Coburgs Vollhorst geht in die Vollen

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Eine Szene aus Horst Meixners Video mit der Keglerhymne "Gut Holz": Zum Schein läuft er in die falsche Richtung an. Anzuschauen ist das Filmchen auf dem Kanal "Vollhorsts Welt" im Internet-Videoportal Youtube. Fotos: privat
Eine Szene aus Horst Meixners Video mit der Keglerhymne "Gut Holz": Zum Schein läuft er in die falsche Richtung an. Anzuschauen ist das Filmchen auf dem Kanal "Vollhorsts Welt" im Internet-Videoportal Youtube.  Fotos: privat
Horst Meixner (links) mit seinen Filmpartnern Miriam Egle und Oliver Grambs beim Dreh am Obermain.
Horst Meixner (links) mit seinen Filmpartnern Miriam Egle und Oliver Grambs beim Dreh am Obermain.
 

Kegelvereine suchen Nachwuchs. Warum nicht so, wie es heutzutage alle tun: Mit einem Video und einem Liedchen auf Youtube? Ein Fall für Horst "Vollhorst" Meixner aus Coburg!

Die Idee hatte Axel Otto, der stellvertretende Vorsitzende der DJK/Viktoria Coburg. Der Keglerverein nutzt nach wie vor die Kegelbahn im Sportheim am Hinteren Floßanger und ist sozusagen ein Überbleibsel des DVV, des Fusionsvereins aus DJK/Viktoria Coburg und VfB Coburg.

Den DJK/Viktoria-Keglern ergeht es wie vielen anderen: Kegelsport wird als Freizeitbeschäftigung älterer Herrschaften angesehen, junge Leute fehlen. Bei der Weihnachtsfeier sprach Axel Otto darüber mit Horst Meixner, ebenfalls aktiver Kegler in der 2. Mannschaft. Meixner hat Erfahrung mit Liedern und Videos im Internet - als "Vollhorst" hat er schon einige ins Netz gestellt.

"Nachts um zwei bin ich von der Weihnachtsfeier heimgekommen, um drei hatte ich das Lied fertig", erinnert sich Meixner.
Große Ansprüche stellen freilich weder Text noch Melodie - aber es lässt sich leicht und locker mitsingen: "Gut Holz! Alle Neune sollen fallen..." lautet der Refrain. Zum Weihnachtskegeln des Vereins brachte Meixner dann Texte, die Videokamera und seine Gitarre mit. Denn die Kegler sollten mit ins Video. "Die waren sofort dabei", erzählt Meixner. Die Szenen fürs Video wurden einmal geprobt und dann aufgezeichnet. Zu finden ist es nun unter anderem auf Meixners Youtube-Videokanal "Vollhorsts Welt".

Weg vom derben Humor

Dort hat Meixner inzwischen schon 109 Filmchen versammelt, vom Song über die Video">Coburger Bratwurstbis zur fränkischen "Last Christmas"-Parodie ("Letzta Weihnacht"), die immerhin auch schon über 475 Aufrufe verzeichnet hat. Den Bratwurst-Song haben schon 37721 Nutzer aufgerufen. Manche der frühen Werke haben einen etwas derben Humor ("Bierfurz") - davon möchte der 47-jährige Familienvater aber nun weg kommen, ohne dass die Komik leidet oder das es zu seriös wird. Vor kurzem hat er ein neues Format gestartet: "Vollhorst auf Reisen". Vorbild sind, der Name lässt's ahnen, "Gernstls Reisen" aus dem Bayerischen Fernsehen. "Das hat mir immer gefallen."

Als erstes Ziel hat sich der gebürtige Lichtenfelser Coburgvorgenommen, die Stadt, in der er mit seiner inzwischen achtköpfigen Familie lebt. Die Tour beginnt am Anger und führt hinein in die Stadt und zur Stadtgeschichte.

Nicht alles Material ist selbstgedreht: "Schade, dass du gehst, Norbert", ruft er Oberbürgermeister Kastner (SPD) nach. Danach hat Meixner die Steinigungsszene aus dem Film "Leben des Brian" eingefügt. Als nächstes ist er selbst wieder im Bild zu sehen, mit blutigem Gesicht: Es bedauern halt doch nicht alle, dass Kastner nicht mehr zur Wahl antritt.

Zwölf Folgen seiner "Reisen" will Meixner drehen. Derzeit ist Folge 2 am Obermain in Arbeit. Dafür hat Meixner sich Oliver Grambs als Partner geholt, auch so ein Coburger Original. Für Folge 3, die in Bamberg spielen soll, sucht er noch Partner. "Ich mache mir vorher Notizen und stelle mir vor, wie es aussehen soll", sagt Meixner. Doch manchmal will sich die Realität nicht ins Bild fügen: Auf dem Staffelberg war's schon zu dunkel, und bei Kloster Banz riss die Gitarrenseite, als Miriam Egle - die dritte im Bunde beim Obermain-Film - die "Songs an einem Sommerabend" nachstellen sollte. Also muss dort nochmal gedreht werden.

Traum vom Wärtschlamo

Derzeit hat Meixner die Zeit: Der 47-jährige nimmt ein Jahr Elternzeit und denkt auch darüber nach, sich beruflich neu zu orientieren. Warum nicht als Wärtschlamo nach Hofer Vorbild? Für die Käsekrainer der Wurstverkäufer in Hof sei er in seinen Pausen oft extra in die Stadt gelaufen, erzählt Meixner, der bei der Bahn als Zugbegleiter arbeitet. Denn selbst, wenn die Videos bei Youtube den einen oder anderen Werbe-Euro bringen: Leben kann Meixner von seinen Internet-Aktivitäten als Komiker noch lange nicht.

"Mein großer Traum ist ja, dass man mich als Vollhorst entdeckt." Seine Parodie "Im Trabi vor mir"("Im Wagen vor mir") hat es in die Zeitschrift "Supertrabi" geschafft, seine Keglerhymne sei bei den Kegelvereinen gut angekommen, und er hat drei CDs aufgenommen. Meixner hätte sogar ein Bühnenprogramm, aber er scheut sich noch davor, den virtuellen Raum zu verlassen, wo er vom Videodreh bis zum Schnitt alles selbst kontrollieren kann. "Es müsste mal was vorwärtsgehen", hofft er.