Schüler des Coburger Gymnasiums Ernestinum haben über die Bedeutung und die Herkunft von Coburgs Straßennamen geforscht.
Straßennamen sind historische Zeugnisse einer Stadt. Sie haben meistens regionale, lokale, historische, geographische, politische oder personelle Bezüge. 14 Schüler haben sich in einem P-Seminar Geschichte Fragen zu Coburger Straßennamen gestellt und Antworten gefunden.
Woher hat die Steingasse ihren Namen? Sie steht im Mittelpunkt des Themas "Mittelalter". Der Straßenname kam zustande, weil sie zu den meistbefahrenen Straßen in Coburg gehörte und deshalb 1398 mit Steinen gepflastert wurde - daher der Name: Steingasse.
Die Schüler teilten die Straßen in verschiedene Themengebiete auf. Neben dem Mittelalter beschäftigten sich Schüler mit verschwundenen Straßennamen. Die heutige Herrngasse, hieß um 1500 Klostergasse, weil sie zu einem Franziskanerkloster führte. Im Zuge der Reformation 1925 wurde dieses Kloster aufgelöst. Herzog Johann Ernst von Sachsen-Coburg hatte das leere Gebäude zur Ehrenburg umgebaut, in dem der Landesherr residierte. Wegen dem neuen Zweck des Gebäudes wurde auch die Klostergasse in Herrngasse umbenannt.
Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha ist der Namensgeber des Albertsplatz. Er heiratete seine Cousine Viktoria, die britische Königin. Albert zog nach England und verstarb dort 1861. Albert bekam auch ein Denkmal. "Die Stadt Coburg wollte das auf den Albertsplatz verlegen. Queen Victoria setzte allerdings durch, dass das Denkmal auf dem Marktplatz bleibt, da dieser zentraler liegt", erklärte Lea-Sophie Bär.
Nicht nur wegen ihrer Beharrlichkeit wurde eine Straße nach Queen Victoria benannt. Am Viktoriabrunnen erinnert die Coburger daran, dass die damalige Königin 1862 mit ihren Kindern für 14 Tage Coburg besuchte. Dort befand sich bis 1899 tatsächlich ein Brunnen, dessen Quelle allerdings versiegte.
Außerdem fand die Gruppe heraus, dass es nur wenig Frauennamen gibt. Um das zu ändern, treffen sich Dilara Ciray und Constanze Thim mit Coburgs Zweiter Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU). Dabei stellen sie wichtige Coburger Frauen vor, deren Namen bei Neustraßen verwendet werden sollten: Caroline Stößel, Gründerin des Gymnasiums Alexandrinum; Elsa-Sachs-Friedmann, geflohene Jüdin aus Coburg; Argula von Grumbach, Reformatorin.
Die Zeit des Nationalsozialismus war ebenfalls Thema. Der heutige Steinweg wurde 1935 in Hans-Schemm-Straße umbenannt, um diesen zu ehren, nachdem er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Er hatte die Posten des NSDAP Gauleiters der Bayerischen Ostmark und des Bayerischen Kultusministers inne.
"Die Anwohner und Geschäftsleute dieser Straße, waren mit dieser Umbenennung zufrieden", erklärt Schüler Maxim Mücke. Erst 1945 erhielt die Straße wegen der Entnazifizierung wieder ihren ursprünglichen Namen: Steinweg.
Merkwürdige Straßennamen standen auch auf der Liste. Woher kommt der Straßenname Allee? Früher war die Allee ein Stadtgraben, der im 19. Jahrhundert aufgeschüttet wurde. An die Ränder wurden Kastanien und Linden gepflanzt, so dass der Stadtgraben zur Allee wurde.
Die Schüler arbeiteten eng mit dem Stadtheimatpfleger Hans Habel, dem Stadtarchiv, der Landesbibliothek und dem Digitalen Stadtgedächtnis der Stadt Coburg mit Stefan Vey zusammen.
In Coburg gibt es rund 300 Straßennamen, davon haben die Teilnehmer des Geschichtsseminars 55 unter die Lupe genommen. Die Schüler kamen bei der Auswahl auf die Idee, keine reine historische Aufzählung der Straßennamen zu erstellen, sondern die Straßen in Themenfelder aufzuteilen. Dabei arbeiteten immer zwei bis drei Schüler in einer Gruppe.
Die Informationen sammelten die Schüler eigenständig und stellten sie dem Digitalem Stadtgedächtnis zur Verfügung. Auf deren Internetseite können alle Interessierten die Einträge lesen und sogar als PDF Datei herunterladen "Diese Sammlung ist ein Novum für das Stadtgedächtnis", sagte Vey. Er überraschte die Schüler mit einem Dankeschön. Jeder Teilnehmer erhält ein ausgedrucktes Exemplar der gesammelten Bedeutungen der Straßennamen, das es sonst nur in digitaler Form gibt.
Projektleiterin Heiligenthal-Habel resümiert: "Es ist ein Projekt, das sich sehen lassen kann, weil es nachhaltig ist." Außerdem haben die Schüler Berufsgruppen kennengelernt und konnten, wie Bibliothekar oder Archivar, sagt die Lehrerin.Auch die Schüler behalten dieses Projekt in Erinnerung: "Es hat viel Spaß gemacht, war aber mit viel Arbeit verbunden", sagt sich Lea-Sophie Bär.