Schüler-Sprecher Maximilian Kurth philosophiert in seiner Rede über das Glück - Kunsterzieher Joachim Goslar hat es am Coburger Gymnasium Casimirianum gefunden.
Herzog Johann Casimir wurde vor 450 Jahren geboren, vor 409 Jahren gründete er die nach ihm benannte Gymnasium. Das Bekränzungsfest, bei dem er geehrt wird, wird seit rund 200 Jahren gefeiert unf lockt alljährlich viele Ehemalige zurück an ihre alte Schule. Zu ihnen gehörten in diesem Jahr zum Beispiel der frühere Bundestagsabgeordnete Carl-Christian Dressel und Alt-Oberbürgermeister Norbert Kastner (beide SPD).
Für die Schüler der Q11 beginnen am Dienstag die letzten richtigen Sommerferien, sagte Schüler-Sprecher Maximilian Kurth. Danach kommen die Entscheidungen für den weiteren Lebensweg - und auf welche Weise jeder ein geglücktes Leben erreichen wolle.
Joachim Goslar kann diese Frage für sich beantworten: Für ihn werden es die allerletzten Sommerferien, denn der Kunsterzieher und Vorsitzende des Coburger Kunstvereins scheidet aus dem Schuldienst aus. Er habe in seinem Beruf Kunst und Pädagogik verbinden können, sagt Goslar. "Das war immer das, was ich machen wollte" - also ein geglücktes Leben ganz im Sinne von Aristoteles, der empfiehlt, einen Beruf zu ergreifen, der den eigenen Talenten entspricht.
1960, als Schüler, machte Goslar sein erstes Bekränzungsfest mit. Nur wenige hat er seither versäumt, unter anderen in den fünf Jahren, in denen er in Schwabach im Schuldienst war. Doch er wollte zurück nach Coburg - und wurde beim ersten Anruf im Casimirianum von seinem früheren Mathematiklehrer Albert Schmidt wieder erkannt. "Wenn das Gedächtnis so gut ist, kann die Schule nicht schlecht sein", habe er damals gedacht, sagt Goslar. Noch heute haben seiner Ansicht nach die Schüler und Lehrer am "Casi" ein Verhältnis, "dass man miteinander reden kann".
Ein geglücktes Leben kann auch der führen, der Unlust vermeidet, sagt Epikur, oder einer, der der Vernunft folgt, sagen die Stoiker. Unlust hat das Casimirianum wohl nicht geschaffen - fünf Schüler aus Goslars Jahrgang kehrten als Lehrer an die Schule zurück.
Nur eine Form des Glücks habe er nie gesucht, sagt Goslar, während um ihn herum die Schüler den Boden nach Scherben absuchen. Der Sprecher leert nach der Bekränzung drei Gläser Bier und wirft sie zu Boden. Wer eine Scherbe ergattert, hat im nächsten Jahr gute Noten. "Ich habe mich nie gebückt", sagt Goslar. Hier war vermutlich die Vernunft im Spiel.