48 ehemaligen Auszubildenden haben ihre Berufsausbildung mit der Endnote 1,5 oder besser abgeschlossen haben.
"Wofür steht eigentlich die Abkürzung ‚ARD‘?", fragt der IHK-Prüfer und schaut den Lehrling erwartungsvoll an. Sichtlich nervös tappst dieser zum Flipchart und schreibt das Kürzel auf den karierten Papierbogen. Der Prüfling überlegt kurz, dann setzt er dem A zwei Punkte auf und kritzelt ein "ste" an den rechten Rand des Papiers. "Das Ärdste!", antwortet er und erntet damit die ersten Lacher des Publikums.
Die Szene, die den ehemaligen Auszubildenden, deren Eltern und Unterstützern und den Ehrengästen bei der feierlichen Verabschiedung der kaufmännischen und gewerblich-technischen Absolventen der Berufsausbildung auf der Bühne im Kongresshaus dargeboten wird, ist Teil eines Sketches von Frederik Leberle und Stephan Mertl und hat, wie die beiden Schauspieler des Landestheaters ausdrücklich betonten, zum Glück nicht in
Coburg stattgefunden. Aber eigentlich ist sich auch so jeder sicher, dass sich die Absolventen im Publikum in ihrer Abschlussprüfung keinen solchen Fauxpas geleistet haben: Sie gehören zu den 48 ehemaligen Auszubildenden, die ihre Berufsausbildung mit der Endnote 1,5 oder besser abgeschlossen haben - einer von ihnen ist in seinem Ausbildungsberuf sogar bundesdeutscher Spitzenreiter. Das sind beachtliche 12 Prozent der insgesamt 416 Prüflinge, die in diesem Jahr zur Abschlussprüfung angetreten sind. Und auch der Großteil der anderen Absolventen kann stolz auf ihre Leistungen sein. Mit den Durchschnittnoten 3,0 im kaufmännischen Bereich und 2,5 im gewerblich-technischen Bereich haben 97 Prozent aller Prüflinge, also 405 Absolventen, ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.
Schulzeit als Komfortzone
Zu den besten Absolventen zählt auch Florian Balke. Vor zwei Jahren begann er seine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel und hat diese mit der Note 1,5 beendet. Er und Domenik Leicht, der dieselbe Punktzahl in seiner Abschlussprüfung erreichte, haben am besten in ihrer Ausbildungsrichtung abgeschnitten. Florian Balke denkt am Ende seiner Berufsausbildung oft an die Anfänge zurück. "Mit Ende der Schulzeit haben wir alle eine ‚Komfortzone‘ verlassen und stürzten uns ins Berufsleben", erzählt er. Besonders der erste Arbeitstag sei ihm und sicherlich auch den anderen Absolventen im Gedächtnis geblieben. "Alles war unglaublich aufregend und spannend - wir kamen in eine ungewohnte Umgebung, sammelten viele neue Eindrücke und lernten unsere Kollegen kennen", beschreibt er. Aber es habe nicht lange gedauert, bis der achtstündige Arbeitstag voll eigenverantwortlicher Tätigkeit und ohne seine Schulfreunde zum Alltag wurde. "Die Berufsschule war da sicher für einige von uns eine schöne Abwechslung, auch wenn sie die ein oder andere Herausforderung für uns bereithielt", erzählt er.
An seine Ausbildungszeit werde er sich durchweg positiv erinnern, wobei ihm eines am besten gefallen habe: "Besonders spannend war es, in die verschiedenen Abteilungen der Firma hineinzuschnuppern - vom Vertrieb über den Einkauf bis hin zum Lager und der Buchhaltung haben wir auch über unsere Tätigkeit hinaus interessante Dinge gelernt." Deshalb freue er sich auch besonders darüber, dass seine Firma ihm auch weiterhin ihr Vertrauen schenke und er nach seiner Ausbildung weiterhin dort arbeiten dürfe.
Viele Studenten - wenige Auszubildende
"Für die Unternehmen wird es immer schwieriger, ihren Bedarf an Auszubildenden zu decken", erklärt Friedrich Herdan, Präsident der IHK zu Coburg. Einen Grund dafür sehe er in der wachsenden Akademisierung und der daraus resultierenden hohen Zahl an Studierenden an den Universitäten. Um diesen Trend abzufangen, brauche es neue Projekte und Konzepte - wie beispielsweise die stärke Förderung der Studienabbrecher. Ein weiterer Ansatz werde in Coburg sogar schon durchgeführt: "In unserem Programm absolvieren Flüchtlinge im Alter von 16 Jahren eine Berufsausbildung und kombinieren diese mit dem Erwerb der deutschen Sprache - bei gleicher Ausbildungsvergütung wie die deutschen Auszubildenden." Für dieses Konzept wurde die IHK zu Coburg mit dem Integrationspreis der Regierung von Oberfranken ausgezeichnet. Und auch aus der bayerischen Politik haben alle Ansätze zur Mobilisierung von Jugendlichen in die Ausbildungsberufe Rückendeckung: Für die Abschlussfeier der Absolventen kam Melanie Huml, die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, nach Coburg und betonte in ihrer Festrede die Wichtigkeit des dualen Ausbildungssystems.
Neben Florian Balke und Domenik Leicht sind als beste ihrer Ausbildungsrichtung Jonas Jacobi, Jan Senftleben, Lukas Scheler, Kevin Lutz, Johannes Karch, Florian Sonntag, Thomas Höhlein, Laura Persicke, Philip Schnabel, Julian Mann, Joas Meyer-Ahrens, Lukas Schellhorn, Jessica Wolf, Jacqueline Engelhardt, Olga Fritz, Kevin Günther, Samuel Shehata und Bernhard Schulghin ausgezeichnet worden.