Coburg grüßt seine Gäste zum Pfingstkongress mit Birkenzweigen. Die wurden am Donnerstag auf dem Marktplatz verteilt.
Ein Birkenzweig rechts, ein Birkenzweig links von der Ladentür. So begrüßten die Coburger seit jeher die Gäste und Besucher des Coburger Convent. "Es ist uns wichtig, die Tradition aufrecht zu erhalten." Michael Amthor, Leiter vom Tourismus und Stadtmarketing/Citymanagement Coburg, freut sich, dass sich auch in diesem Jahr wieder 42 Geschäfte an der Birkenaktion beteiligen.
Wer erinnert sich nicht an die mit Birken verzierten Straßenzüge Coburgs zu Pfingsten. In diesem Jahr lockt zudem die Landesausstellung in die Vestestadt, was für Amthor ein Grund mehr ist, die Stadt herauszuputzen. Vor der Morizkirche stehen seit einigen Tagen ebenfalls Bäumchen - sie gehören allerdings zur Landesausstellung.
Die Geschäftsleute kosten die Birken nichts. Auch um die Organisation müssen sie sich nicht kümmern. Das übernimmt seit jeher die Stadt. Im Vorfeld wird eine Liste mit den Interessenten erstellt, die Birkenzweige haben wollen.
Pünktlich um 15 Uhr am Donnerstag hat sich schon ein beachtliches Grüppchen aus Coburger Gastronomen, Dienstleistern, Geschäftsinhabern und -angestellten versammelt und wartet auf das Fahrzeug des städtischen Grünflächenamts. Kaum steht der Anhänger, greifen alle zu. Zwei Zweige, vier Zweige, sechs Zweige... ein paar prüfende Blicke, ob die Länge stimmt und ob der Birkengruß auch einen schönen Wuchs hat. Wenn alles passt, werden die Zweige geschultert und dann geht es schnell zurück zum jeweiligen Geschäft.
Wichtig sei, die Birkenzweige so rasch wie möglich wieder ins Wasser zu stellen, darauf weist Stephan Just vom Grünflächenamt hin. "Heute ist es trocken und windig, da trocknen die Zweige schnell aus", erklärt der Forst- und Baumpflegefachmann. Seine Kollegen haben die 95 Zweige am Vormittag ganz frisch in Wüstenahorn geschnitten.
Bei den Coburger Geschäftsleuten erfreut sich die Aktion Jahr für Jahr großer Beliebtheit. "Wir beteiligen uns schon immer, soweit ich weiß", sagt zum Beispiel Andrea Griebner, die die Birkenzweige für Foto Mitschke abholt.
Axel Czwielong, der in der Ketschengasse das Café Casimir betreibt, ist zwar erst das zweite Jahr dabei, weil es sein Café noch nicht so lange gibt, aber auch er findet den Service der Stadt gut - und grundsätzlich auch den Coburger Convent. "Schließlich bringt der doch Geld in unsere Stadt."
Für die Stadt Coburg sei der Birkengruß ein Stück Willkommenskultur, erklärt Karin Schlecht, Betriebsleiterin des Kongresshauses Rosengarten. Sie kann sich daran erinnern, dass die Häuser in der Innenstadt früher sogar noch aufwändiger mit Blumen und Fähnchen geschmückt wurden.
Für Wachstum und Liebe
Die Birkenzweige sind übrigens keine reine Coburger Tradition. Generell sind die jungen Triebe Symbol für die Förderung des Wachstums und der Fruchtbarkeit auf den Feldern. In Niedersachsen heißt der Brauch "Pfingstbaumpflanzen". Auch dort werden junge Birken vor den Haustüren befestigt. Die Birkenzweige können aber auch eine ganz andere Funktion haben: In Schwaben gelten sie als Liebesbeweis für die Angebetete. Eine Monat lang stehen die Birken vor deren Tür, bis sie der Aufsteller wieder abholt - und dann hoffentlich auch die ersehnte "Belohnung" für seine Aufmerksamkeit erhält.