Bau- und brandschutzrechtlich ist im Jugendzentrum am Anger alles vorschriftsmäßig. Beim Ortstermin waren dennoch einige Bausenatsmitglieder entsetzt über so manche Notlösung. Mittelfristig muss dort etwas getan werden.
30 Jahre haben am Domino in der alten Angerturnhalle an der Schützenstraße deutliche Spuren hinterlassen. 1986 wurde der Gebäudeteil aus dem Jahr 1905 zum Jugendzentrum umgebaut. Unter anderem wurde eine Decke eingezogen, um die große Halle in zwei Stockwerke zu unterteilen. Außer dem laufenden Bauunterhalt passierte seitdem am Gebäude nicht mehr viel. Weil aber in absehbarer Zeit eine Sanierung (oder eine Alternativlösung) wohl nicht mehr zu vermeiden ist, verschaffte sich der Bau- und Umweltsenat gestern vor Ort schon einmal einen Überblick über den Zustand der bei Jugendlichen zwischen zwölf und 27 Jahren so beliebten Einrichtung.
Flicken reicht nicht mehr Als das Baudenkmal vor 30 Jahren ins Domino umgewandelt wurde, sei das mit einfachsten Mitteln geschehen, erinnerte Hans-Heinrich Ulmann (CSB). Das schlägt sich heute in der Mängelliste wider, die
Hochbauamtsleiter Ullrich Pfuhlmann aufzählte: Die Haustechnik zeige erste Schäden, mit Flicken sei es da nicht mehr getan. Die sanitären Einrichtungen sind praktisch am Ende. Das teilweise noch originale Schieferdach ist an einigen Stellen nicht mehr dicht. Das Gebäude hat keinerlei Dämmung, energetisch sei es auf dem Stand von 1905.
Zwar gebe es einen Fernwärmeanschluss, doch den müssten sich das Domino und die alte Angerturnhalle teilen. "Das hat zur Folge, dass wir drüben sehr hoch heizen müssen, um hier im Domino eine vernünftige Temperatur zu haben", beschrieb Pfuhlmann. Entsprechend hoch sei der Verbrauch. "Es ist ein Fass ohne Boden", fasste der Hochbauamtschef zusammen. "Ist ein Loch geflickt, tun sich vier Wochen später zwei neue auf."
Trotz aller Unzulänglichkeiten - so versichert Pfuhlmann - sei bau- und brandschutzrechtlich aber alles vorschriftsmäßig.
"Wir haben ein Brandschutzkonzept und alle erforderlichen Einrichtungen sind vorhanden."
Doch auch wenn der derzeitige Zustand laut Pfuhlmann "tragbar" sei, löste das genauere Hinsehen beim einen oder anderen Senatsmitglied ein mulmiges Gefühl aus. Ulmann formulierte es am Ende sogar recht drastisch: "Ich bin entsetzt über die Zustände. Die Verantwortung dafür lasse ich mir nicht auf den Buckel schnallen!"
Fehlende Fluchtwege Was Ulmann und noch einigen anderen seiner Kollegen größere Sorgen bereitet als das undichte Dach oder die fehlende Dämmung, sind die Rettungswege. Das Obergeschoss etwa ist nur über eine einzige Treppe zu erreichen. Die ist aus Holz und was die Breite angeht, laut Pfuhlmann, am unteren Limit. Müsste man das Obergeschoss bei einem Brand schnell verlassen, ginge das nur über diese Treppe. Einen zweiten Fluchtweg gebe es nicht.
Notfalls könnte man vielleicht noch über die Fenster flüchten, doch die liegen - wegen der nachträglich eingezogenen Decke - auf Bodenniveau und sind schlecht zu erreichen.
Etwas besser sieht es im Erdgeschoss aus. Dort finden im großen Saal regelmäßig Veranstaltungen statt. Von dort aus führt ein Gang über eine Tür ins Freie. Dass an den Wänden allerdings Getränkekisten aufgestapelt sind, löste bei einigen Senatsmitgliedern Kopfschütteln aus. Dass die Kisten nicht im Keller gelagert würden, sei der Tatsache geschuldet, dass dort immer wieder "knietief" Hochwasser stehe, begründete Johanna Schilling, Geschäftsführerin des Vereins Domino-Coburg.
Mittelfristig komme die Stadt wohl um eine Sanierung nicht herum, die dann auch mit gewissen Auflagen verbunden seien, fasste Pfuhlmann zusammen.
Den ursprünglich vorgesehenen Beschluss, der die Verwaltung mit der Voruntersuchung für die Sanierung und der Prüfung von Alternativen samt einer groben Kostenschätzung beauftragt hätte, setzte Baureferentin Birgit Weber (CSU) aber letztlich ab. Durch den Ortstermin habe man sich aber immerhin schon einen Überblick verschaffen können, sagte Pfuhlmann. "Das verschafft uns ein gewisses Zeitpolster und wir können überlegen, wo es hingehen soll."
Will aber keine Kosten ermitteln?
Das soll mir bitte jemand erklären! Damit verschließt man doch die Augen vor Service Realität!