Bei der 15. Jufinale in Marktredwitz holt sich die Rückert-Mittelschule Coburg einen Sonderpreis für ihr Musikvideo ab.
Unruhig rutschen die Finalisten des 15. Jugendfilmfestivals "Jufinale" in ihren Kinosesseln hin und her. Preisverleihung im Kino drei des "Cineplanets" in Marktredwitz. Über 100 Einsendungen fanden den Weg zum Filmpreis: "Ein neuer Rekord", wie Karsten Anders von der Medienfachberatung des Bezirksjugendrings Oberfranken und Veranstalter des Filmfestivals versichert.
Beat Box, ein mit Mund Nase und Rachen imitierter Rhythmus, erklingt aus der Dolby-Surround-Anlage. Auf der Leinwand sind Jugendliche zu sehen, die rappen und im Takt wippen. 22 Menschen im Saal wissen jetzt, dass sie gewonnen haben. Der Traum vom Filmpreis wird wahr: Die gebundene Ganztags-Übergangsklasse der Rückert-Mittelschule in Coburg bekommt den Sonderpreis "Respekt" für das Video "Respekt", das im Schuljahr 2015/16 entstanden ist, und stürmt die Bühne.
Alles selbst gemacht
Besonders gut hat der Jury gefallen, dass die jungen "Vollblutmusiker", wie sie Karsten Anders bezeichnete, von der Musik bis zum Text wirklich alles selbst gemacht haben. Angetan waren die Juroren ebenfalls von der Form der Auseinandersetzung mit der Situation von Flüchtlingen, wie sie ihre alte Heimat erlebten und jetzt ihre neue Heimat erleben. Doch auch von dem Clip "Der, Die, Das", der das Problem der Artikel künstlerisch aufgreift und im Schuljahr 2016/2017 entstanden ist, war die Jury begeistert und schwankte in ihrer Entscheidung hin und her.
Lange lassen sich die Sieger nicht bitten. Schon hat Klassenleiter Gregor Malinowski die Gitarre in der Hand und ruft einem seiner Schüler zu: "Yousef, jetzt Gas geben!". Sozialpädagogin Elisabeth Niestroj nimmt das Mikro in die Hand und reicht es jeweils den Hauptstimmen. Und dann geben sie Vollgas und rappen unplugged, was das Zeug hält. Das Publikum jubelt und klatscht im Takt mit.
"Cool" im Sinne der Jugendlichen
"Projektarbeit ist interessanter und spannender für die Schüler als Frontalunterricht", sagt Gregor Malinowski. "Im Rahmen des Projekts entstehen permanent Redeanlässe, Probleme werden gelöst, Ideen entwickelt und umgesetzt. Das alles passiert in deutscher Sprache." Er ist überzeugt, dass Projekte "cool" sein müssen: "Cool im Sinne der Welt der Jugendlichen, damit sie dabei sind und Spaß haben". Ganz leicht fällt den Schülern in der Sprachanfängerklasse der Umgang mit der deutschen Sprache nicht. "Aber sie sind sehr bemüht und dabei, behalten auch Werte aus ihrer alten Heimat und sind aufgeschlossen gegenüber Werten aus ihrer neuen Heimat", sagt Elisabeth Niestroj. Yousef Taiba (18) nickt: "Die Deutschen können manche arabische Laute nicht so gut sprechen. Aber es ist auch schwer für uns, deutsch zu rappen." Stolz fügt er hinzu: "Wir haben viel geübt und viel gemacht, auch im Bus und vor dem Kino. Und alle sind sehr freundlich zu uns." Khalida Khalaf (15) strahlt über das ganze Gesicht: "Ich bin sehr glücklich", sagt sie. Roonie Osmann (16) ergänzt: "Wir haben auch Filme von anderen Gruppen gesehen. Die fanden wir auch gut. Und wer keinen Preis gewonnen hat, der hat jetzt Anreiz für das nächste Mal." Damit die Fahrt nach Marktredwitz möglich wurde, erhielt die Klasse Unterstützung vom Förderverein der Schule.
Wieder in Coburg angekommen, ist auch Rektor Norbert Trütschel von dem Sieg der Ganztags-Übergangsklasse begeistert: "Das ist ein Zeichen für gelungene Integration an den Coburger Mittelschulen und für den Integrationswillen der Jugendlichen. Ich bin sehr stolz auf euch."
Nach so viel Erfolg kehrt die Klasse wieder zum Alltag zurück. Schon hat sie ein neues Projekt am Start. "Aber was, das wird noch nicht verraten", sagt Gregor Malinowski und grinst.
Wie der Oskar nach Coburg kam. Video-Kanal:
Unter "rUEckert international" auf You Tube gibt es ein Video von der Preisverleihung sowie von "Respekt" und "Der, Die, Das" zu sehen.
Die Jufinale ist ein Filmfestival und -wettbewerb, bei dem Jugendliche ihre Kreativität unter Beweis stellen können, indem sie unter dem Motto "Dein Film im Kino" selbst produzierte Kurzfilme einreichen. In diesem Jahr gab es einen Rekord: Über 100 Beiträge wurden eingeschickt. Schirmherr war Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Die Jufinale ist ein Kooperationsprojekt des Instituts für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF) und dem Bayerischen Jugendring (BJR). Alle Preisträger und mehr Infos im Netz unter www.jufinale.de