Die Arnoldhütte auf dem Neustadter Hausberg begeht am Pfingstmontag, 16. Mai, ihren 90. Geburtstag.
Wohl fast jeder Neustadter, der in der Ferne wohnt, hat bei einem Heimaturlaub eine Wanderung auf den 516 Meter hohen Muppberg auf seinem Besuchsprogramm stehen, verbunden mit der Einkehr in der ganzjährig bewirtschafteten Arnoldhütte. Dazu gehört auch die Besteigung des 28 Meter hohen Prinzregententurmes, der majestätisch über den Muppberggipfel ragt. Von seiner Plattform bietet sich eine einmalige Rundumsicht ins Thüringer Land und ins Fränkische.
Dieses Jahr, am Pfingstmontag, 16. Mai, kann die Arnoldhütte einen runden Geburtstag feiern: Sie wird 90 Jahre alt. Aus der ehemals reinen Schutzhütte entwickelte sie sich zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Neustadts und des gesamten Coburger Landes.
Dass die Arnoldhütte errichtet wurde, ist ein Verdienst des Verschönerungsvereins Neustadt, der damals unter seinem Vorsitzenden Geheimrat Max Oscar Arnold den Bau in die Tat umsetzte.
Schon bald nach der Fertigstellung des Prinzregententurms im Jahre 1905 tauchte der Gedanke auf, einen Schutzbau zu erstellen. Doch erst am 15. Februar 1926 wurde der Beschluss gefasst, noch im gleichen Jahr eine Schutzhütte zu errichten. Das oberhalb der Ottilienquelle gelegene Gelände in nur 80 Metern Entfernung vom Prinzregenten-Aussichtsturm wurde als Standort auserkoren.
Basis aus Sandstein
Es wurde festgelegt, den Unterbau in Sandsteinmauerwerk auszuführen. Auf diesem Grund sollte die Blockhütte in zwölf Metern Breite und sechs Metern Tiefe ruhen.
Die eine Hälfte sollte einen vollkommen geschlossenen Raum bilden, während der andere Teil offenbleiben und nur eine Überdachung tragen sollte. Am 1. März 1926 war in der Tageszeitung zu lesen: "Fleißige Hände haben bereits sieben große Haufen Steine für den Blockhausbau zusammengetragen. Ernst Roßbach (der Turmwächter) und seine Frau haben den Hauptteil geleistet." Am 17. März 1926 hieß es: "In den letzten Tagen sind an dem für den Bau der Blockhütte vorgesehenen Platz die Bäume umgemacht worden. 15 Erwerbslose haben sich freiwillig angeboten, bei den notwendigen Arbeiten mitzuwirken."
Stadtbaumeister Otto Töpfer, Kassierer des Vereins, bezifferte in einer Ausschuss-Sitzung am 23. März 1926 die Kostenvoranschläge auf insgesamt 2600 Mark.
Kurz darauf wurden aufgrund einer Ausschreibung die erforderlichen Arbeiten wie folgt vergeben: Maurerarbeiten zu 426 Mark, Zimmererarbeiten zu 954 Mark. Die weiteren Kosten betrugen: Dachdeckerarbeiten 280 Mark, Fenster 98 Mark, für Stangen, Auffüllen des Geländes, Steine 820 Mark. Die Gesamtkosten beliefen sich somit auf rund 2600 Mark.
Es kamen etliche Zuschüsse und Spenden
Tatkräftige Unterstützung bei der Ausführung des Baues erfuhr der Verschönerungsverein durch den damaligen Thüringerwald-Verein Neustadt, der auch einen Zuschuss in Höhe von 100 Mark leistete. Von der Coburger Landesstiftung wurden 250 Mark und von der Stadt Neustadt 300 Mark gewährt. Auch die Brauerei Werner ist mit einem Darlehen und mit allen möglichen Leistungen eingesprungen.
Die ungedeckten Ausgaben in Höhe von rund 1400 Mark mussten über ein Sparkassendarlehen finanziert werden.
Am 13. April 1926 berichtete die Tageszeitung, "dass der Bau der Schutzhütte auf dem Muppberg sehr gut voranschreitet. Gegenwärtig baue man an dem hohen westlichen Fundament, in das als Schlussstein ein großer, von der Ottilienkapelle stammender Stein eingelegt werden soll". Die Schlusssteinlegung am Sonntag, 25. April 1926, so wurde seinerzeit berichtet, war begleitet von goldenem, sonnigem Wetter. Pünktlich um 15 Uhr kündeten drei Böllerschüsse der Schützengesellschaft den Beginn des Festaktes an. Anschließend schallte aus den frischen Kehlen der Sänger der Liederhalle das Lied "Komm in den Wald".
Drei Hammerschläge
Der Vorsitzende, Geheimrat Max Oscar Arnold, der kurz die Geschichte des Turm- und Hüttenbaues streifte, stellte in seiner
Ansprache fest, "dass Neustadt schon immer einig war, wenn es galt, etwas Großes, der Gemeinschaft Dienendes zu schaffen". Stadtbaumeister Otto Töpfer widmete seine drei Hammerschläge "dem Wanderer zur Rast, der Allgemeinheit zum Schutz und unserem lieben Neustadt zum Segen".
Zum Abschluss des offiziellen Aktes sang der gemischte Chor des Arbeitergesangvereins. Turmwart Ernst Roßbach versorgte anschließend die Gäste mit Neustadter Bier und Rostbratwürsten. Schon drei Wochen später, am 16. Mai 1926, fand die Schutzhüttenweihe in feierlicher Weise und unter großer Teilnahme der Neustadter Bevölkerung statt. Auf den Muppberg waren rund 2500 Besucher hinaufgekommen. Schon am Samstagabend wurde der Aussichtsturm festlich beleuchtet und kündigte so die tags darauf folgende Einweihung an.
Dreimal krachen Böllerschüsse
Wiederum unterbrachen am Sonntag um neun, zwölf und 15 Uhr Böllerschüsse der Schützengesellschaft Jägersruh die Waldesstille des Muppbergs. Als Eintrittsgeld wurden 20 Pfennige verlangt. Dafür erhielt man eine sichtbar zu tragende Blume. Um 14 Uhr zogen die oberen Schulklassen unter der Führung der Lehrerschaft vom Hauptschulhof auf den Muppberg und gruppierten sich um die Schutzhütte. Eine Stafette des Turnvereins I setzte sich um 14.30 Uhr vom Arnoldschen Haus am Bahnhof in Bewegung, um die im Schlussstein niederzulegende Erbauungsurkunde auf den Muppberg zu bringen.
Der Vorsitzende, Geheimrat Max Oscar Arnold, hielt eine ebenso kurze wie packende Weiherede.
Darin brachte er die Erwartung zum Ausdruck, dass die Schutzhütte eine Stätte des Friedens sein soll, der Eintracht und Einigkeit, eine Stätte allen Naturfreunden gewidmet und ihrem Schutze empfohlen. Besonderen Dank widmete er der Forstverwaltung mit Forstmeister Schlee, Stadtbaumeister Otto Töpfer, den beteiligten Baufirmen, dem Thüringerwald-Verein sowie den Erwerbslosen und allen, die beim Bau mitgeholfen hatten.
Das Einweihungsprogramm rundeten weitere Festansprachen, Gesangsvorträge und turnerische Vorführungen ab. Ab dem Jahre 1932 wurde die Schutzhütte dann offiziell "Arnoldhütte" genannt.