Dieser Bau verärgerte Coburgs Nazis

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Einst und heute: Blick auf das von 1929 bis 1931 für die Post samt Telegrafen- und Fernsprechamt errichtete Gebäude. Foto: Jochen Berger
Einst und heute: Blick auf das von 1929 bis 1931 für die Post samt Telegrafen- und Fernsprechamt errichtete Gebäude. Foto: Jochen Berger
Einst und heute: Blick auf das von 1929 bis 1931 für die Post samt Telegrafen- und Fernsprechamt errichtete Gebäude. Diees Archiv-Foto unten zeigt das Gebäude vor der offiziellen Eröffnung am 24. August 1931. Foto: Tageblatt-Archiv
Einst und heute: Blick auf das von 1929 bis 1931 für die Post samt Telegrafen- und Fernsprechamt errichtete Gebäude. Diees Archiv-Foto unten zeigt das Gebäude vor der offiziellen Eröffnung am 24. August 1931. Foto:  Tageblatt-Archiv
 

"Coburgs architektonische Mauerblümchen" - warum die ehemalige Hauptpost in der Hindenburgstraße einst Streitobjekt war und auch heute gleich aus mehreren Gründen noch Aufmerksamkeit verdient.

Auch große Gebäude können ein wenig im Schatten der Aufmerksamkeit stehen - sogar dann, wenn sie eigentlich nicht zu übersehen sind. Ein gutes Beispiel dafür ist die Coburger Hauptpost in der Hindenburgstraße.

Dass der im August 1931 offiziell eingeweihte Neubau einst nicht nur bei den Bürgern ein Streitobjekt war, ist ihm heute zumindest auf den ersten Blick kaum anzusehen. Dabei war der im Stil der neuen Sachlichkeit errichtete Bau dem schon damals von den Nationalsozialisten dominierten Stadtrat Coburgs ein Dorn im Auge. Das weiß auch Stadtheimatpfleger Christian Boseckert.

Stahlskelettbauweise

Doch als die NSDAP im Juni 1929 die absolute Mehrheit der Coburger Stadtratssitze eroberte, waren die Planungen der für das Bauprojekt zuständigen Oberpostdirektion Bamberg für das neue Hauptpostamt schon weit fortgeschritten. Lediglich bei der Gestaltung des Haupteingangs mit seinen markanten drei Bögen ließ sich der Bauherr, so Boseckert, auf Drängen des Stadtrats auf ein Zugeständnis ein. Zu erkennen sei dies auch heute noch daran, dass diese Bögen stilistisch gar nicht recht passen wollen zum Duktus der Neuen Sachlichkeit.

"Ein sehr rationaler Baustil, der ohne Schnörkel auskommt und auf Effizienz und Rationalität achtet" - so beschreibt Boseckert die Neue Sachlichkeit: "Das war für die damalige Zeit etwas komplett Neues."

Den Prototyp für das Coburger Gebäude lieferte seinerzeit das neue Postamt in der Tegernseer Landstraße in München - aus Boseckerts Sicht ein typisches Beispiel für viele der Post-Neubauten, die damals in Deutschland durchaus auch unter dem Aspekt der konjunkturellen Belebung entstanden.

Sachdienlichkeit, aber auch moderne Bautechniken standen bei dem Coburger Neubau im Vordergrund, weiß Boseckert. Diese Aspekte beleuchtet auch ein sehr ausführlicher Artikel, der zum Tag der Eröffnung am 24. August im Coburger Tageblatt erschien. Dabei war der Post-Neubau, der zugleich als "Telegraphen- und Fernsprechdienstgebäude" diente, ein wegweisendes Bauvorhaben - immerhin in Coburg das erste in Stahlskelettbauweise errichtete Gebäude.

Schon in jenem Tageblatt-Artikel wurde detailreich darauf hingewiesen, wie diese Stahlskelettbauweise helfen könne, das Gebäude ohne größeren Aufwand an wechselnde Anforderungen anzupassen. Wände wegzureißen sei bei dieser Bauweise kein Problem, da die Wände keine tragende Funktion mehr besitzen.

Markant für den Stil des Coburger Postgebäudes mit seinen oft erst beim genauen Hinsehen zu entdeckenden Details ist die leicht nach innen gewölbte Fassadenlinie zur Hindenburgstraße hin.

jb

Rund um die ehemalige Hauptpost

Serie In unserer Serie "Coburgs architektonische Mauerblümchen" stellen wir interessante Gebäude in Coburg vor, die eine spannende Geschichte erzählen können und eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdienen - auch wenn sich darunter unverkennbar sanierungsdürftige Bauten befinden.

Geschichte Das Post-, Telegraphen- und Fernsprechdienstgebäude in der Hindenburgstraße entstand im Auftrag der Oberpostdirektion Bamberg in den Jahren von 1929 bis 1931 als Neubau für das einstige Postamt Oberer Bürglaß 34/36 (inzwischen Sitz des Gewerbeaufsichtsamtes). Der Architekt Robert Simm plante es im Stil der Neuen Sachlichkeit, errichtet wurde es unter der Bauaufsicht von Karl Meier. Als herausfordernd bei der Umsetzung erwies sich der Baugrund. Wegen des hohen Grundwasserspiegels wurde eine Eisenbetonwanne errichtet, die wiederum aus statischen Gründen auf Pfähle gestellt wurde.

Umgestaltung Bei der grundlegenden Umgestaltung von 1986 bis 1988 wurde die einstige Schalterhalle samt Paketzustellrampe durch ein Brief- und Paketverteilungsgebäude mit zwei Geschossen ersetzt. Inzwischen nutzt nur noch die Postbank einen kleinen Teil des Gebäudekomplexes, dessen weitere Zukunft seit Jahren offen ist.red