Die wachsende Biber-Population hat sich für die Bauern im Coburger Land zum Problem entwickelt. Deshalb fordern sie, den Bestand der Tiere zu reduzieren.
Damit alle sehen, was Biber zu bauen in der Lage sind, nahm Martin Flohrschütz die Besucher der traditionell am Rosenmontag stattfindenden "politischen Schlachtschüssel" des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) mit an den Bachgrund direkt neben der alten B 4. Dort haben die Tiere einen großen Damm errichtet und damit einen kleinen See angestaut - sehr zum Ärger der nebenan tätigen Landwirte. Und nicht nur für die, betonte der Coburger Kreisobmann im BBV: "Mit den Bibern bekommen auch die Kommunen und die Straßenbaulastträger zunehmend Probleme."
Was tun? Das war die zentrale Frage, die die Spitze des Coburger Bauernverbandes in der Gastwirtschaft "Zur Schnepfe" mit der regionalen Politik diskutierte. Wobei der Kreisobmann gleich zu Beginn betonte, dass es den Landwirten nicht darum gehe, "den Biber auszurotten". Aber "die Grenzen aufzeigen" müsse man den Tieren schon. Es müsse Gebiete geben, in denen sich der Biber austoben könne; aber auch die Landwirtschaft brauche ihre Flächen. Flohrschütz und sein Stellvertreter, Wolfgang Schultheiß, sahen da die (Landes-)Politik in der Pflicht. Sie müsse endlich bayernweit die Biber-Population erfassen und Ziele für die Bestandsgröße formulieren.
Landrat Michael Busch (SPD) verstand den Hilferuf der Landwirtschaftsvertreter: "Wenn der Bestand überhand nimmt, da muss man eingreifen." Er könne es sich vorstellen, dass es Sinn mache, den Zahl der Biber zu erfassen und daraufhin regionale Ziele abzustimmen, ergänzte der Landrat. BBV-Geschäftsführer Hans Rebelein wunderte sich, warum der Biber überhaupt noch auf der "Roten Liste" der vom Aussterben bedrohten Tierarten steht. Bei bis zu 30 000 Tieren in Bayern könne doch niemand mehr ernsthaft davon reden, dass der Bestand in Frage stehe.
Dass auch der Biber nicht unantastbar ist, betonte der ehemalige BBV-Kreisobmann, Gerhard Ehrlich. In Absprache mit dem Biber-Management im Coburger Landratsamt sei zum Beispiel der Beschluss gefallen, zwischen Seßlach und Bodelstadt regelmäßig Biberbauten an der Rodach zu entfernen, weil diese die Drainagen der landwirtschaftlichen Flächen beeinträchtigen. Auch beim Umgang mit wirtschaftlichen Schäden, die durch die Staudämme entstehen, zeige sich das Landratsamt sehr unbürokratisch.
Kommt der Wolf auch noch?
Nicht minder emotional wurde über eine zweite Tierart diskutiert, die die Bauern im Coburger Land beschäftigt: der Wolf. Dabei betonte der Landrat schnell: "Wir haben bis heute keinen sicheren Nachweis, dass es Wölfe im Landkreis Coburg gibt." Deshalb warnte Michael Busch vor Hysterie zu diesem Thema, auch wenn es "nicht unwahrscheinlich" sei, dass einzelne Wölfe ab und an das Coburger Land durchwandern. Dass sich ein Wolfsrudel hier ansiedele, sei nach Einschätzung von Fachleiten ohnehin kaum zu erwarten.
Kritischer sah das Wolfs-Problem Bernd Reisenweber (Ebersdorfer Bürgermeister und Vorsitzender des Kreisverbandes Coburg im Bayerischen Gemeindetag). "Ohne Maß und Ziel geht die Sache schief", warnte der passioniert Jäger und riet dazu, ähnlich wie beim Rotwild einen "Managementplan" aufzustellen. Ungefährlich sei die Rückkehr der Wölfe in die deutschen Wälder auf keinen Fall, betonte Reisenweber: "Wenn der Wolf die Scheu vor den Menschen verliert, wird er irgendwann einmal in den Städten auftauchen."
Wenn der breite Traktor kommt
Sebastian Porzelt vom Gut Merkendorf hat ein Problem. Er wohnt im "Drei-Landkreise-Eck" mit Coburg, Lichtenfels und den Haßbergen und muss aufpassen, wenn er mit überbreiten landwirtschaftlichen Fahrzeugen unterwegs ist. Denn während er in den Landkreisen Lichtenfels und Haßberge mit einer bis zu 3,49 Meter breiten Erntemaschine alleine auf den Straßen fahren darf, ist im Coburger Land ein Begleitfahrzeug notwendig. Das fordert das Landratsamt und bringt ihn damit in die Bredouille, berichtete Porzelt dem Landrat.
Wenn es nach den Landwirten geht, sind die großen Traktoren, Drescher und Häcksler derzeit sicherer denn je unterwegs. Dies liege in erster Linie am "Bayernpaket", das für solche Fahrzeuge erlassen wurde und eine umfangreiche Sicherheitsausstattung (Frontschilder, Beleuchtung, Warnschilder) vorschreibt. Da noch ein Begleitfahrzeug zu fordern, meinte Porzelt, sei einfach zu viel: "Gerade in der Erntezeit können wir uns so etwas nicht leisten." Aus personeller und finanzieller Sicht. Deshalb bat er das Landratsamt, doch seinen Spielraum zu nutzen und Fahrten ohne Begleitfahrzeuge zu genehmigen.
"Ja, es gibt einen Spielraum", bestätigte Landrat Michael Busch, der allerdings bat, bei dieser Diskussion die Verkehrssicherheit nicht aus den Augen zu verlieren. Als Beispiel nannte er die Kreisstraße CO 23 von Rottenbach nach Ahlstadt. Die sei gerade einmal fünf Meter breit, da werde es im Begegnungsverkehr schon sehr eng. Deshalb sei die Sache für das Landratsamt so einfach nicht. Erst recht dann nicht, wenn es Solofahrten überbreiter Fahrzeuge zulasse und es dann einen Unfall gebe. "Dann ist das Geschrei groß", sagte Busch, sicherte aber zu, im Amt noch einmal "über das Problem zu reden".
Der Seßlacher Bürgermeister, Martin Mittag (CSU), brachte einen Punkt zur Sprache, der mancherorts dieses Problem entspannen könnte. Der Ausbau landwirtschaftlicher Kernwege, der zum Beispiel im Bereich der Initiative Rodachtal mit bis zu 85 Prozent gefördert wird. "Das ist ein guter Weg, um endlich Wirtschaftswege auszubauen", bestätigte Tobias Ehrlicher (Bürgermeister von Bad Rodach). Deshalb appellierten die beiden Bürgermeister an die Landwirte der Region, sich bei Grundstücksverhandlung für den Ausbau von landwirtschaftlichen Kernwegen kooperativ zu zeigen. Sie seien es schließlich, die von breiteren Wegen am meisten profitieren.
Gerade der Damm und der hierdurch entstandene See am Lauterbach ist ein Beispiel dafür, dass es auch Stellen gibt an denen durch den Bieber keine landw. Flächen betroffen sind. Gefährdete Bäume die auf die Straße fallen könnten, können im Vorfeld beseitigt werden. Hier gibt es wirklich keinen Grund einzugreifen. Man sollte die Bürger nicht immer an der Nase herum führen. Landwirte regen sich auf über Schäden an ihren Flächen...wer regt sich auf über Schäden an unseren Gewässern durch Landwirte?!
"den Bachgrund direkt neben der alten B 4. Dort haben die Tiere einen großen Damm errichtet.... sehr zum Ärger der nebenan tätigen Landwirte"
Kann mir mal jemand erklären was die Landwirte da ärgert?
Das Loch da unten wird doch eh nicht bewirtschaftet..
Oder geht's nur darum, ein bisschen Geld von der Öffentlichkeit zu bekommen?