Durchwachsene Bilanz nach der Ofra in Coburg

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Messeveranstalter Peter Kinold (rechts) beim Eröffnungsrundgang mit Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD). Schon im Dezember will Kinold mit der Stadt über die Ausstellung 2015 verhandeln.
Messeveranstalter Peter Kinold (rechts) beim Eröffnungsrundgang mit Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD). Schon im Dezember will Kinold mit der Stadt über die Ausstellung 2015 verhandeln.
Vor allem für die Verkäufer der Gemüsehobel sei die Messe prima gelaufen, sagt Veranstalter Peter Kinold: "Am Sonntagnachmittag waren sie ausverkauft, obwohl sie nachbestellt hatten." Fotos: Barbara Herbst (2), Simone Bastian (2)
Vor allem für die Verkäufer der Gemüsehobel sei die Messe prima gelaufen, sagt Veranstalter Peter Kinold: "Am Sonntagnachmittag waren sie ausverkauft, obwohl sie nachbestellt hatten." Fotos: Barbara Herbst (2), Simone Bastian (2)
 
 
Auch die Bundeswehr war auf der Oberfranken-Ausstellung vertreten. Offenbar blieb den Standbetreuern genug Zeit, um kunstvolle Knotengebilde zu knüpfen.
Auch die Bundeswehr war auf der Oberfranken-Ausstellung vertreten. Offenbar blieb den Standbetreuern genug Zeit, um kunstvolle Knotengebilde zu knüpfen.
 

Am Sonntag ist die Regionalmesse auf dem Coburger Anger zu Ende gegangen. Veranstalter Peter Kinold zieht eine durchwachsene Bilanz und verspricht: Auch 2015 wird es eine Messe in Coburg geben.

Nach der Messe ist vor der Messe: Schon im Dezember will Peter Kinold Gespräche wegen der Oberfranken-Ausstellung 2015 in Coburg führen. "Wir müssen zum Beispiel wissen, wie es am Anger weitergeht", sagt Kinold. "Kommt da nun ein Hotel hin oder nicht?"

Die Pläne für eine grundlegende Umgestaltung des Angers stehen ja immer noch im Raum, auch, wenn es derzeit sehr unwahrscheinlich ist, dass sie verwirklicht werden. Vorangetrieben wird derzeit nur der Bau einer neuen Schulsporthalle im südlichen Bereich der Benno-Benz-Sportanlage. Aber Kinold, der in zwei Jahren wieder eine Regionalmesse auf dem Anger veranstalten möchte, muss heute schon wissen, ob ihm der Platz im Herbst 2015 noch zur Verfügung steht.
Immerhin hat er bereits einige Ideen, was er dann umsetzen will.

Besucherrückgang

Doch zunächst muss die gerade zu Ende gegangene Messe fertig abgebaut und abgerechnet werden. Rund 54.800 Besucher waren an den neun Ausstellungstagen gekommen - fast 5000 weniger als bei der Messe vor zwei Jahren. Auch, wenn einige Vorverkaufsstellen noch nicht abgerechnet sind, wurde das Ziel von 60.000 Besuchern verfehlt. Vor allem der Montag und Dienstag hätten mit schlechtem Wetter die Besucherstatistik verhagelt, sagt Kinold. "Das konnten wir nicht mehr aufholen."

Weniger Besucher, das macht sich vor allem in Kinolds eigener Kasse bemerkbar. Die Aussteller hatten darunter weniger zu leiden, denn "es waren die richtigen Besucher da", betont der Organisator. Zumindest einige der Aussteller hätten gute Umsätze geschrieben, sagt er. "Die Gemüsehobel waren am Sonntagnachmittag ausverkauft, obwohl die schon mal nachgeordert hatten." Auch ein Aussteller von Kaminöfen ("keine Billigware!") habe sich sehr zufrieden gezeigt.

Dreister Einbruch

Andere hatten mehr Pech: In der Nacht zum Mittwoch hatte es einen Einbruch in eine Messehalle gegeben. So etwas hat auch Kinold in 31 Geschäftsjahren noch nicht erlebt. Was die Höhe des Schadens angeht, äußert er sich zurückhaltend: Bislang habe niemand genau beziffern können, was nun fehlte. Ein Leder- und Pelzhändler, dessen Stand ausgeräumt worden war, hatte den Schaden auf 20.000 Euro geschätzt. Um an die Ware zu kommen, hatten die Einbrecher ein Loch in die Hallenwand geschnitten. Problem sei in Coburg, dass das Tor zur hinter dem Ausstellungsgelände liegenden Benno-Benz-Sportanlage nicht komplett versperrt werden könne, weil es als Feuerwehrzufahrt und Fluchtweg ausgewiesen sei, erläuterte Kinold. "Aber wenn einer übers Tor kommt, muss ich verhindern, dass er weiter kommt."

Zu gute oder zu schlechte Lage

Schon im Vorfeld hatte Kinold mit scheinbar gegensätzlichen Strömungen zu kämpfen. Zum einen hätten viele Handwerksbetriebe ihre Auftragsbücher für 2014 schon voll. "Die gehen dann nicht mehr auf die Messe." Andere leiden dagegen unter schlechten Umsätzen und können weder das Geld noch das Personal für einen Messestand erübrigen. Im Zuge der Praktiker-Pleite habe Extra-Bau seine Teilnahme abgesagt. Einen Teil der Fläche konnte Kinold noch kurzfristig vermieten, "aber es gab natürlich Leerstände. Verschenken tun wir nichts!"

Stärker noch als dieses Mal müsse die Oberfranken-Ausstellung thematische Schwerpunkte setzen, betont Kinold. Eine Belegung der Hallen nach Themen entfalte auch eine größere Zugwirkung auf Publikum. Kinold nennt Themenbereiche wie Bauen-Sanieren-Energie, aber auch Reisen und Wellness. Ansätze habe es da schon gegeben, aber auch da spiele die Konjunktur eine Rolle: "Bei der Solarenergie brechen derzeit viele Hersteller und Händler vom Markt weg."

Neue Themen

Dafür, sagt er, könne er sich vorstellen, beim nächsten Mal eine ganze Halle dem Design aus Oberfranken zu widmen. Oder eine besondere Plattform für Start-up-Firmen zu schaffen, wobei das schon einmal gefloppt sei. "Beim Thema Genussregion sind wir viel zu schwach aufgestellt. Wir brauchen eine Schlemmergasse, wo man im Wesentlichen die regionalen Produkte verkosten kann. Das war dieses Jahr leider aus unterschiedlichen Gründen noch nicht möglich." Da stehe er in Verhandlung mit dem Regionalmanagement von Stadt und Landkreis sowie Einzelinstitutionen, sagt er. Doch egal, welcher Schwerpunkt kommt: Die Gurkenhobel wird es auf diesen Messen immer geben. "Wenn ich den Gurkenhobel nicht hätte, würden Besucher bei mir im Messebüro stehen", erinnert er sich an einen Versuch in Wolfsburg ohne solche Anbieter.

Mehr junge Leute

Das heimische Handwerk sollte die Oberfranken-Ausstellung auch zur Nachwuchswerbung nützen, wünscht sich Kinold. In Fulda gelinge das. Dort verlagere das Handwerk seine große Ausbildungshalle zum Teil aufs Messegelände. "Dann kommen Schulen dorthin, und da brummt es in der Halle. Dann haben auch die Schulen kein Problem, die Jugendlichen zu motivieren." Um jugendliches Publikum anzusprechen, kann Kinold sich auch vorstellen, beim nächsten Mal den Vereinen eine Plattform zu geben.

Aber neben allen Überlegungen zum Inhalt und den Themen der Messe gibt es ganz praktische: Die Schützenstraße stand in diesem Jahr den Standbetreibern als Parkplatz zur Verfügung. Angenehm für sie, schlecht für die Besucher, denn die mussten sich auf dem Weg zum Eingang an den Autos vorbeiquetschen. Auch hier will Kinold eine neue Lösung suchen: "Vielleicht kann man in dieser Straße hier was Tolles entwickeln."