Der Landkreis Coburg und die Busse

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Blick auf den Landkreis Coburg. Foto: Jochen Berger
Blick auf den Landkreis Coburg. Foto: Jochen Berger

Am 1. September 2016 enden die Konzessionen für zahlreiche OVF-Linien im Landkreis Coburg. Noch können sich Bewerber melden, die diese Linien fortführen wollen. Wenn nicht, muss neu ausgeschrieben werden.

Noch knapp zwei Jahre gelten die derzeit laufenden Konzessionen für Regionalbuslinien. Das scheint ein langer Zeitraum zu sein - doch schon jetzt laufen die Vorbereitungen für die Zeit ab dem 1. September 2016. Im August hat der Landkreis Coburg eine entsprechende Vorinformation im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Darin sind alle bestehenden Regionalbuslinien beschrieben, die derzeit von der Bahn-Tochter Omnibusverkehr Franken betrieben werden.

Die Vorabinformation gibt Busunternehmen die Möglichkeit, schon jetzt zu erklären, dass sie diese Linien eigenwirtschaftlich bedienen wollen, erläutert Marita Nehring von der Arbeitsgemeinschaft Öffentlicher Personen-Nahverkehr (ÖPNV) von Stadt und Landkreis. Eigenwirtschaftlich heißt: Ohne Zuschüsse seitens des Landkreises, und/oder der Gemeinden.


Noch bis zum Wochenende läuft die Bewerbungsfrist, aber bislang scheint das Interesse gering zu sein. Mehr noch: Der OVF hat im Sommer schon anklingen lassen, dass er zu den derzeitigen Bedingungen nicht mehr fahren möchte. Einzelne dieser eigenwirtschaftlichen Linien, wie die zwischen Coburg und Eisfeld, wurden sogar schon ausgedünnt.

Wenn niemand die Linien übernimmt, dann muss der Landkreis den den Busverkehr ausschreiben. Hier kommt nun Gerd Weibelzahl von der Kreisgruppe des Verkehrsclub Deutschland (VCD) ins Spiel. Weibelzahl hatte schon im August gefordert, dass der Landkreis die Gelegenheit nutzen solle, ein neues Nahverkehrskonzept zu erstellen. Wie das aussehen könnte, hat Weibelzahl sich für den südlichen Landkreis Coburg gleich selbst überlegt - er arbeitet beruflich in Hessen als Nahverkehrsplaner.

Weibelzahl kritisiert, dass derzeit einige der Coburger Stadtbuslinien und Regionalbuslinien parallel laufen. Das liege am Schülerverkehr, sagt dagegen Marita Nehring: "Die müssen halt alle um 8 Uhr in Coburg sein." Zum anderen hält Weibelzahl es für falsch, zu stark auf Rufbus-Systeme zu setzen, wie es jetzt schon im Raum Bad Rodach und Meeder geschieht. Rufbusse könnten abends oder in Randlagen eingesetzt werden, aber keinen regelmäßigen Linienverkehr ersetzen.

Weibelzahl schwebt hingegen ein Taktverkehr vor zumindest im südlichen und östlichen Landkreis vor: Coburg-Seßlach alle halbe Stunde wäre möglich, wenn Stadt- und Regionalbusse abwechselnd und jeweils stündlich fahren. Eine Linie könnte über Ahorn verkehren, die andere über Weitramsdorf, so dass hier Stundentakt gewährleistet wäre. Ähnlich wäre laut Weibelzahl eine Stadtbusverbindung von Coburg nach Untersiemau und Grub am Forst zu bedienen: Zwei Linien, die über Creidlitz und Niederfüllbach fahren (Halbstundentakt) und jede Stunde abwechselnd nach Untersiemau und Grub am Forst.

Außerdem wäre es zumindest auf der Strecke nach Ebersdorf sinnvoll, Busse und Züge besser zu vernetzen, meint Weibelzahl. Schüler könnten von Coburg bis Ebersdorf mit dem Zug und von da mit dem Bus weiterfahren. Theoretisch ginge das jetzt schon, praktisch aber nicht, weil in Bussen und Zügen unterschiedliche Tarife gelten und bei jedem Umsteigen ein neues Ticket erforderlich wäre.

Ein Beitritt von Stadt und Landkreis Coburg zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg steht aber nach wie vor nicht zur Debatte, weil er für die Region hohe Kosten, aber kaum Verbesserungen brächte, sagt Marita Nehring. "Wir müssten jährlich 600 000 Euro zahlen, damit der Fußballfan mit dem Kombiticket nach Nürnberg fahren kann."

Auch die Verlängerung einiger Coburger Stadtbuslinien, wie sie Weibelzahl ins Auge fasst, sei nicht zu machen, sagt die ÖPNV-Beauftragte. Grund dafür sei die bestehende Vereinbarung von Stadt und Landkreis, dass die SÜC nur die umliegenden Gemeinden Niederfüllbach, Ahorn, Lautertal und Dörfles-Esbach bedienen. Dafür zahlen der Landkreis und die Gemeinden auch einen Zuschuss an die SÜC. In Lautertal fahren die Stadtbusse nur bis Unterlauter, die übrigen Gemeindeteile sind über die OVF-Line Coburg-Eisfeld ans Netz angebunden.
Wie es mit der Linie nach dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember weitergehen wird, sollen die Lautertaler demnächst in einer Bürgerversammlung erfahren, sagt Marita Nehring.
Wie sich die ÖPNV-Fachleute des Landkreises das zukünftige Liniennetz ab dem 1. September 2016 vorstellen, wird als erster der ÖPNV-Ausschuss am 14. November erfahren. "Wir müssen sehen, dass wir mit den verfügbaren Mitteln das Beste rausholen."