Alljährlich ist die Bekränzung der Auftakt zum Stiftungsfest. In diesem Jahr beleuchtete Sprecher Luca Schenk die Tradition seiner Schule.
Etwa seit dem 19. Jahrhundert hängen die Schüler zwei Kränze an die Statue von Schulgründer Herzog Johann Casimir. Damit wird ein Fürst geehrt, der unschuldige Frauen als Hexen verfolgen ließ. Doch das, sagte Luca Schenk, sei kein Grund, mit der Tradition zu brechen: Denn Herzog Johann Casimir habe keinen Bezug mehr zur Gegenwart; niemand käme auf die Idee, Hexen zu verbrennen. "Wir schätzen ihn für seine Bildungspolitik und feiern die schulische Gemeinschaft!"
Traditionen dürften kein Selbstzweck sein, mahnte Schenk, der von seiner Jahrgangsstufe, der Q11, als Redner auserwählt wurde. Manche Traditionen würden verhindern, dass sich Dinge weiterentwickeln. Zum Beispiel das Frauenbild, das in manchen Landsmannschaften immer noch sehr traditionell sei. Es wirke in der Gesellschaft fort und führe mit dazu, dass Frauen im Durchschnitt schlechter bezahlt werden als Männer. Wegen ähnlicher "Traditionen" seien auch Migranten oder Menschen mit ungewöhnlicher sexueller Orientierung benachteiligt.
Traditionen dürften niemand anderen verletzen oder in seinen Rechten einschränken, forderte Schenk. Er warb für eine offene Gesellschaft, so, wie es das Gymnasium Casimirianum als "Schule gegen Rassismus" praktiziere. Anschließend stieg Schenk, gefolgt von Leonie Koch, Julia Starflinger, Kira Zetzmann, Jakob Mauser und Julia Siebert auf die Leiter, um das Herzogs-Standbild zu bekränzen. Danach leerte er drei Gläser und brachte den traditionellen Trinkspruch aus: "Das Gymnasium Casimirianum vivat, cresceat, floreat!"
Sobald das dritte Glas zerschellt war, eilten die Schüler auf den Kirchplatz, um die Scherben aufzusammeln. Sie sollen Glück bringen fürs nächste Schuljahr. Seine bemerkenswerte Rede brachte Luca Schenk die Glückwünsche von mehreren Schülern und Lehrern ein.
Das Casimirianum und sein FestwochenendeUrsprung Seit der Gründung 1605 feiert das Casimirianum jährlich das Stiftungsfest. Früher war es auf den 3. Juli gebunden, inzwischen findet es am letzten Wochenende vor den Sommerferien statt.
Bekränzung Dass zum Stifterfest die Statue des Schulgründers geschmückt wird, die sich in luftiger Höhe an der Ecke des Schulhauses befindet, kam im 19. Jahrhundert auf. Wann, war noch nicht festzustellen.
Ablauf Die Schulkapelle zieht ein, gefolgt von den Schülern. Der/die Redner/in, gewählt von der Q11, spricht zu einem frei gewählten Thema. Er oder sie gehört zum besten Drittel des Jahrgangs. Anschließend steigen Redner und die fünf Jahrgangsbesten auf die Leiter und reichen zwei Kränze sowie drei gefüllte Gläser nach oben. Der Redner trinkt die Gläser während des Widmungsspruchs "vivat, cresceat, floreat" nacheinander aus und wirft sie zu Boden. Das Aufsammeln der Scherben danach soll Glück bringen fürs nächste Schuljahr.
Schulhymne "So tretet, Bürger Casimirs, zusammen": Drei Strophen zur Melodie von "Zum hoh'n Olymp", gedichtet vermutlich im 19. Jahrhundert von Schülern des Casimirianums rühmen die Freundschaft.
Samstag Das eigentliche Stiftugnsfest ("Festaktus") findet am Samstag, 21. Juli, 9.30 Uhr, im Kongresshaus statt. Oberstudienrat Florian Heymann spricht zum Thema "Total genial". Das Schulfest im und rund ums Casi ("Ludi") beginnt am Samstag um 14.30 Uhr.
Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,
Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide;
Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck
Der Dinge Maß, die nur sich selber richten.
Schiller, Wallensteins Tod, 2. Akt, Wallenstein
Schiller hat der Jugend Worte bestimmt nicht hierauf gemünzt.
Auch ich finde diese Rede bemerkenswert, obwohl der Jugend längst erwachsen.
Schnell gegoogelt ist des Dichters Wort -
die eigne Meinung schreib an diesem Ort!
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