Die ARD-Reportage "Wer beherrscht Deutschland?" schlägt in Coburg weiter Wellen. Nun haben sich die beiden Haupt-Protagonisten - Michael Stoschek und Norbert Kastner - zu Wort gemeldet.
- TV-Reportage am Montag 30. September 2019 in der ARD
- Titel: "Wer beherrscht Deutschland?"
- Bericht über einen früheren Konflikt zwischen Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner und Brose-Chef Michael Stoschek
- Stellungnahme von Michael Stoschek am Mittwoch, 2. Oktober: "Falsche Darstellungen von Alt-OB Norbert Kastner
- KAstner: Stoschecks Reaktion war "heftig"
Update vom 03. Oktober 2019: Kastner reagiert im Interview
Gegenüber der Redaktion des Coburger Tagesblatts hat sich jetzt auch Alt-Oberbürgermeister Norbert Kastner zur ARD-Reportage und Stoscheks Reaktion geäußert. Der ehemalige OB der Stadt Coburg hatte sich von der ARD interviewen lassen. Eineinhalb Stunden lang erzählte er, davon blieben wenige Minuten Originalton. Die Reaktion von Michael Stoschek, Enkel des Firmengründers Max Brose, war "heftig", wie Kastner im Interview sagt. Stoschek gab damals schon Kastner die persönliche Schuld daran, dass die Umbenennung der Von-Schultes-Straße 2004 nicht zustande kam.
Kastner selbst versteht nicht, warum ausgerechnet das Straßennamenthema für die Frage "Wer regiert Deutschland?" herangezogen wurde, wie er dem Coburger Tageblatt sagte. Aber auf den Schnitt des Interviews habe er, Kastner, keinen Einfluss gehabt. Die Ausschnitte des Interviews zeigen, dass es um mehr ging: "Wie erklären Sie einer breiten Öffentlichkeit, dass ein Unternehmen, das in Coburg 4000, 5000 Arbeitsplätze hat, im nächsten Jahr 1500 Arbeitsplätze in einen anderen Standort verlegt mit der offiziellen Begründung, der Standort sei nicht attraktiv genug", sagt Kastner an einer Stelle. Er sagt außerdem, dass es "viele Parallelfälle" gebe. "Überall, wo ich ähnliche Konstellationen habe, gibt es genau die gleichen Baustellen, und dafür muss ich gar nicht weit fahren."
Update vom 02. Oktober 2019: Stoschek äußert sich
In einem umfangreichen Statement hat Michael Stoschek Stellung zu den Aussagen Norbert Kastners in der ARD-Reportage "Wer beherrscht Deutschland?" vom Montagabend genommen. Darin weist Stoschek als Privatperson die Aussagen des ehemaligen Oberbürgermeisters als "falsche Darstellungen" zurück. Allerdings würden nun ganz neue Vorwürfe beziehungsweise Behauptungen im Raum stehen, die er aus seiner Sicht richtig stellen möchte. "Danach werde ich mich an keiner weiteren Debatte zu diesen Themen mehr beteiligen", schreibt Stoschek.
Als Stoschek Anfang der 90er Jahre den Alt-OB über die Platznot seines Unternehmens in der Coburg Innenstadt informierte, habe er ihm erklärt, dass weitere Investitionen an einem anderen Ort unvermeidlich seien, "sofern die Stadt keine geeigneten Grundstücke für die Errichtung von Verwaltungs-Gebäuden zur Verfügung stellen kann."
Daraufhin habe, so Stoschek, die Stadt Coburg dem Unternehmen das ehemalige Busbahnhofsgelände zur Verfügung gestellt. Der Busbahnhof sei daraufhin verlagert worden. "Die Kosten hierfür haben sich über die zusätzlichen Steuereinnahmen schnell amortisiert und Herr Kastner hat sich für diese geschickte und erfolgreiche Ansiedlungspolitik feiern lassen", erklärt Stoschek seine Sicht der Dinge. Der Unternehmer weist den Vorwurf der Erpressung als "absurd" von sich.
Danke übrigens für den doppelten "@Durchblocker", kosto15.
Es persönlich bevorzuge eine sachliche Diskussionskultur, auch wenn zwei Parteien nicht ein- und derselben Meinung sind.
Ich sehe aber ein, dass dies heutzutage häufig nicht mehr möglich ist - was ich bedauere.
@ Durchblocker!
......... ich würde auf keinem Fall Wert darauf legen, dass eine Straße nach meinen Großvater (Mitglied der NSDAP) benannt wird!
Aber ...... immer wenn ich S. sehe kommt bei mir irgendwie Mitleid auf .......!
Es ist diese Erpressbarkeit über die Arbeitsplatzdiskussion. Jedoch zieht die auch nicht immer. Denn es müsste an anderer Stelle neu investiert werden ... und ob dann dort auch die Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die gebraucht werden ist eine andere Frage. In in manchen Fällen hat sich dann ein Unternehmen in den eigenen Finger geschnitten. Mit dem Hinweis auf Mäzenatentum wird immer der Nebenaspekt vergessen ... hier handelt es sich auch um geschicktes Marketing, das wiederum von der Allgemeinheit bezahlt wird via steuerlicher Entlastung. Aber auch völlig legitim. Und dann sollte hier vielleicht auch mal berücksichtigt werden, dass bestimmte Personen ein "dynamisches Auftreten" zeigen und damit eher an alte Gutsherrenart erinnern, als an Vertragspartner mit denen auf gleicher Augenhöhe verhandelt werden soll.
In einem Landkreisdorf an der Steinach lebte vor fast hundert Jahren der Hannickl, dessen Rechthaberei sprichwörtlich war, nach dem Motto: "Racht muß ich hou, un wenn ich hunnertmol nië racht hou."
Bleibt die Frage, warum man die infantilen Kabbeleien zweier seiner Nachkommen immer noch breittreten muß ...
Ich behaupte mal Coburg ist von Brose abhängiger, als anders herum. Es wird natürlich nicht aufgezeigt, an welchen sozialen Projekten sich das Unternehmen beteiligt. Warum auch, dass würde sich ja weniger nach Skandal anhören.