In der St.-Nikolaus-Kapelle haben schon Christen verschiedener Konfessionen und Juden ihre Gottesdienste gefeiert. Die Freude darüber ist groß.
Die St.-Nikolaus-Kapelle hat am Sonntag ihr Goldenes Kirchweihjubiläum gefeiert. Vor 50 Jahren ist das kleine Gotteshaus am Coburger Rosengarten nach mehrjährigen Sanierungsarbeiten wieder geweiht worden. Seither dient die Nikolauskapelle der alt-katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus. Konsekrator war vor 50 Jahren der alt-katholische Bischof Josef Brinkhues. Sein aktueller Nachfolger Matthias Ring, ein gebürtiger Oberfranke, feierte mit der Gemeinde und zahlreichen Gästen aus der Ökumene den Festgottesdienst.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer erinnerte an die im letzten Jahr wieder sichtbar gemachte Inschrift über dem Eingang der Kapelle aus der Zeit, als das Gotteshaus als Synagoge der Jüdischen Gemeinde Coburg diente: "Dies ist das Tor zu Gott", ein Zitat aus dem 118. Psalm. In der Kirche komme das zur Sprache, was die Menschen wirklich bewege. "Sie finden ein Ohr für ihre Sorgen und Nöte, ihre Probleme und Fragen", sagte das Stadtoberhaupt. Die Kirche sei ein Raum für das Treffen mit Gleichgesinnten, ein Raum für Diskussion und Engagement. "So begleitet die Kirche die Gläubigen durch ihr ganzes Leben."
Lange und besondere Geschichte
Tessmer stellte fest, dass die Welt sich gegenwärtig erdrutschartig zu verändern scheine. "Da zieht es einen an Orte, wo man in Gebet, in der Stille und mit Gottes Wort versucht, Antworten zu finden", so der Oberbürgermeister. Er erinnerte an die lange und besondere Geschichte der Nikolauskapelle. "Von diesem Ort gingen und gehen starke Impulse für die Ökumene aus."
Bischof Dr. Matthias Ring wählte als Text für seine Predigt das Gleichnis Jesu vom Hochzeitsmahl aus dem 22. Kapitel des Matthäusevangeliums. Die zunächst geladenen Gäste entzogen sich der Einladung. Es sei auch zu brutaler Gewaltanwendung gekommen. Jesus wende sich an die Menschen am Rande der Gesellschaft, interpretierte Bischof Ring das Gleichnis. "Das Reich Gottes, das Jesus predigt, ist ein gesellschaftliches Alternativmodell", sagte der Oberhirte der Alt-Katholiken in Deutschland. "Es ist das Ideal einer Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, die einander annehmen und so einander etwas von der Liebe Gottes erfahren lassen." Die Offenheit Jesu bleibe eine Herausforderung. Bischof Ring erinnerte daran, dass in der St.-Nikolaus-Kapelle Christen verschiedener Konfessionen und Juden ihre Gottesdienste gefeiert hätten. "Die Geschichte dieser Kapelle hält uns vor Augen, wie vielfältig der Glaube an den einen Gott sein kann."
"Ein Ort des Dialogs"
Der evangelische Dekan Andreas Kleefeld sagte als Vertreter der "Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen" (AcK): "Die Nikolauskapelle hat sich zu einem Ort des Dialogs entwickelt." Er bezeichnete die alt-katholische Kirche als Brückenbauerin zwischen den Konfessionen. Der Festgottesdienst wurde vom Männerchor Seltendorf aus Thüringen unter der Leitung von Christoph Raabs musikalisch ausgestaltet. Die Orgel spielte Walter Dorn. Er ist seit 50 Jahren der Stammorganist in der St.-Nikolaus-Kapelle.