Auch heuer fand in Coburg ein Christopher Street Day (CSD) statt. Bereits vorab hatten die Organisatoren mit üblen Anfeindungen zu kämpfen. Eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren zugespitzt habe.
In diesem Jahr fand in Coburg zum dritten Mal der Christopher Street Day (CSD) statt. Nach Angaben des veranstaltenden Vereins "Comun e.V." kamen in diesem Jahr mehr als 500 Menschen zusammen, um "ein wichtiges Zeichen für eine vielfältige Stadtgesellschaft" zu setzen. Doch bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatten die Organisatoren mit Anfeindungen und Hass-Attacken zu kämpfen.
So hatten Unbekannte bereits Anfang Juni mehrere Veranstaltungsplakate in der Neustadter Straße und Kleinen Rosenau beschädigt und heruntergerissen. Nach Angaben der Polizei verursachten die Täter dabei einen Sachschaden von rund 350 Euro. Die Kriminalpolizei Coburg hatte in der Folge Ermittlungen wegen Sachbeschädigung eingeleitet. Die Anfeindungen beschränken sich jedoch keineswegs auf bloße Sachbeschädigung, wie Ulf Wunderlich, Vorstand des "Comun e.V." auf Nachfrage von inFranken.de berichtet.
CSD in Coburg: Organisator über zunehmenden Hass im Netz - "Tod durch Islamisten gewünscht"
"Dieses Jahr verzeichneten wir eine Zunahme an Hasskommentaren, insbesondere in den digitalen Coburger Gesprächsgruppen", berichtet Wunderlich gegenüber inFranken.de. "In diesem öffentlichen und regionalen Kontext wurde der Community der Tod durch Islamisten gewünscht, queere Menschen als Untermenschen verunglimpft und Forderungen nach einem Verbot des CSDs gestellt", erklärt er. Besonders transgeschlechtliche Menschen würden hierbei zunehmend zum "Ziel von Hass".
"Die Anfeindungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen", stellt Wunderlich fest. Verstärkt werde diese Entwicklung ihm zufolge "durch zunehmende Hetze von rechts". Auch schürten "Fantasien über eine vermeintliche Genderideologie und sinnlose Verbotsdebatten zur Gendersprache dabei weiteren Hass", erklärt er. Während des diesjährigen CSDs sei es wieder zu Angriffen auf Demonstranten gekommen. "Im Steinweg kam es wiederholt zu Beleidigungen und Spuckattacken gegen Teilnehmer", berichtet Wunderlich. "Weitergehende körperliche Übergriffe" habe es jedoch nicht gegeben.
"Diese Taten unterstreichen die Notwendigkeit von queerer Community-Arbeit und der Organisation des CSDs", bekräftigt er. "Sie bestärken uns in unserem Streben nach einer Welt, in der die Frage, was du bist, keine Rolle spielt." Man wolle die "Arbeit und das Engagement für eine vielfältige Stadtgesellschaft" deshalb auch in Zukunft fortsetzen. Zudem sei man offen für Gespräche mit "jeder demokratischen Partei des Coburger Stadtrates". In Hof findet in diesem Jahr zum ersten Mal ein Christopher Street Day statt. Weitere Nachrichten aus Coburg findet ihr in unserem Lokalressort.
@Bamberger1961: Minderheiten wahrnehmen und tolerieren bedeutet nicht, dass „der normale Mensch nur noch ein untergeordnete Außenseiterrolle spielt“ – den Zusammenhang konstruieren Sie, weil Sie, wie Sie selbst schreiben, intolerant sind. Minderheiten tolerieren ist kein Ausschlusskriterium für irgendwas. Es ist hingegen die Intoleranz, die zu An- und Übergriffen führt, wie in Coburg geschehen.
Tja, tolerantes Coburg. Leben, und leben lassen scheint nicht so euer Ding zu sein.
Seit sich die Gesellschaft um jede Minderheit zentrieren muss und der normale Mensch nur noch ein untergeordnete Außenseiterrolle spielt, ist meine Toleranz gesunken.