Der "Jäger" in der Hand der Coburger Aleviten

1 Min
Der Bürgermeister von Untersiemau, Rolf Rosenbauer überreicht dem ersten Vorsitzenden des Vereins, Inac Raci, symbolisch Brot und Salz an der Eröffnungsfeier.   Fotos: Coburg und Umgebung - Aleviten Kulturzentrum
Der Bürgermeister von Untersiemau, Rolf Rosenbauer überreicht dem ersten Vorsitzenden des Vereins, Inac Raci, symbolisch Brot und Salz an der Eröffnungsfeier.   Fotos: Coburg und Umgebung - Aleviten Kulturzentrum
Der Gasthof "Zum Jäger" ist jetzt ein Kulturzentrum der Aleviten.
Der Gasthof "Zum Jäger" ist jetzt ein Kulturzentrum der Aleviten.
 

Der Coburger Verein der Aleviten hat den Gasthof "Zum Jäger" gekauft und möchte es zu seinem neuen Kulturzentrum machen.

Der Gasthof "Zum Jäger" im Untersiemauer Gemeindeteil hat neue Besitzer. Der Verein "Coburg und Umgebung - Aleviten Kulturzentrum" hat die Immobilie erworben und verwandelt das Gasthaus in ein Kulturzentrum.

"Das Objekt ist sehr groß", sagt Ahmet Peker. Er ist Aufsichtsratsmitglied und hat den Kauf mit abgewickelt. Aus dem Gebäude werde ein sogenanntes Cemevi, also ein Gebets- beziehungsweise Versammlungshaus für die Aleviten in Coburg und Umgebung. Im großen Saal soll schon bald gebetet werden.

Aber Beten ist nur das Eine, denn lernen können die Mitglieder des im Jahr 2003 gegründeten Vereins dort ebenfalls. In der Dergah - Peker übersetzt es etwa mit Lehrstätte - "soll die alevitische Kultur gelehrt werden". Es sei eine allgemeine Lehrstätte, die man sich etwa vorstellen könne, wie eine Hochschule - aber so weit sind sie in Haart noch nicht. "Sagen wir, wir sind noch in der Grundschule", meint Peker und lacht. Das Angebot stehe allen Interessierten offen, auch Nicht-Muslimen.


Viele verschiedene Ansichten

"Aleviten heißt übersetzt Alis Anhänger", erklärt Peker. Es ist eine Glaubensrichtung innerhalb des Islams. "Die Religion ist der Islam - aber jeder hat eine eigene Ansicht davon." Er erklärt das mit einem Beispiel: "Wenn man auf einen Berg schaut, sieht der eine Lebewesen, der andere die Pflanzen und der dritte Steine. Aber im Endeffekt ist alles auf dem Berg vorhanden - und so ist es auch mit dem Koran."

Für die insgesamt 170 Mitglieder des Vereins, die sowohl aus Coburg als auch aus den angrenzenden Landkreisen kommen, gibt es noch zwei weitere Räume. Der eine ist für die Jugendlichen bestimmt, der andere für die Frauen. Warum gibt es diese Trennung? "Normalerweise trennen wir uns ja nicht, aber der ein oder andere fühlt sich so vielleicht wohler", meint Peker.


EM-Spiele auf Leinwand

Die Gaststätte bleibt allerdings nach wie vor erhalten - und diese stehe der gesamten Bevölkerung offen: "Wir haben gerade ein Gewerbe angemeldet", sagt Peker. Der Verein will sie weiter betreiben und weiterhin Tages- und Wochenendmenüs anbieten. "Wir fangen mit türkischen Gerichten an. Aber wenn es Nachfrage auf deutsche oder italienische Küche geben sollte, werden wir es ausweiten", erklärt Peker. Auch an die anstehende EM haben sie gedacht: "Wir haben eine Projektorleinwand, auf der auch Fußball übertragen wird."

Zur großen Eröffnungsfeier war schon mal einiges los. "Der Saal war brechend voll", sagt Peker. Viele Haarther Bürger seien vor Ort gewesen und der Oberbürgermeister der Stadt Coburg, Norbert Tessmer, übergab in seiner Rede symbolisch den in Coburg ansässigen Verein an seinen Amtskollegen aus Untersiemau Rolf Rosenbauer. Dazu spielten zwei türkische Musikgruppen auf und sogar der Generalkonsul der Republik Türkei, Yavuz Kül, kam aus Nürnberg angereist, um dem Verein einen Besuch in seiner neuen Heimat abzustatten.