Die Gemeinde Heiligkreuz feiert an Heiligabend gleich zweimal Christvesper, weil das Platzangebot im Gotteshaus zur Zeit deutlich eingeschränkt ist.
Die Emporen in der Heilig-Kreuz-Kirche sind seit Februar gesperrt. Ein Statiker hat Alarm geschlagen. Der Zustand der Holzkonstruktionen ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr tragbar. Weil dadurch ein großer Teil der rund 800 Plätze wegfällt, hat sich die Heilig-Kreuz-Gemeinde entschlossen, ihre Christvesper an Heiligabend gleich zweimal abzuhalten: um 17 und 18.30 Uhr.
Der beliebte Familiengottesdienst an Heiligabend werde, wie gehabt, um 15 Uhr stattfinden, sagt Dekan Andreas Kleefeld. "Aber wir können nur etwa 250 bis 300 Leute aufnehmen. Es werden also vielleicht nicht alle unterkommen und mit Kindern stehen zu müssen, macht keinen Spaß." Deshalb empfiehlt Kleefeld Eltern ausnahmsweise, sich auch bei anderen Kirchengemeinden umzuschauen.
Die Christvesper sei der bestbesuchte Gottesdienst an Heiligabend, sagt Kleefeld. Damit trotz des Platzmangels möglichst viele Besucher teilnehmen können, feiert die Gemeinde heuer zweimal die Christvesper. Beim ersten Gottesdienst um 17 Uhr singt die Kantorei, beim zweiten um 18.30 Uhr gibt es ein anderes kirchenmusikalisches Angebot.
"Wem das zu unsicher ist, für den ist vielleicht die Christmette um 22 Uhr eine gute Alternative", schlägt Kleefeld vor. Oder die Gottesdienste am Ersten und Zweiten Feiertag, jeweils morgens um 10 Uhr. "Das ist alles ein bisschen schwierig. Man muss sich schon darauf einstellen, dass man eventuell stehen muss, aber jeder darf natürlich gerne kommen." Dass Besucher abgewiesen werden, weil die Kirche voll ist, könne er dennoch nicht ausschließen.
Immerhin besteht die Aussicht, dass Weihnachten 2017 alles wieder im gewohnten Rahmen läuft. "Die Stadt plant, die Emporen zu sanieren", sagt Kleefeld. Inwieweit das den Kirchenbetrieb beeinträchtige, lasse sich noch nicht sagen. "Trotzdem ist das eine gute Botschaft". Der Dekan lacht: "Einen Statiker wünscht sich normalerweise niemand zu Weihnachten - wir schon!"
Dass die Emporen in der Heilig-Kreuz-Kirche überhaupt genauer untersucht wurden, ist im Grunde der Sanierung der Morizkirche zu verdanken. Dort spielen am Sambafest traditionell die Quastenflosser. Weil St. Moriz aber von 2014 bis 2016 Baustelle war, wählte man die Heilig-Kreuz-Kirche als Ausweichspielstätte.
Verschalungen geöffnet
Dabei sei die Frage aufgekommen, ob die Emporen aus Holz dieser Veranstaltung stand halten, wie Sibylle Fugmann vom Hochbauamt der Stadt Coburg berichtet. Die Stadt als Eigentümerin des Kirchengebäudes beauftragte einen Statiker und eine Zimmererfirma, die Holzkonstruktionen zu untersuchen. Diese seien von unten und auch oben mit Brettern verschalt, so Fugmann. Die Verkleidungen wurden geöffnet, um das Innere begutachten zu können. Das Ergebnis: Die Emporen sind für derlei Veranstaltungen nicht tragbar. Nach der statischen Berechnung wurde "jegliche Nutzung für die Kirchgänger untersagt", bis die Sanierung erfolgt sei, so Fugmann.
Dass die Emporen gesperrt wurden, liege letztlich nicht an der Anzahl der Besucher sondern an der Art der Veranstaltung. "Eine Kirche war früher für den Gottesdienst und kirchliche Feierlichkeiten da, bei denen die Besucher ruhig auf den Plätzen saßen. Dementsprechend war die Konstruktionen dimensioniert", erläutert Sibylle Fugmann. "Da die Gemeinden dem Kirchgänger heute mehr bieten wollen als den reinen Gottesdienst, etwa Veranstaltungen am Sambafest oder Gospelkonzerte, sind die altehrwürdigen Konstruktionen durch das Mitmachen wie rhythmisches Klatschen, Singen, Hüpfen und auch Tanzen etwas überfordert."
Zur Zeit laufe ein Teilnahmewettbewerb, sagt Fugmann. Ziel ist es, einen Statiker zu finden, "der eine Sekundärkonstruktion vorschlägt, die sowohl das statische Problem löst als auch die gestalterischen Ansprüche der Denkmalpflege erfüllt."