Der Name "Am Stiegelein" bleibt

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Die SPD-Stadtratsfraktion beantragte, die Straße "Am Stiegelein" in "Egbert-Friedrich-Straße" umzubenennen, um den verdienten Bad Rodacher posthum besonders zu ehren. Eine knappe Mehrheit lehnte dies in der Sitzung am Mittwoch ab. Foto: Henning Schuster
Die SPD-Stadtratsfraktion beantragte, die Straße "Am Stiegelein" in "Egbert-Friedrich-Straße" umzubenennen, um den verdienten Bad Rodacher posthum besonders zu ehren. Eine knappe Mehrheit lehnte dies in der Sitzung am Mittwoch ab. Foto: Henning Schuster

Die Straße "Am Stiegelein" sollte nach dem Willen der SPD-Fraktion nach Egbert Friedrich benannt werden. Das lehnte der Stadtrat ab.

Die Bad Rodacher tun sich anscheinend ziemlich schwer damit, eine geeignete Art und Weise zu finden, wie verdiente, bereits verstorbene Persönlichkeiten der Stadt geehrt werden könnten. Der Stadtrat jedenfalls konnte sich am Mittwoch erneut nicht darauf einigen, wie man den Verdiensten des früheren Schulleiters, SPD-Kommunalpolitikers, Heimatgeschichtlers und Vereinsvorsitzenden Egbert Friedrich gerecht werden könnte. Den Antrag der SPD-Fraktion, die Straße "Am Stiegelein" entlang der Volksschule und der Bayernhalle nach ihrem früheren Vorsitzenden zu benennen, lehnte die Stadtratsmehrheit jedenfalls mit 10:9 Stimmen ab.
Einigen konnte sich der Stadtrat aber einstimmig darauf, Egbert Friedrich zu dessen 20. Todestag am 12. Dezember dieses Jahres besonders zu würdigen. Zudem soll ein Ehrungsarbeitskreis mit Vertretern aller Fraktionen gebildet werden, der besprechen soll, wie diese Ehrung aussehen könnte.


Auch Schule wird nicht umbenannt

Bereits vor zwei Monaten hatte der Stadtrat einen Antrag der CSU-Fraktion in nichtöffentlicher Sitzung abgelehnt, die Schule in Bad Rodach nach ihrem ehemaligen Rektor Friedrich zu benennen. Die Gründe dafür sind offiziell nicht bekannt.

Den Antrag der SPD auf Umbenennung der Straße "Am Stiegelein" begründete Fraktionsvorsitzender Axel Dorscht damit, dass Egbert Friedrich seine Heimatstadt und die Region "in besonderem Maße" als Kommunalpolitiker auf Stadt- und Landkreisebene geprägt und sich für die Belange der Bürger eingesetzt habe. Zudem sei er ein beliebter Pädagoge gewesen, habe den Rückert-Kreis ins Leben gerufen, das Heimatmuseum gegründet und schließlich als Vorsitzender des TSV Rodach auch den Bau der Bayernhalle mit auf den Weg gebracht. Ernst-Wilhelm Geiling, Sprecher der Freien Wähler, begrüßte den Antrag seiner Kollegen aus der SPD "ausdrücklich". Allerdings habe Egbert Friedrich so viele Alleinstellungsmerkmale in sich vereint ("Und ich persönlich habe ihn noch als vehementen Kämpfer für Bad Rodach erlebt!"), dass dies auch mit einer ganz besonderen Würdigung einhergehen müsse. Er schlug vor, zum Beispiel dem Aussichtsturm "Henneberger Warte" auf dem Georgenberg Egbert Friedrichs Namen zu geben: "Dieser Turm ist bis weit in die Region zu sehen und könnte mit Stolz den Namen seines Schöpfers tragen!"

Die Freien Wähler wandten sich gegen die Umbenennung der Straße "Am Stiegelein", weil Egbert Friedrich eben auch "Ecken und Kanten" gehabt habe. Geiling erinnerte an den Streit mit der evangelischen Kirchengemeinde um die Ansiedlung des Kindergartens "Arche Noah" eben dort. Der Fraktionsvorsitzende: "Bei einer Ehrung muss man genau überlegen, was man da macht."

Christoph Herold (CSU) zeigte sich verwundert über den Antrag der SPD. Der Stadtrat habe in diesem Jahr bereits drei Straßen neu gewidmet. Warum müsse man dann eine seit langem bestehende Straße umbenennen? Dies sei ja auch mit Kosten und Aufwand verbunden. Das "Ehrungsziel Egbert Friedrich" bleibe unbestritten, aber "wer übernimmt die Kosten?" Sein Fraktionskollege Stephan Schink sprach sich ebenfalls gegen die Umbenennung einer bestehenden Straße aus.

Für Rainer Möbus (Zukunftsforum) ist der 20. Todestag als "Grund für die Ehrung dieses Mannes" keine Frage. Aber wie genau, damit müsse sich der Stadtrat noch einmal näher befassen. Dies tut nun ein neuer Arbeitskreis im Auftrag des Stadtrates. Dessen Mitglieder können sich dann gleich noch eine weitere Art der Würdigung einer verdienten Bad Rodacher Persönlichkeit überlegen. Ernst-Wilhelm Geiling stellte zum Ende der Stadtratssitzung den Antrag, den langjährigen katholischen Bad Rodacher Seelsorger Georg Ferenz, der vor kurzem gestorben ist, ebenfalls im Namen der Stadt zu ehren.


Gemeinsames Projekt

Der Landkreis Coburg will die Kreisstraße CO 4 in Bad Rodach von der Coburger Straße bis zum Ortsausgang in Richtung Heldritt sanieren und ausbauen. Gleichzeitig plant die Stadt, das Kanalsystem dort zu erneuern und zu erweitern. Um Kosten, Zeit und Aufwand zu sparen, sind sich Landkreis und Stadt einig, die Maßnahme gemeinsam anzugehen. Ingo Jakobsen von der Planungsgruppe Strunz und Jürgen Alt vom Landratsamt Coburg informierten den Stadtrat am Mittwoch über den Planungsstand.
Wie Ingo Jakobsen sagte, befinde sich die Straße auf der gesamten Länge von 900 Metern in einem schlechten Zustand. Die Straße werde somit nach dem neuesten Stand der Technik ausgebaut. Die Bushaltestelle an der Einmündung zur Coburger Straße soll erhalten bleiben, die bisher mobile Ampelanlage an der Einmündung zur Volksschule wird durch eine fest installierte ersetzt. Am Ortsausgang wird eine Verkehrsinsel errichtet, die den Verkehr stadteinwärts abbremsen soll. Die heutige Fahrbahnbreite der CO 4 beträgt rund fünf bis 6.30 Meter, ebenso unterschiedlich fallen die Gehwege aus. Jakobsen: "Bei einer Neuordnung wird das anders werden." Die Straßenbreite wird dann durchgängig sechs Meter betragen. Die Straße soll schließlich auf Tempo 30 beschränkt werden.

Die Tempobremse am Ortseingang lobte Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD): "Das ist wichtig, dort wird schon sehr, sehr schnell gefahren. Das muss man mal sagen!" Laut Jürgen Alt sind im Kreishaushalt für die Maßnahme 1,1 Millionen Euro Gesamtkosten eingeplant.

Der Baustart selbst soll - wenn alles passt - im Frühjahr 2018 erfolgen. Die Erneuerung der CO 4 erfolgt abschnittsweise und wird wohl mehr als ein Jahr Zeit in Anspruch nehmen. Der Stadtrat billigte die bisherige Planung einstimmig.

Ob die Kreisstraße CO 23 zwischen der Autobahnausfahrt Eisfeld-Süd bis Ahlstadt ausgebaut werden kann, bezweifelt Jürgen Alt. Die drei vom Verkehr dort betroffenen Bürgermeister aus Lautertal, Meeder und Bad Rodach hatten sich deswegen ans Landratsamt gewandt. Zwar sei die Trasse nur 4,50 Meter breit, aber die durchschnittlich nur 400 Fahrzeuge täglich dort reichten für einen Ausbau nach Worten von Jürgen Alt "bei weitem nicht aus". Dagegen wandte sich Michael Pertsch (SPD). Nach Betriebsschluss in den großen Bad Rodacher Betrieben reihe sich dort ein Auto am anderen. Pertsch: "Wir Bad Rodacher brauchen diese Straße dringend!"


Haushalt 2017

Verwaltungshaushalt Kämmerer Michael Fischer zog bei der Stadtratssitzung am Mittwoch Halbjahresbilanz über den Bad Rodacher Haushalt 2017. So wiesen Einnahmen und Ausgaben des Verwaltungshaushalts keine besonderen Überraschungen auf; große Abweichungen seien nicht zu erwarten. Die gesetzliche Mindestzuführung an den Vermögenshaushalt in Höhe von 720.000 Euro werde aber wohl nicht erreicht.

Vermögenshaushalt Bei Einnahmen und Ausgaben des Vermögenshaushaltes wartet die Stadt noch auf Zuschüsse beziehungsweise wird erst im zweiten Halbjahr mit größeren Zahlungen für Baumaßnahmen gerechnet - allein die Kreisumlage habe sich in diesem Jahr um 1,27 Millionen Euro erhöht, sagte Michael Fischer.

Kreisumlage Nach Worten von Michael Fischer werde der Haushaltsausgleich die Stadt in den kommenden Jahren weiterhin vor größere Herausforderungen und Probleme stellen - allein die Kreisumlage habe sich in diesem Jahr um 1,27 Millionen Euro erhöht.

Schulden Die Pro-Kopf-Verschuldung reduzierte sich zur Jahresmitte auf rund 1921 Euro pro Einwohner, im Landesdurchschnitt beträgt die Verschuldung bei vergleichbaren Städten und Gemeinden rund 735 Euro. Aufgrund der stark eingeschränkten finanziellen Leitungsfähigkeit können die kommenden Haushaltsjahre problematisch werden. Michael Fischer: "So, wie ich es befürchtet habe, wird es wahrscheinlich auch eintreten!"