Ein Weihnachtskonzert der besonderen Art bescherte der Coburger "Verein" seinen überaus zahlreich erschienenen Mitgliedern und Gästen im Foyer der HUK. Zu Gast war das Hildegard Pohl Trio mit einem außergewöhnlichen Programm.
Aus klassisch ausgebildeten Musikern besteht das Hilde Pohl Trio. Angeführt von der versierten, fingerfertigen Pianistin Hildegard Pohl, die auch charmant durchs Programm zu führen versteht, sind noch der virtuose, vielseitige Schlagzeuger Yogo Pausch und der wendige, in allen Lagen sichere Bassist Norbert Meyer-Venus mit von der Partie.
Ihr Markenzeichen ist ein auf klassischen Themen oder wie bei diesem Konzert auch Weihnachtsliedern basierendes Musizieren, bei dem über kurz oder lang die ursprüngliche Vorlage verlassen wird und sich jazzartige Improvisationen anschließen, oft auch mit passenden anderen Melodien verbunden.
Immer wieder überlässt die Pianistin auch ihren Partnern Raum für solistische Entfaltung und spricht mit Recht von ihrem "besten Schlagzeuger" beziehungsweise "besten Bassisten". In der Tat ist das Zusammenspiel des Trios stets vorbildlich und intuitiv.
Beethoven-Tango
Spaß muss natürlich auch sein. Zuerst betritt der Schlagzeuger die Bühne und beginnt mit den Ravelschen Bolero-Rhythmus. Der Bassist gesellt sich mit einem Ostinato dazu. Dann erst erscheint die Pianistin, spielt aber dazu dann den "Nussknacker-Marsch" von Tschaikowsky mit virtuosen Variationen aller drei.
Swingend weihnachtlich folgt das bekannte "Santa Claus is coming to town". Elegant und mit flinken Fingern stimmt Hildegard Pohl Beethovens "Wut über den verlorenen Groschen" an, die sich auch auf das Schlagzeug überträgt. Ein Tango von Piazzolla geht unmerklich in Beethovens "Elise" über, bevor ausgedehnte "Tannenbaum"-Variationen erklingen, wobei auch "neu entdeckte" von Mozart, Bach, Beethoven, Brahms, Schönberg und den Beatles sich anschließen. Exotisch angehauchte "Schneeflöckchen" mit allerlei ausgefallenem Schlagzeug-Instrumentarium und "Swingelingeling" - gekonnte Improvisationen über "Kling, Glöckchen" - beschließen den ersten Teil.
Verträumt mit Meeresgeräuschen und einer irischen Melodie geht es dann weiter. Ein Höhepunkt ist Leroy Andersons "Sleigh ride", in den ein wenig Gershwin hineingeschmuggelt wird. Leise "bossart" der Schnee in südamerikanischem Rhythmus, dem sich ein rassiger Bach-Bossa aus der "Badinerie" anschließt.
Wunsch-Konzert
Gefühlvoll erklingt der berühmte Walzer aus der 2.Jazz-Suite von Schostakowitsch mit ausgedehntem Bass-Solo, bevor es zu einem abschließenden "Weihnachts-Wunsch-Konzert" kommt, bei dem acht zuvor vom Publikum vorgeschlagene Weihnachtslieder von "Maria durch ein Dornwald ging" bis "Jingle bells" zu einem spontan improvisierten Medley verbunden werden.
"Stille Nacht"-Blues
Die nach reichem Beifall gewährte Zugabe "Stille-Nacht-Blues" wird nicht jeden Geschmack getroffen haben, denn das innigste deutschsprachige Weihnachtslied und derbe Blues-Rhythmen passen nicht so recht zueinander.