Direktor der Klinik Coburg unter Verdacht

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Mario Bahmann
Mario Bahmann

Die Staatsanwaltschaft Coburg ermittelt gegen den Geschäftsführer des Coburger Klinikums wegen Untreue. Es sollen ausgemusterte Krankenhausbetten ohne Wissen des Aufsichtsrats an die Rumänienhilfe gespendet worden sein. Doch die hat seit Jahren nichts mehr bekommen, sagt die Vorsitzende Bettina Fröba-Schultheiß.

Dubios klingt der Fall, mit dem sich die Staatsanwaltschaft Coburg jetzt beschäftigen muss: Oberbürgermeister Norbert Kastner und Landrat Busch (beide SPD) haben den Geschäftsführer des Klinikums Coburg, Mario Bahmann, wegen des Verdachts auf Untreue angezeigt. "Laufende Ermittlungen" bestätigte gestern der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis .

"Ohne Wissen und Wollen"

Kastner und Busch, beide Mitglied im Aufsichtsrat der Regiomed-Kliniken GmbH, hatten von Vorgängen Kenntnis erhalten, die den Verdacht auf Untreue nahelegen. Um nicht selbst in den Verdacht der Strafvereitelung oder Begünstigung zu geraten, hatten sie bereits im Juli Anzeige erstattet. Worum geht es? Bahnmann soll medizinische Einrichtungen, unter anderem ausgemusterte Krankenhausbetten, "ohne Wissen und Wollen" des Aufsichtsrats der Rumänienhilfe zur Verfügung gestellt haben.
Insgesamt soll es sich um Werte in "höherem fünfstelligen Bereich" gehandelt haben, sagt der Oberstaatsanwalt nach dem bisherigen Kenntnisstand.

Bettina Fröba-Schultheiß, Vorsitzende der Freunde Rumäniens, machte gestern gegenüber dem Tageblatt deutlich, dass die Rumänienhilfe in den vergangenen zwei bis drei Jahren überhaupt nichts mehr vom Klinikum erhalten habe. Vor etwa vier Jahren sei die Wäschekammer des Klinikums aufgelöst worden. Damals habe man ein paar ausrangierte Betten bekommen. "Aber niemals im großen Stil, keine gigantischen Zuwendungen", betont sie. Mit Mario Bahmann habe sie selbst noch nie etwas zu tun gehabt.

Der Beschuldigte ist zu den Vorwürfen noch nicht gehört worden. Der bearbeitende Staatsanwalt ist zurzeit im Urlaub. Mit einem Ergebnis der Ermittlungen rechnet Anton Lohneis frühestens Ende September.

Seit Jahren Hilfsaktionen

Rolf Bietmann, der Anwalt Bahmanns, wollte gestern ebenfalls noch nichts Näheres zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten sagen. Noch habe er keine Akteneinsicht erhalten. Er wisse aber, dass das Coburger Klinikum seit Jahren Hilfsaktionen in Schwarzafrika und Rumänien unterstütze. Er könne sich nicht vorstellen, dass es dabei zu strafrechtlichen Vergehen gekommen sei.

Stichwort Schwarzafrika: Die im Jahr 2010 gegründete Coburger Initiative für Ärzte im Congo unterhält freundschaftliche Beziehungen zu Ärztinnen und Ärzten im Kongo und unterstützt mit kleinen Projekten diese Menschen und das Krankenhaus in Kangu, Mayumbe, Provinz Bas-Congo in der Demokratischen Republik Congo.
Christel Rückert aus dem Vorstand der Coburger Initiative spricht gegenüber dem Tageblatt von einer guten Zusammenarbeit, macht aber deutlich: "Wir haben bisher absolut nichts bekommen."

Zwar würde die Initiative gerne einen Container mit Hilfsgütern nach Afrika schicken, doch sei der noch nicht ausreichend bestückt. In einem Bericht über seine Reise in den Kongo schreibt der Coburger Arzt Martin Lücke 2011: "In Coburg wird die Krankenhaus-Apotheke neu gebaut. Daneben fallen immer wieder Geräte und Ausstattungsgegenstände an, die in Deutschland wirtschaftlich abgeschrieben sind und aus förderrechtlichen Gründen heraus nicht veräußert werden dürfen. Die Coburger Initiative bemüht sich, für 2012 einen Container mit solchen medizinischen Gütern nach Boma zu senden..."