Konkrete Abfahrtszeiten gibt es noch nicht - nur die Zusicherung, dass die Regionalzüge mit den ICE-Halten in Coburg eng vertaktet werden.
Die Region könne nun die Früchte ernten nach jahrelanger Belastung durch Baustellen, sagt Thomas Prechtl, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Er stellte gestern in Lichtenfels zusammen mit Bahnvertretern die Grundzüge des künftigen Fahrplans für die Inbetriebnahme der Neubaustrecke "Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8" (VDE8) vor (siehe auch Seite 3 dieser Ausgabe).Die BEG ist dabei für die Regionalverbindungen zuständig, für den Fernverkehr die Bahn.
Drei ICE ab Coburg
Die Grundzüge der Veränderungen sind seit vergangenem Sommer bekannt: Coburg erhält drei ICE-Halte, einen früh, einen abends und einen tagsüber. Mit den ICE ist der Fahrgast im günstigsten Fall in knapp zweieinviertel Stunden von Coburg aus in Berlin oder in München. Alle zwei Stunden fährt zwischen Sonneberg und Nürnberg ein schneller Regionalexpress, der zwischen Coburg und Bamberg die Neubaustrecke nutzt.
Der regelmäßige ICE-Halt in Lichtenfels fällt dadurch weg. Zwar ist angekündigt, dass es morgens weiterhin einen ICE von Lichtenfels bis München geben wird. Außerdem soll werktags ein Intercity auf der Saalebahn verkehren. Doch laut BEG werden die Zugverbindungen in der Region auf die ICE-Halte in Coburg und Bamberg ausgerichtet. In Bamberg werden die ICE vorläufig noch nicht stündlich halten, weil die Strecke nach Nürnberg noch nicht durchgehend vierspurig ausgebaut ist.
"Wir erwarten, dass DB Fernverkehr Bamberg zumindest nach Fertigstellung der Viergleisigkeit zwischen Erlangen und Forchheim ab Ende 2018 überwiegend stündlich bedient. Dann erst entfalten die von uns bestellten systematischen Taktverkehre dort auch hinsichtlich der Verknüpfung zwischen Nah- und Fernverkehr eine optimale Wirkung für das nördliche Franken", stellt Prechtl fest. Denn die Bayreuther sollen zum Beispiel mit der Agilis-Linie direkt zu den ICE-Halten in Coburg fahren können und wären damit eine halbe Stunde schneller als über Bamberg oder Nürnberg.
Doch wann genau die ICE in Coburg halten werden, teilt die Bahn immer noch nicht mit. Das werde erst im Sommer veröffentlicht, sagte ein Bahnsprecher am Donnerstag. Zwar gibt es Fahrplanszenarien, in denen schon konkrete Zeiten stehen, doch die sind nicht verbindlich. Nicht einmal die Frage, ob der ICE eher zur Mittagszeit oder doch am Nachmittag in Coburg Station macht, sei derzeit zu beantworten. Aber es werde versucht, "möglichst gute Anschlussbeziehungen an verschiedenen Knoten zu schaffen", versicherte der Sprecher. Die Bahn hat aber weniger Bamberg oder Coburg im Blick, sondern bezeichnet als "Knoten" die Bahnhöfe Nürnberg und Erfurt.
Die beiden nachmittäglichen ICE-Halte in Coburg, die der Bahn abgerungen wurden, sind kein Selbstläufer. Die Region Coburg allein wird kaum genügend Fahrgäste generieren können. Es sind zusätzlich Reisende aus Kulmbach, Kronach und Lichtenfels erforderlich, die Richtung Berlin wollen, und in Coburg statt in Bamberg in den ICE steigen.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) ist für die Anbindung der ICE-Halte in Coburg durch Regionalzüge verantwortlich.
Auf der Webseite der BEG liest man:
„Die Agilis-Linie Coburg - Bayreuth wird soweit beschleunigt, dass sie in Coburg schnelle Verknüpfungen mit den dort haltenden ICE-Zügen offeriert. Über diesen Weg ist die Reisezeit Bayreuth – Berlin rund 30 Minuten schneller als über Bamberg oder Nürnberg. Auch Kronach ist in Lichtenfels mit diesen Regionalzügen verknüpft und findet so Zugang zu den Coburger ICE-Halten.“
Bei näherer Betrachtung entpuppt sich dies für Coburg zum Teil als Augenwischerei. Aus folgenden Gründen:
Kronach und Lichtenfels werden mit schnellen Regional-Expressen (RE) an den ICE-Systemhalt Bamberg angebunden. Die Triebwagen von Agilis sind hingegen schwach motorisiert (Regio-Shuttle). Ferner ist die Agilis-Linie Coburg - Bayreuth eine Regional-Bahn (RB), die an jedem Haltepunkt hält. Glaubt die BEG ernsthaft, dass ICE-Zusteiger aus Bayreuth oder Kulmbach mit dem Regio-Shuttle nach Coburg fahren, der an (fast) jeder Zwischenstation hält? Übrigens werden Bayreuther auch über die elektrifizierte Strecke Hof – Leipzig Richtung Berlin fahren.
Ich mach es kurz: Coburg braucht einen schnellen Dieseltriebwagen von Bayreuth, der unterwegs nur in Kulmach und Lichtenfels hält. So schafft er die Strecken Bayreuth – Coburg in einer Stunde, Kulmbach – Coburg in 35 Minuten. In Coburg sollte auf genügend Übergangszeit geachtet werden, zwölf Minuten sind nicht zu viel.