Noch nie war der Optimismus so groß: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg will die CSU den Coburger Landrat stellen - im Januar wird gewählt.
Als ehemaliger Mann vom Radio und Hallensprecher der Coburger Handballer ist er normal um keinen schnellen Satz verlegen, aber das Ergebnis seiner Nominierung machte sogar Sebastian Straubel einen Moment lang sprachlos: Alle 95 Stimmberechtigten - 82 von der CSU und 13 vom Landvolk - sprachen sich dafür aus, dass der Lautertaler Bürgermeister am 27. Januar bei der Wahl zum Coburger Landrat an den Start gehen soll. Ein Ergebnis, das lang anhaltenden Applaus auslöste und Geschlossenheit vermittelte.
"Historisch". Das war das wichtigste Wort, das am Dienstagabend im mehr als vollen Saal des Hotel Steiner nicht nur eimal fiel. Denn für die CSU im Coburger Land soll der Wahlabend Ende Januar mit einem historischen Ergebnis zu Ende gehen: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg soll der Landrat nicht aus den Reihen der SPD kommen - das haben sich Stra ubel und Martin Mittag als neues starkes Duo an der Spitze der Landkreis-CSU vorgenommen. Lesen Sie hier, wen die SPD ins Rennen schickt
Bei der gemeinsamen Nominierungsversammlung mit dem Landvolk fielen für die Verhältnisse der CSU, die auch gerne mal ein bisschen verkrampft die Geschlossenheit nach außen vermittelt, ungewöhnlich offene Worte. Jürgen W. Heike, der Ehrenkreisvorsitzende, war es, der sich noch vor Straubels Nominierung an Rainer Mattern wandte und dem Vorsitzenden der CSU/Landvolk-Fraktion im Kreistag für sein "hervorragendes Verhalten" dankte. Denn jeder wusste: Auch Mattern hätte gerne für die Nachfolge von Michel Busch (SPD) kandidiert, war aber am Ende "nur" der Mann, der am Dienstagabend Sebastian Straubel als Kandidatenvorschlag des Kreisvorstandes offiziell präsentieren durfte. "Ausgleichend in der Arbeit, klar in der Kommunikation, ein echter Teamplayer" - so beschrieb Mattern den Lautertaler Bürgermeister und erhielt dafür (und sicher auch für seine Loyalität) den ersten langen Applaus der Delegierten.
Auf Stichwahl eingestellt
Kraft für die kommenden zweieinhalb Monate Wahlkampf zieht die CSU aus den Ergebnissen der zurückliegenden Wahlen zum Landtag und Bezirkstag - da gingen Mittag und Straubel als Sieger hervor. "Wir sind ein starkes Team", sagte der Kreisvorsitzende Mittag, der seit Montag Mitglied des bayerischen Landtags ist. Er rief seine Parteifreunde dazu auf, jetzt noch einmal "alles in die Waagschale" zu werfen, um das Landratsamt ab dem März in CSU-Hand zu haben. So eine "einmalige Chance", da war sich Mittag sicher, werde so schnell nicht wiederkommen.
Der gefeierte Kandidat vermied in seiner Ansprache vor der Abstimmung allzu offensive Attacken. Mehr noch: Er bremste übertriebene Erwartungen seiner Mitstreiter. "Bei der Wahrscheinlichkeit für eine Stichwahl", sagte Sebastian Straubel, "brauchen wir nicht drumherum zu reden." Da werde es angesichts der großen Zahl an Bewerbern für den Landrats-Job wohl sicher eine geben. Die wäre dann übrigens am Sonntag, 10. Februar. Hier lesen Sie, welcher Kandidat zuerst seinen Hut in den Ring warf
Inhaltlich platzierte Straubel die Zukunft des Coburger Klinikums ganz vorne. Ob Neubau oder Sanierung über zehn Jahre hinweg - bei dieser Entscheidung müsse man auf belastbare Zahlen warten, sagte der CSU-Kandidat. Aber es schimmerte schon durch: Für Sebastian Stra ubel ist ein Neubau auf dem BGS-Gelände mehr machbar als nur kühne Vision. Zumal es Signale gebe, dass das dafür notwendige Grundstück günstig zu bekommen sei.
Aber eine Sache muss für ihn auch bei einem Neubau klar sein: "Die Klinik muss in kommunaler Hand bleiben." Mit Blick auf das zu Jahresbeginn von Regiomed-Chef Joachim Bovelet öffentlich aufs Abstellgleis gestellte Neustadter Krankenhaus positionierte sich der 35-Jährige klar: "Wir sehen derzeit, nach aktuellem Stand, kein Argument, warum Neustadt als Einrichtung geschlossen werden sollte."