Die Coburger glauben an Tessmer

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Umfragen sind keine Wahlen, heißt es immer. Aber die von Coburger Tageblatt, Radio Eins und iTV-Coburg in Auftrag gegebene Umfrage kennt einen eindeutigen Gewinner. Und der heißt Norbert Tessmer.

Verzerren Umfragen Wahlergebnisse? Nein, sagt Zoltan Juhasz. Das sei schon vielfach untersucht worden, doch bestätigt wurde diese These nie. Juhasz leitet das Umfrage-Institut Baces an der Universität Bamberg und hat im Auftrag von Coburger Tageblatt, Radio Eins und iTV Coburg 300 zufällig ausgewählte Coburger telefonisch nach ihrer Wahlentscheidung für den 16. März befragt.

Das Ergebnis: 49 Prozent der Befragten würden Norbert Tessmer wählen. Die Zweitplatzierte, Birgit Weber von der CSU, bringt es auf 25 Prozent, auf dem dritten Platz liegt dann Christian Müller von den CSB mit elf Prozent. Die übrigen vier Oberbürgermeisterkandidaten bewegen sich im einstelligen Prozentbereich, wobei Martina Benzel-Weyh von den Grünen noch am besten abschneidet.

Allerdings warnt Zoltan Juhasz selbst davor, den Zahlen allzuviel Gewicht beizumessen.
Denn 29 Prozent der Befragten, also fast ein Drittel, konnte oder wollte keine Einschätzung abgeben. Das sei normal, sagt Juhasz, und es gebe dafür unterschiedliche Ursachen: Die Befragten kennen die Kandidaten nicht oder seien noch unentschieden. Oder die Interviewpartner haben schlichtweg nicht die Absicht, zur Wahl zu gehen.

Aber einen verlässlichen Trend geben die Zahlen Juhasz zufolge trotzdem. Zum einen, weil sie in der Reihenfolge den Ausgang der Kommunalwahl 2008 widerspiegeln: Auch damals siegte der SPD-Bewerber (Norbert Kastner) deutlich, die Kandidatin der CSU (Christine Lochner) kam auf 30,3 Prozent, Gerhard Amend, der CSB-Kandidat, auf 8,7 Prozent. Zum anderen, weil die Coburger ganz eindeutig der Meinung sind, dass Norbert Tessmer gewinnen wird: Das sagen 91 Prozent der Befragten, und zwar über alle Parteien hinweg. Das heißt: Auch diejenigen, die angegeben hatten, CSU, CSB, Grüne, Linke, FDP oder Pro Coburg zu wählen, gehen davon aus, dass Tessmer gewinnen wird. Am skeptischsten sind da noch die CSB-Anhänger (82 Prozent). Aber selbst bei den CSU-Wählern sind 84 Prozent der Meinung, dass der derzeitige Zweite Bürgermeister auch den Sprung vom Bürglaßschlösschen ins Rathaus schafft.


Überall vorne
Dazu passen die Zahlen, die ganz allgemein die Wertschätzung für die Politiker erfassen. Tessmer erhält die mit Abstand beste Durchschnittswertung (2,6 auf einer Skala von -5 bis +5) und außerdem bei allen anderen Eigenschaften die besten Durchschnittsnoten, ob es nun um Bürgernähe, Fachkompetenz, Überparteilichkeit oder Führungsstärke geht. Die drei Kandidaten Birgit Weber, Christian Müller und Martina Benzel-Weyh liegen im Wesentlichen gleichauf - aber weit hinter Tessmer. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Anhänger der jeweiligen Parteien geben ihrem Kandidaten natürlich die Bestnoten - aber immer liegt Tessmer meist dicht dahinter auf Platz 2.

Gefragt wurde auch, über welche Eigenschaften ein Politiker verfügen muss. Hier lagen Fachkompetenz (86 Prozent), überparteiliche Zusammenarbeit (79) und Bürgernähe (74) auf den vorderen Plätzen; 58 Prozent der Befragten sind außerdem der Meinung, dass ein Coburger Kommunalpolitiker aus der Region stammen sollte. Gut reden können, in Vereinen oder der Wirtschaft verankert zu sein, ist dagegen offenbar weniger wichtig.

Auch Tessmers Partei, die SPD, kommt in der Umfrage gut weg: 36 Prozent bewerten die Stadtratsarbeit der SPD mit "sehr gut" bis "gut"; die CSU als zweitstärkste Fraktion kommt hier auf 25 Prozent. Beide, SPD und CSU, werden auch noch einigermaßen wahrgenommen: "Kann ich nicht beurteilen" sagten bei der SPD 19 und bei der CSU 24 Prozent der Befragten. Auch Grüne und FDP erregen noch halbwegs Aufmerksamkeit; hier machten nur um die 30 Prozent keine Angaben. Pro Coburg hingegen, die bis vor gut einem Jahr noch Freie Wähler hießen, sind 59 Prozent der Befragten mehr oder weniger unbekannt; schlechter (61 Prozent) schneidet nur die Gruppe "Bürger bewegen Coburg" ab, die zwar mit Horst Seufert ein Stadtratsmitglied stellt, aber diesmal nicht zur Wahl antritt. Junge Coburger und ÖDP wollen aber wieder in den Stadtrat, doch auch über die Arbeit ihrer jetzigen Vertreter sagt exakt die Hälfte der Befragten "Kann ich nicht beurteilen".

Die SPD wird am ehesten mit dem Thema "familienfreundliche Stadt" in Verbindung gebracht, die CSU mit "Tagungszentrum am Anger". Der CSU wird außerdem bescheinigt, sich vor allem für die Stärkung der heimischen Wirtschaft eingesetzt zu haben (70 Prozent). Die CSB hingegen sind mit 40 Prozent der Spitzenreiter, wenn es um solide Haushaltspolitik geht. Hier kommen SPD und CSU nur auf 36 beziehungsweise 37 Prozent.

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