Die TV-Kult-Serie der 70er Jahre erlebt ein Revival - freilich nicht auf der Mattscheibe, sondern auf der Theaterbühne im "Münchner Hofbräu". Das Regie-Duo Sandrina Nitschke und Thorsten Köhler schart dazu eine spielfreudige Darstellerriege um sich.
Über einen guten Witz darf man getrost mehr als nur ein einziges Mal lachen. Denn frech erzählt klingt selbst ein eigentlich längst bekannter Witz fast wie neu. Was aber passiert, wenn Theaterleute ein wenig in der Mottenkiste des deutschen Fernseh-Humors wühlen?
Falsche Bärte, schrille Kleider Mit einer "Klimbim"-Hommage lockt jedenfalls das Landestheater Coburg beim Start in seine neue "Hofbräu"-Saison. "Dann mach' ich mir nen Schlitz ins Kleider" - unter diesem Motto servieren Sandrina Nitschke und Thorsten Köhler eine temporeiche Blütenlese der besten "Klimbim"-Szenen, ergänzt durch diverse Sketch-Klassiker, die einst Didi Hallervorden und Diether Krebs populär machen.
Wer eine solche Hit-Parade präsentiert, sollte keine Angst vor dem Vergleich mit dem Original haben.
Und so geht das Duo Nitschke/Köhler reichlich selbstbewusst an die ehrgeizige Herausforderung heran, diesen Abend gleich in Dreifach-Funktion zu gestalten. Denn Sandrine Nitschke und Thorsten Köhler führen Regie, haben die Ausstattung entworfen und spielen im flotten Wechsel der Verkleidungen auch noch gleich dutzendweise verschiedene Rollen.
Falsche Bärte, haarsträubende Perücken, schrille Kleider, schreiend bunte Hosen - Nitschke und Köhler fahren das ganze Arsenal der Klamauk-Utensilien auf für einen Abend, der eigentlich nur ein Ziel kennt - hohe Ausschläge auf der nach oben offenen Heiterkeitsskala zu erzielen. Lust am Grimassieren, Lust an grotesker Überzeichnung der Figuren, perfektes Timing bei scheinbaren Pannen - die beiden inszenierenden Schauspieler begeistern das applausfreudige Publikum.
Kollektion der Scheußlichkeiten Dazu führt das Bühnenbild mit lustvoller Ironie vor, wozu der Mode- und Einrichtungsgeschmack zu "Klimbim"-Zeiten fähig war - scheußliche Tapeten und wunderbar hässliche Pullover inklusive. Und von der Wohnzimmerwand grüßt ein faszinierend kitschiges Waldidyll samt Hirsch. Die Ausstattung: eine reichhaltige Kollektion der Scheußlichkeiten, die wohl nur noch auf ausgesuchten Flohmärkten zu entdecken sein dürften.
Damit freilich nicht genug. Matthias Hertha, Andreas Lindemann und Dieter Stoll in vielen weiteren Rollen komplettieren die Darstellerriege auf höchst effektvolle Weise.
Sie zeigen, wie sich kleine Szenen in große und höchst effektvolle Auftritte verwandeln lassen.
Dieser Abend ist für das Coburger Premierenpublikum ein unüberhörbar großes Vergnügen - ein Abend, der lustvoll am Rand des puren Klamauks balanciert, ohne freilich je in Gefahr zu geraten, tatsächlich abzustürzen. So aber wird diese "Klimbim"-Hommage zum Theaterspaß mit eingebauter Erfolgsgarantie.
Landestheater gastiert im "Münchner Hofbräu" Theater-Tipp "Dann mach' ich mir 'nen Schlitz ins Kleid" - Eine Hommage an Klimbim. - 7., 14., 21., 30. November, 5., 6., 12., 13., 23., 26., 27. Dezember, 3., 16., 17., 18., 30. und 31. Januar.
Die Aufführungen im Saal des "Münchner Hofbräu" beginnen jeweils um 20 Uhr.
Produktionsteam Inszenierung, Bühnenbild, Kostüme und Dramaturgie: Sandrina Nitschke, Thorsten Köhler
Darsteller Sandrina Nitschke, Thorsten Köhler, Matthias Hertha, Andreas Lindemann, Dieter Stoll