Coburger Studentenleben ausgestellt im Container

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Die Studentenbude am Albertsplatz. Foto: Simone Bastian
Die Studentenbude am Albertsplatz. Foto: Simone Bastian
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Statistik trifft wahres Leben: Die Studentenbude am Albertsplatz zeigt in Grafiken und im Ambiente einer typischen kleinen Wohnung, wie der durchschnittliche Coburger Student zurechtkommt. Zumindest auf den Vesteblick muss die Containerwohnung dabei nicht verzichten.

"Ein Container, so rostig wie das Leben in der Stadt", hat einer der Besucher ins Gästebuch geschrieben. In der Tat wirkt der vielfach gebrauchte, 40 Fuß lange Schiffscontainer auf dem schmucken Coburger Albertsplatz etwas deplaziert. "Studentenbude" steht darauf.

Studenten sind auch drin. Aber nur von 10 bis 18 Uhr, es sei denn, die Projektgruppe macht Überstunden. Denn die "Studentenbude" tut nur so, als ob sie von Studenten bewohnt würde . "Es geht ums Wiedererkennen", sagt Julia Keidel. Die Innenarchitektur-Studentin ist die Projektleiterin, hat die Bude entworfen und eingerichtet.Eine kleine Garderobe am Eingang, eine (ziemlich lange) Küchenzeile aus bemaltem Pappkarton mit Kühlschrank, zwei kleine Nischen als Sanitärbereich und dann der Wohn-, Arbeits- und Schlafraum mit Vesteblick: Von den Größenverhältnissen entspricht der Container ziemlich genau einem Zimmer in einem Studentenwohnheim.




Studenten und Ehemalige erkennen ihre Lebensverhältnisse wieder, aber auch der Bauarbeiter, der ins Gästebuch schrieb. Zurechtkommen auf engem Raum - praktikabel ist es. "Wenn ich den Platz hätte, würde ich das sofort in den Garten stellen und meine Kinder einziehen lassen", sagt eine Dame beim Hinausgehen.

In Wirklichkeit ist die Studentenbude nämlich ein Ausstellungsraum, der über das Leben der Studenten in Coburg erzählen will. Studenten der Integrierten Gesundheitsförderung haben die Daten erhoben, der Design-Dozent Aaron Rößner hat die Grafiken dazu entwickelt. Die Innenarchitektin Julia Keidel schuf den Rahmen. Für den Seecontainer habe man sich entschieden, "weil es um den Transport von Geschichte geht". Vielleicht auch, um Distanz zu schaffen zu den Wohncontainern, die es tatsächlich gibt: Als Schlafgelegenheit für Bauarbeiter, als Behelfswohnung in Katastrophengebieten, als Unterkunft für Flüchtlinge.

Heizung fehlt
Wobei Julia Keidel dem Stahlding durchaus was abgewinnen kann: "Ich finde es spannend, dass er magnetisch ist." Poster, Bilder, Schränke - alles muss mit Magneten an der Wand befestigt werden, denn ein Durchbohren der Stahlwände wäre wenig ratsam. Wobei ein wirklich bewohnter Schiffscontainer vermutlich rundum isoliert wäre und selbstverständlich eine Heizung hätte. Die fehlt der Studentenbude auf dem Albertsplatz nämlich, genauso wie der Wasseranschluss. Nur Strom fließt. Der Heizradiator gab aber den Geist auf, und Julia Thierschmidt, die im fünften Semester Bioanalytik studiert und gerade die Aufsicht führt, kuschelt sich tiefer in ihren Anorak.

"Aber die Aussicht ist gigantisch", sagt sie grinsend und weist aufs Fenster am Containerende. Das hängt wie ein Bilderrahmen vor der Stahlwand am Ende des Raumes und zeigt den Vesteblick, wie er sich vom Campus bietet. Das Fenster ist simuliert, das Sofa und der Fernsehapparat sind echt - wobei überall Statistiken und Grafiken zu finden sind, auf den Sofakissen genauso wie auf den Getränkeflaschen auf dem Tisch oder im Kühlschrank.

Zu erfahren ist in der Ausstellung, wie oft der durchschnittliche Coburger Student in der Mensa isst, wie er das Essen findet (eher weniger gut) und wie er beziehungsweise sie am liebsten ihre Freizeit verbringt. Dass "Kneipenbesuche" einen Wert von 93 Prozent erreichen, mag nicht verwundern. Dass 28 Prozent der befragten Studierenden angeben, in ihrer Freizeit künstlerisch aktiv zu sein und immerhin 15 Prozent ehrenamtlich tätig sind, überrascht da schon eher. Aber: Rund 30 Prozent berichten auch von Durchschlaf- oder Einschlafstörungen. 564 Euro hat der Coburger Durchschnittsstudent im Monat zur Verfügung, davon gehen 230 Euro für die Miete drauf.

Unterstützung vom Herzog
Nebenjobs sind bei vielen einkalkuliert - auf die Hilfe eines Herzogs können sie nicht mehr hoffen. Die ist aus den Anfängen der Bauschule vor 200 Jahren dokumentiert: Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha wies 1836 seine Verwaltung an, dem Maurer und ehemaligen Soldaten Johann Georg Hummel aus Rossach ein kostenloses Studium zu ermöglichen. Aus der Bauschule ging schließlich die (Fach-)Hochschule hervor mit heute rund 4000 Studenten auf zwei Standorten.
Die Studentenbude am Albertsplatz ist noch bis 15. November täglich von 10 bis 18 Uhr für Besichtigungen geöffnet.