Wie Gastregisseur Holger Seitz die Abenteuer von Robin Hood auf die Freilichtbühne im Coburger Hofgarten bringt.
Theatermacher müssen manchmal zu ihrem Glück gezwungen werden. Nach rund 75 vergnüglichen und kurzweiligen Premierenminuten mit "Robin Hood" rund um den Herzog-Alfred-Brunnen drängt sich unwillkürlich die Frage auf: Warum ist noch niemand zuvor auf die Idee gekommen, Sommerfestspiele genau an dieser im Coburger Hofgarten zu veranstalten?
Die Ausweichspielstätte
Coburgs neuer Intendant Bernhard F. Loges jedenfalls musste zum Hofgarten-Glück gezwungen werden - gezwungen durch eine Nachricht, die eigentlich eine Hiobsbotschaft war. Denn am Anfang des Theater-Weges in den Hofgarten stand eine kurzfristige Absage - und damit der erzwungene Verzicht auf Schloss Ehrenburg als Spielort für die Sommerfestspiele.
Die Bühne
Die Wahl des Areals rund um den Herzog-Alfred-Brunnen erweist sich jedenfalls am Beispiel von "Robin Hood" als Glücksfall. Das liegt einerseits am Ort und seinen Gegebenheiten. Das liegt andererseits aber auch an Robert Schrag und seinem Bühnenbild, das auch die Grundlage für die beiden weiteren Produktionen bilden soll. Denn Schrag gelingt es, den von der Brunnen-Anlage und dem umgebenden Halbrund der Bäume vorgegebenen Rahmen nahtlos zu integrieren in ein Bühnenbild mit Burgfassade, Wachturm und reichlich freier Fläche für turbulentes Geschehen.
Die Kostüme
Dazu hat Carola Volles die passenden Kostüme entworfen, die die Darsteller präzis charakterisieren und mit witzigen Übertreibungen arbeiten. Das gilt für den wohlbeleibten Bruder Tuck (Stephan Mertl) ebenso wie für den geldgierigen Kaufmann McMean (Thomas Straus) oder die ängstliche Gouvernante (Eva Marianne Berger). Und Robin Hood (Valentin Kleinschmidt), Mitch (Thomas Kaschel) und Little John (Alexander Tröger) sind in erdfarbene Bogenschützengewänder gehüllt. Die elegante Lady Marian (Alexandra Weis), in die Robin Hood sich schon beim ersten Anblick unrettbar verliebt, kommt modebewusst mit schicker weißer Bluse und hohen Stiefeln daher. Unverkennbar in böses Schwarz gekleidet: der Sheriff von Nottingham (Thomas Straus) ebenso wie die von ihm geplagten Soldaten Large (Nils Liebscher) und Extra-Large (Niklaus Scheibli). Sonderapplaus gibt es auch für das Wildschwein und den Pfeiljungen (Boris Stark).
Das Stück
John von Düffel besitzt als Autor reichlich Erfahrung darin, erzählerische Texte in Bühnentexte zu verwandeln. Seine Version der Geschichte von Robin Hood und seinen Mitstreitern ("Wir sind und bleiben die Vogelfreien") pendelt geschickt zwischen Märchen-Tonfall und handfester Abenteuer-Geschichte.
Das Regie-Konzept
Gastregisseur Holger Seitz weiß genau, worauf es beim Freiluft-Theater ankommt: reichlich Action und keine langen ermüdenden Dialoge oder Monologe. Die vom Band eingespielte Bühnenmusik und die Lieder von Benedikt Ofner liefern den passenden Soundtrack für ein Abenteuerstück um Robin Hood als Wohltäter der Armen, das dem Anspruch, Familienstück zu sein, von Anfang an gerecht wird. Denn Seitz lässt die Darsteller mit feinem Gespür für präzise Überzeichnung agieren. Mit großer Spielfreude bringen sie die Figuren sehr lebendig auf die Naturbühne. Garant für applaustreibende Action ist Jean-Loup Fourure, der die Kampfchoreografie offenkundig mit Akribie einstudiert hat. Der ausgedehnte Stockkampf, den Valentin Kleinschmidt und Alexander Tröger als Robin Hood und Little John auf die Bühne bringen, ist allein fast schon das Eintrittsgeld wert.
Das Fazit
Der Schlussapplaus ist ebenso lautstark wie ausdauernd - Signal für den rundum gelungenen Auftakt des Theater-Experiments namens Sommerfestspiele im Coburger Hofgarten.