Rudelsdorf hält und feiert zusammen. Das zeigte sich wieder bei der 700-Jahr-Feier des Bad Rodacher Stadtteils mit 46 Einwohnern.
In Rudelsdorf, mit seinen 46 Einwohnern wohl der kleinste Stadtteil der Stadt Bad Rodach, lässt es sich sehr gut leben. In der der intakten Dorfgemeinschaft wird zusammen angepackt, aber auch gefeiert. Am Himmelfahrtstag konnte der kleine Ort seinen 700. Geburtstag rund um das historische Gemeindehaus feiern. Dabei zeigten die Bürger des Jubiläumsdorfes, egal ob Jung oder Alt, recht eindrucksvoll ihren Besuchern aus nah und fern, wie sie zusammenhalten. Dieses würdigten auch Landrat Michael Busch und Bürgermeister Tobias Ehrlicher (beide SPD).
Ehrlicher hatte eine schwere Überraschung im Gepäck. Sie war für die Löschgruppe Rudelsdorf gedacht: eine neue Tragkraftspritze von Typ FPN 10/1000 aus dem Hause Magirus. Die Freude bei den Aktiven war riesengroß. Löschgruppenführer Walter Bogner war vollkommen überrascht, als er die neue Spritze in Empfang nehmen durfte. Das neue Gerät bringt rund 200 Kilo auf die Waage. Ehrlicher sagte, die neue Tragkraftspritze werde gebraucht, da die alte Spritze aus dem Jahre 1983 repariert werden musste. Und er nutzte die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, wie wichtig gerade in den kleinen Orten die Feuerwehren seien. Auch Landrat Busch stellte die vielfältigen Aufgaben der Feuerwehr heraus. Die neue Feuerwehrspritze kostet rund 12.000 Euro. Davon bekommt die Stadt Bad Rodach rund 4700 Euro Zuschuss.
Stolz auf das schmucke Gemeindehaus
Das Gemeindehaus war in Miniatur vor dem echten Gemeindehaus zu bewundern. Daneben standen Fundstücke aus längst vergangener Zeit, darunter eine alte Kartoffelpresse, womit der Kloßteig früher hergestellt wurde, und ein alter Holzschlitten, auf dem es sich die Gäste gemütlich machten. Nicht weit davon entfernt, bestand die Möglichkeit, die technische Entwicklung in der Feuerwehr und im Forst zu verfolgen. Es war die alte Feuerwehrspritze aus dem Jahre 18715 zu sehen. Eine Holzschnitzerin führte vor, wie man mit einer Kettensäge aus einem Holzstamm Figuren schnitzen kann, was bei den Besuchern auf großes Interesse stieß. Außerdem fanden ein großer Flohmarkt sowie ein Bauernhofquiz statt.
Im ersten Obergeschoss des Gemeindehauses befand sich während des Festtages eine interessante Bilderausstellung, die bei vielen alte Erinnerungen weckte. Die ehemalige Ortsbäuerin Lissa Rottmann konnte anhand der Fotos sehr lebendig erzählen. Man hörte ihr gerne zu. Auch das alte Uhrwerk des Gemeindehauses war zu bewundern. In einem anderen Raum, der Amtsstube, war ein alter Schreibtisch mit Verschlusssachen, einer alten Schreibmaschine und anderen Büroutensilien aus längst vergangener Zeit aufgestellt. Auf dem Schreibtisch liegen auch alte Urkunden, die extra abfotografiert und ausgedruckt worden waren. Hierfür war die Archivfrau Nadine Bogner zuständig.
Herzstück Schrank
Das Herzstück des ganzen Hauses, das etwas unscheinbar in der Ecke in der Amtsstube steht, ist der alte Schrank aus dem Jahre 1833, aus dem Jahr, als das Gemeindehaus gebaut wurde.
Ortssprecher Harald Weber blickte auf die Geschichte des Ortes, der bis zum Jahre 1970 selbstständig war und sich als erster der Stadt Rodach angeschlossen hat, zurück. Über das Gemeindehauses erzählte Weber, dass es 1901 eine Uhr und einen Turm mit einer Glocke erhielt. 1962 und 1970 wurde das Haus renoviert. In dieser Zeit wurde auch ein modernes Uhrwerk eingebaut.
Die Rudelsdorfer haben sich selbst ein großes Geschenk gemacht. Denn im November des vergangenen Jahres begannen die sehr behutsamen Renovierungsarbeiten im ersten Stock des Hauses. Vieles vom Urzustand ist noch erkennbar, und das ist ein großes Verdienst der 25 Bürger, die daran mitgearbeitet haben. So wurden die alten Balken und die Holzbänke in der Amtsstube belassen. Der Fußboden wurde abgeschliffen und wieder eingelassen. "Wir haben für jedes Gewerk in Rudelsdorf einen Fachmann", sagte der Ortssprecher, deshalb seien nur die Putzarbeiten von einer externen Fachfirma ausgeführt worden. Den Rest der Bauarbeiten haben 25 Rudelsdorfer Bürger innerhalb von 1265 Stunden vollzogen. Denn man wollte zur 700-Jahr-Feier fertig sein. Das Obergeschoss dient künftig für Zusammenkünfte. "Für uns war das eine Win-Win-Situation", sagte Bürgermeister Ehrlicher. Die Stadt Rodach habe nur das Material zur Verfügung gestellt und die Putzarbeiten bezahlt. Fleißige Bürger wurden für ihren Arbeitsensatz geehrt: Bernd Brückner, Manfred Penniger, Frank Wagner, Willy Scheffe, Angelika Penniger sowie Tim Brückner als Jüngster.
Walter Bogner ging auf die Geschichte der Waldkoperation Rudelsdorf, die im Jahre 1868 gegründet wurde und 66 ha Waldfläche umfasst ein. Daran sind 24 Gemeindeberechtige beteiligt. Seit 1878 waren acht Vorstände und 13 Rechnungsführer für die Kooperation tätig. Es wurden wichtige Anschaffungen durch die Kooperation getätigt und 860 Mark im Jahr 1956 der Gemeinde für eine Tragkraftspritze gespendet . Er blickte auf den Holzverkauf zu früheren Zeit zurück. Das Holzmachen läuft heute noch in der Gemeinschaft. Des weiteren bedient man sich nach Sturmschäden dem "Harvester" . Der Holzeinschlag findet im normalen jährlichen Kontingent händisch statt, daran sind im Durchschnitt 5- 7 Mitglieder beteiligt. Zur Unterhaltung der Geburtstagsfeier spielte der Spielmannszug des TV Neuses auf.