Der Brose-Chef ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Er soll Autokennzeichen aus Plastikfolie verwendet haben. Der Unternehmer selbst soll sich der Strafbarkeit seines Tuns nicht bewusst gewesen sein. Droht jetzt eine Millionenstrafe?
Die Coburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Vorsitzenden der Brose-Gesellschafterversammlung, Michael Stoschek. Der Vorwurf: Er soll Autokennzeichen aus Plastikfolie benutzt haben.
Wie der Bayerische Rundfunk (BR) am Donnerstagabend meldete, ist Michael Stoschek wegen Kennzeichenmissbrauchs angezeigt worden. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren, das diese Anzeige dann zur Folge hatte, wurde dem BR durch den Leitenden Oberstaatsanwalt Anton Lohneis bestätigt. Zu Details und auch zur Höhe der möglichen Strafe wollte sich Anton Lohneis allerdings nicht äußern.
Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks muss Michael Stoschek möglicherweise mit einer Strafe von bis zu einer Million Euro rechnen. Denn: Nach BR-Informationen ist der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung "nicht nur einmal" mit einem sogenannten Klebekennzeichen erwischt worden. In einem Fall soll Stoschek zudem wegen überhöhter Geschwindigkeit "geblitzt" worden sein, als er an seinem "Luxuswagen" das besagte Kennzeichen angebracht hatte.
Mit Verweis darauf, dass es sich um ein "laufendes Verfahren" handele, wollte Stoschek am Donnerstagabend auf Nachfrage von infranken.de keinen Kommentar abgeben. Der BR berichtet, dass sich Stoschek der strafrechtlichen Relevanz seines Tuns "nicht bewusst" gewesen sei.
In Ausnahmefällen erlaubt Und in der Tat: Das Anbringen eines Klebekennzeichens muss nicht immer in der böser Absicht geschehen, unerkannt durch Verkehrskontrollen zu kommen. In bestimmten Ausnahmefällen sind Klebekennzeichen sogar erlaubt - etwa, wenn ein herkömmliches Nummernschild aus technischen Gründen nicht am Auto festgemacht werden kann. Das hat das Verwaltungsgericht Koblenz entschieden. "Ästhetische Gründe" würden demnach eine Ausnahmegenehmigung jedoch nicht rechtfertigten. Im Gegensatz zu einem von der Behörde abgestempelten Auto-Kennzeichen fehlt beim Klebekennzeichen das amtliche Prüfsiegel.
Der Bayerische Rundfunk beruft sich in seiner Prognose für das mögliche Strafmaß auf den Rechtsexperten Professor Hans Kudlich von der Uni Erlangen. Er hält es für denkbar, dass - aufgrund der Vermögensverhältnisse von Michael Stoschek - ein Tagessatz mit bis zu 30.000 Euro berechnet werden könnte. Dies könnte insgesamt eine Gesamtstrafe in Millionenhöhe ergeben. "Der Gesetzgeber sieht diese Strafe vor, wenn ein Kennzeichen nicht richtig erkennbar ist, zum Beispiel bei einer Geschwindigkeitsmessung." Und: "Grundsätzlich müssen vermögende Menschen mit hohem Einkommen mit höheren Bußgeldern rechnen, da sich die Höhe des Strafbefehls nach dem Nettoeinkommen berechnet", so Hans Kudlich weiter.
Sollte Michael Stoschek also nicht nur einmal mit den Klebekennzeichen erwischt worden sein, so folgern die Reporter des Bayerischen Rundfunks, könne die Geldstrafe steigen.
Nachdem die Angelegenheit durch den heutigen FT-Artikel „Stoschek: Kennzeichen war gut lesbar“ weitestgehend geklärt ist, will ich noch einmal ein paar Zeilen schreiben.
Michael Stoschek ist lt. einer Meldung des Bayerischen Rundfunks (BR) wegen Kennzeichenmissbrauchs angezeigt worden. Der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis hat das dem BR gegenüber bestätigt. Wo die Tat geschah und wer den Namen Stoschek an die Öffentlichkeit brachte, wird nicht gesagt, auch nicht, wie er an den BR gelangte. In der hiesigen Gegend scheint sich der Fall nicht zugetragen zu haben, jedenfalls war im Polizeibericht nichts darüber gestanden.
Redakteur Oliver Schmidt greift die eigentlich keinen Menschen interessierende Sache auf und macht ohne Rücksicht auf evtl. Persönlichkeitsrechtsverletzungen einen Knaller daraus. Jeder soll es wissen, egal ob die in Rede stehende Tat begangen wurde und ob es sich letztendlich dabei um eine strafbewehrte Tat handelt oder nicht. Da wird ein geschwätziger Staatsanwalt als Gewährsmann hervorgezaubert und ein nicht einmal dem Namen nach bekannter Professor ins Boot geholt. Fertig ist die Story fürs sensationslüsterne Publikum. Wie es dem Beschuldigten ergeht, ist egal.
Stoschek braucht nicht mehr von einem ordentlichen Gericht verdonnert zu werden, er ist es bereits jetzt durch den Artikel. Diese Vorverurteilungen durch die Presse kritisiere ich, weil sie nicht mehr gutzumachen sind. Das wird, wie ich meine, von den Medien (und der Staatsanwaltschaft) zu wenig beachtet.
So eine Aufmachung, vor allem in der heutigen Papierausgabe, wegen ein paar Nummernschildern; das ist schon sehr nahe am Niveau der BILD-Zeitung.
Werter Redakteur Oliver Schmidt sowie Kolleginnen und Kollegen; nachdem Sie ja so auf die Netiquette hier pocht und dementsprechend bei infranken.de auch die Zensur einsetzen:
Finden Sie nicht, dass zumindest die Aufmachung des Artikels ein bisschen übertrieben ist. Wie können Michael Stoschek doch auch noch durch das Dorf jagen, wenn er rechtskräftig verurteilt ist und in der Zelle neben Uli Hoeneß in Landsberg am schönen Lech hockt.
Hätten Sie das auch so auf die Titelseite gepackt, wenn der Chef Ihres Verlages betroffen wäre ?
Ich habe nix von Michael Stoschek, ich kenne ihn nicht einmal persönlich, aber vom FT bin ich so etwas nicht gewohnt; auch ich habe eine Netiquette und gegen die haben Sie mit diesem Artikel verstoßen.
Alles was Recht ist ......................
Ein erbärmlicher Artikel, über den wir Bamberger uns schämen. Ein Grund zur fristlosen Kündigung der Abonnemets.
Herr Stoschek hat eine unerlaubte Handlung begangen, vielleicht auch wiederholt, und soll dafür, wenn es denn stimmt, angemessen (!) belangt werden. Eine Millionenstrafe, auch bei hohem Einkommen, kann ich indes nicht nachvollziehen. Denn die Fahrzeuge waren doch wohl ordnungsgemäß zugelassen, so daß lediglich ihre öffentliche "Deklaration" auf Grund formaler Fehler nicht korrekt war.
Der Fahrstil ist eine hiervon unabhängige Frage - und daß Auto- und Flugzeugverliebtheit längst nicht mehr in die Zeit passen, auch.
Jeder Halbstarke, der sein Kraftfahrzeug ohne entsprechende Abnahme aufmotzt und damit am öffentlichen Straßenverkehr teilnimmt, gefährdet andere in deutlich stärkerem Maß, als es ein nicht ordnungsgemäßes Kennzeichen jemals könnte. Seine Identität zu verschleiern, war zudem wohl nicht Herrn Stoscheks Intention.
Was also rechtfertigt einen großformatigen Beitrag an prominenter Stelle in der Tageszeitung? Die Lust an der Neiddebatte, an der Schadenfreude? Ich kann eine Meinung dazu haben, ob das Einkommen Herrn Stoscheks angemessen ist. Aber entscheiden werden das ohnehin andere, und es ist nicht mein Geld, das verteilt wird.
Alles andere, was rund um die von ihm geführte Firma, die Stadt und den Basketball diskutiert wird, hat mit dem hier in Rede stehenden Sachverhalt ohnehin nichts zu tun.
es geschieht wahrlich nicht oft, aber ich schließe mich bis auf eine klitzekleine Ausnahme ( Zitat: "und daß Auto- und Flugzeugverliebtheit längst nicht mehr in die Zeit passen") Ihren Aussagen an.
Unterschrift drunter, Stempel dazu, Sie haben das sehr gut analysiert und kritisiert.