Hein zu hören. Wer dann über den anderen Eingang die Kirche betrat, sah die vier neuen glänzenden, geschmückten Glocken im Altarraum stehen. So schnell wird es diesen Anblick nicht mehr geben, da waren sich die Gemeindebürger einig. Denn bald werden die Glocken im Turm verschwinden und dort unsichtbar, aber hörbar, ihren Dienst verrichten. In einem Gottesdienst am Pfingstsonntag, bei dem die Kirche komplett besetzt war, erhielt das neue Geläut seinen Segen durch Pfarrer Michael Bergner und Dekanin Stefanie Ott-Frühwald. Die neuen Glocken, die inklusive aller notwendigen Arbeiten, rund 150 000 Euro kosten, wurden notwendig, da an den alten Eisenglocken aus dem Jahr 1921 der Rost genagt hatte und deshalb nicht mehr geläutet werden konnte.

Die alten Glocken wurden inzwischen abgebaut und stehen samt Läutwerk hinter der Kirche und sollen später rund um die Kirche und auf dem Friedhof aufgestellt werden. Die Kirchengemeinde Gleußen wird für die neuen Glocken eine Festschrift erstellen, die in Kürze erscheinen wird. Darin sind viele interessante Informationen zu den neuen Glocken zu lesen.


Schöpfung Gottes hörbar

Die neuen Glocken werden voraussichtlich am Mittwoch mit einem großen Autokran aufgezogen und im Glockenstuhl montiert. Geplant ist, dass die vier Glocken bereits am 31. Mai ihren Dienst aufnehmen sollen und ihren Klang in die Weiten des Itzgrundes tragen, wie Pfarrer Michael Bergner es ausdrückte. Sie machten die Schöpfung Gottes hörbar und seien eine Bereicherung für die Gemeinde. Die Glocken werden in verschiedenen Kombinationen, je nach Ereignis, läuten. "Wer Ohren hat, der höre, was der Geist in der Gemeinde sagt", betonte Vertrauensmann Matthias Bauer im Gottesdienst.

Die Kirchengemeinde mit ihren rund 560 Gläubigen hat einen wahren Kraftakt geschafft und viel Energie bewiesen, denn seit neun Jahren wird für die Kirchenglocken gesammelt und seit dieser Zeit sind rund 90.000 Euro zusammengekommen. Eine Spendensäule, die mit Sand gefüllt ist und jedes Jahr farblich abgegrenzt wurde, zeugt vom Spendenstand. Weiterhin haben 65 Gläubige eine Patenschaft abgeschlossen und ein Jahr lang jeden Monat 10 Euro für die neuen Glocken gespendet. Aber auch die Konfirmandenjahrgänge ab dem Jahr 2013 haben für die Glocken gespendet. Es sind aber auch viele andere Aktionen für die neuen Glocken gelaufen, da wurden Strümpfe gestrickt und verkauft, bei Geburtstagen wurde gespendet. Alle Spender sollen auf einer Tafel, die dann im Glockenstuhl hängen wird, verewigt werden. Einen Zuschuss in Höhe von 8000 Euro gab es sogar von der Regierung von Niederbayern aus einem besonderen Programm, das jeder Gemeinde, auch außerhalb von Niederbayern, zur Verfügung steht, die neue Glocken anschaffen will. Aber es fehlten immer noch rund 60.000 Euro, wie Pfarrer Michael Bergner betonte.

Michael Bergner hat sich den Austausch der Glocken etwas einfacher vorgestellt, wie er selbst betonte. Denn immerhin 13 Firmen sind beteiligt, bis - unter der Leitung des Architekturbüros Achim Schmidt aus Coburg - die Glocken im Turm hängen. Der Pfarrer verriet noch etwas: "Eigentlich sollten die neuen Glocken schon läuten, aber ein Glockenguss bei der Firma Rincker sei schiefgegangen und habe wiederholt werden müssen. Deshalb habe sich das Ganze etwas verzögert.


Glocke mahnt zum Frieden

Alle Glocken sind aus Bronze ( 78% Kupfer und 22% Zinn) gegossen. Der Geistliche stellte im Gottesdienst die neuen vor Glocken vor. Auf allen vier Glocken sind neben verschiedenen Sprüchen aus dem Neuen und Alten Testament auch verschiedene Bilder des Künstlers Friedrich Pohl aus Kassel zu finden. Die größte Glocke ist 1612 Kilogramm schwer und hat einen Durchmesser von 138 Zentimetern und trägt einen Spruch aus Psalm 130. Sie hat mit D1 den tiefsten Ton im Geläut und ist künftig die Sterbeglocke und ein Hoffnungszeichen. Auf ihr ist ein Lebensbaum mit zwölf Früchten zu sehen. Auf der zweitgrößten Glocke mit einem Gewicht von 1117 Kilogramm und einem Durchmesser von 120 Zentimetern ist das Christussymbol zu sehen und ein Spruch aus dem neuen Testament zu lesen. Sie wird künftig beim Vater Unser läuten. Sie klingt in der Tonart F1. Die dritte Glocke erinnert an das Reformationsjubiläum, das im vergangenen Jahr gefeiert wurde. Auf ihr sind die Lutherrose zu sehen und ein Spruch von Martin Luther zu lesen. Diese Glocke soll zum Frieden mahnen und wird bei allen kirchlichen Festen läuten. Sie hat 107 Zentimeter im Durchmesser und wiegt immerhin noch 786 Kilogramm.


Die kleinste ist die interessanteste

Für Pfarrer Michael Bergner ist die kleinste Glocke mit 497 Kilogramm und 92 Zentimetern die interessanteste. Denn sie ist die Zukunftsglocke und wird in der Tonart B1 läuten. Auf ihr sind die Symbole Alpha und Omega zu sehen und damit stellt sie eine Verbindung zur großen Glocke her.
Pfarrer Michael Bergner freut sich über die verschiedenen Klangvariationen, die zu verschiedenen Gelegenheiten, ob Freud oder Leid, passen.

Alle Vier Glocken werden im rund 20 Meter hohen Glockenstuhl im über 36 Meter hohen Kirchturm bei Festgottesdiensten läuten. "Am Klang der Glocken werden die Gemeindemitglieder hören, was gerade in der Gemeinde los ist", erklärte Bergner. Der Kirchenvorstand werde sich noch intensiv mit einer Läutordnung beschäftigten.

Das sei für sie ein Festtag, sagte Dekanin Stefanie Ott-Frühwald. "Es wie Ostern und Weihnachten zusammen", zeigte sie sich über die neuen Glocken erfreut. Für die Kirchengemeinde sei das ein besonderer Tag, der in die Geschichte eingehen werde. Sie ging in ihrer Predigt auf den Sinn der Glocken ein. Sie seien auch im 21. Jahrhundert nicht überflüssig. Die große Spendenbereitschaft zeige, dass der Kirchengemeinde Gleußen ihre Glocken sehr wichtig sind. Glockenklang erfreue die Menschen, ist die Dekanin überzeugt. Sie lobte den Kirchenvorstand dafür, dass er sich so viele Gedanken gemacht hatte. Sie erinnerte daran, dass im Ersten Weltkrieg viele Glocken von Kirchtürmen geholt und eingeschmolzen wurden, um daraus Kanonen herzustellen. Sie wünsche sich, dass neuen Glocken lange in Gleußen im Kirchturm hängen und ihren Dienst verrichten.

Als einen Festtag bezeichnete Bürgermeister Werner Thomas den Tag der Glockenweihe. Beeindruckend für ihn sei der Festzug von Kaltenbrunn nach Gleußen gewesen, sagte Thomas. Das Grußwort der Regionalbischöfin Dorothea Greiner verlas Nina Liebermann. Ohne den Klang der Glocken fehle etwas im Alltag, so Greiner.