Die spanische Fliege feiert Premiere in Heldritt

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Ein bisschen Frivolität muss schon sein, wenn die Geschichte der ominösen "Spanischen Fliege" (oder Biene?) auf die Bühne kommt. Foto: Gabi Bertram
Ein bisschen Frivolität muss schon sein, wenn die Geschichte der ominösen "Spanischen Fliege" (oder Biene?) auf die Bühne kommt. Foto: Gabi Bertram
Großes Theater auf der kleinen Waldbühne.
Großes Theater auf der kleinen Waldbühne.
 
 
 
 
 
 
 
 
Ole!
Ole!
 

Mit der Komödie "Die spanische Fliege" feierten die Laienschauspieler des Heimatvereins Heldritt am Samstag eine grandiose Premiere, der auch das schlechte Wetter nichts anhaben konnte.

"Es gibt kein schlechtes Wetter...", ein alter Spruch, der sich auf der Waldbühne nahezu jährlich bewährt. Mit Decken und Kissen im Gepäck reisten auch heuer die Zuschauer wieder an und ließen sich die gute Laune von der Kälte nicht vermiesen.

Mit Volksmusik und Mundart-Witzchen stimmten die Werrataler Blasmusikanten auf die Premiere ein. Friedhelm Wölfert, Vorsitzender des Heimatvereins, begrüßte das "Trotz-Publikum", das dem Wetter, dem Marktfest und dem Fußball trotzte. Die Generalprobe am Freitagabend fand bei strömendem Regen statt, Nässe von oben blieb den Gästen an diesem Abend erspart.

Nicht nur der Verein hatte mit der Wahl des Lustspiels ein glückliches Händchen bewiesen, vielmehr noch Regisseur Michal Sykora mit der Besetzung der Rollen. Dabei schoss eindeutig Mario Förster als cholerischer Mostrichfabrikant Ludwig Klinke den Vogel ab.
Was er an Bewegung, Mimik und Gestik auf der Bühne fabrizierte, war reif fürs Profi-Theater.

Frisch entdeckte Liebe

"Die spanische Fliege" entführte ins Milieu der Zwanziger - ein bisschen steif, aber durchaus mit einer Portion Noblesse. Die verkörperte Emma Klinke (Susanne Hofmann) als Wahrerin der Sittlichkeiten mit erhobenem Haupt und geschürzten Lippen. Die beiden Mädchen Paula und Wally, gespielt von Alicia Fertsch und Dagmar Ganz, wussten überzeugend Schnuten zu ziehen und trotzdem Ränke zu spinnen. So entsteht ein Verwirrspiel um den burschikosen Rechtsanwalt Dr. Gerlach, alias Arne Müller in gewohnt professionellem Auftreten, um den sanften, schüchternen Heinrich, der am Ende fast schon zur Kämpfernatur wird, weil es um seine frisch entdeckte Liebe geht. Mit dem jungen Mann Tizian Späth als Heinrich, um den sich gleich dreimal verrückte Vaterschaftsbefürchtungen ranken, hat sich die Heldritter Theatertruppe ein beachtliches Talent aus Coburg geholt.

Um Liebe und eine eingefädelte Heirat geht es, um das Techtelmechtel angesehener Herren mit einer spanischen Tänzerin vor zwei Jahrzehnten, um gleich mehrfach abkassierte Alimente für einen angeblichen Sohn, um 200 Tonnen Mostrich und einen Detektiv, der in alten Geschichten grast. Als Alois Wimmer tritt Stefan Dressel in Sherlock-Holmes-Schuhe, um vergangene Liebschaften aufzuspüren und dabei selbst ins Fettnäpfchen zu treten.

Bis ins kleinste Detail war alles perfekt inszeniert, vom wortsteifen Reichstagsabgeordneten Burwig (Michael Pertsch) über den trotteligen Onkel Tiedemeyer (Manfred Kratschmann) bis hin zur staubwedelnden Hauswirtschafterin Marie, Karola Kratschmann - eine Akteurin, die selbst der kleinsten Rolle den rechten Schmiss zu geben vermag.

Die Herren im Frack, die Damen in hochgeschlossenen Kleidern, die Mädels in Petticoatröcken und pomaden-gescheitelte Haare, eine für heutige Ohren verkorkste Ausdrucksweise lassen die 20er aufleben - mit einem Hauch Frivolität hinter verklemmter Sittenstrenge.

Absoluter Geheimtipp

Die Zuschauer haben diese Premiere in vollen Zügen genossen. Sie spendeten reichlich Zwischenapplaus. Nur eine hatte an diesem Abend nichts zu tun, Burcu Karabulut, die Souffleuse, und wenn doch, hat das keiner mitgekriegt.

Natürlich wird am Ende alles gut, die Liebenden kriegen sich, und das Irrenhaus kommt zur Ruhe. "Die spanische Fliege", die ganz sicher nicht Mathilde (oder Birgit Fertsch), wie die angesehene Stadtratsgattin heißt, Freundin von Emma und Mutter von Heinrich ist, ist in dieser Saison der absolute Geheimtipp.