17 Hoteliers aus der Stadt und dem Landkreis locken am 10./11. Januar mit niedrigen Preisen und attraktivem Programm - und kämpfen damit auch gegen den "Tunnelblick" sowie den "Couch-Tourismus".
Der Coburger an sich motzt ja durchaus ganz gerne. "Oft hört man: Alles schlecht, alles schließt", sagt Barbara Glauben. Ganz anders sei jedoch die Wahrnehmung ihrer Gäste im Romantik-Hotel Goldene Traube: "Sie sind eigentlich immer begeistert von Coburg und loben auch das Angebot der Geschäfte in der Innenstadt." Für ihren Mann Bernd Glauben gehört das mit zum Phänomen des "Tunnelblicks": "Viele sehen die Schönheit ihrer eigenen Stadt gar nicht mehr."
Deshalb wird der Spieß jetzt umgedreht: Beim ersten "Coburger Hotelentdecker-Wochenende" sollen Einheimische sozusagen zu Touristen in der eigenen Heimat werden. Programm und Preis sind attraktiv (siehe dazu Infobox rechts) und der Nutzen für die Region ist hoffentlich groß. Regionalmanager Stefan Hinterleitner bringt es etwas überspitzt auf den Punkt: "Unser Traum wäre es, 125 000 Botschafter für die Region zu haben." Sprich: Alle Bewohner von
Stadt und Landkreis Coburg sollen im Idealfall als Multiplikatoren wirken. Barbara Glauben sieht das genauso, aber bei weitem nicht nur aus dem touristischen Blickwinkel. "Es ist doch leichter, eine Fachkraft in eine reizvolle Stadt zu locken als in eine langweilige. Und die Bevölkerung kann mithelfen, dass Fremde von einer Stadt infiziert werden."
Bernd Glauben räumt aber sehr wohl ein, dass es weiteres Ziel der Aktion sei, den Einheimischen zu zeigen, wie gut es sich in den heimischen Hotels übernachten lässt. Stefan Hinterleitner ergänzt: "Und beim nächsten Besuch werden die Eltern dann vielleicht nicht mehr im Couch-Tourismus untergebracht!" Als Couch-Tourismus gilt die Beherbergung zu Hause.
Alle Beteiligten - außer den Hoteliers das Coburger Stadtmanagement und das Regionalmanagement - sind aber nicht nur über die Aktion glücklich.
Vor allem freuen sie sich auch, wie schnell das Projekt mit vereinten Kräften gestemmt werden konnte. Für Stefan Hinterleitner hat das Vorbildcharakter: "Mein Wunsch wäre es, dass das, was jetzt auf der Arbeitsebene so gut geklappt hat, auch auf der politischen Ebene gelingt: eine reibungslose Zusammenarbeit." Barbara Glauben ergänzt: "Wenn alle Ideen so schnell umgesetzt würden, wären wir touristisch bereits Boomtown!"
Programm Los geht's für alle am Samstag, 10. Januar, um 14.30 Uhr bei einem Glühwein auf dem Coburger Schlossplatz. Von dort starten dann zwei Führungen: entweder mit "Queen Victoria" zu sonst unzugänglichen Bereichen der Ehrenburg oder mit der "Coburger Marktfrau" zu interessanten Einzelhandelsgeschäften sowie einem abschließenden Blick "hinter die Kulissen" des Kaufhofs. Etwa gegen 17 Uhr steuert jeder sein ausgewähltes Hotel an.
Dort gibt es vor, während oder auch nach dem Abendessen ein individuelles Rahmenprogramm. Der Sonntag, 11. Januar, endet mit einem Frühstück im jeweiligen Hotel.
Preis Die Hotels sind in zwei Kategorien unterteilt: Das Doppelzimmer inklusive Halbpension und des Programms kostet entweder 99 oder 1 20 Euro.
Kontakt Buchung sowie weitere Infos bei jedem beteiligten Hotel oder im Internet: www.
zu-gast-in-der-heimat.de
Übersicht Folgende Hotels machen mit: Arcadia Hotel, Best Western Blankenburg, Goldener Anker, Villa Victoria, Ringhotel Stadt Coburg, Goldene Traube (alle Coburg), Braugasthof Grosch, Gasthof Sauerteig, Alte Mühle (alle Rödental), Gasthof Steiner (Großheirath), Braunes Ross (Weidhausen), Goldene Rose (Grub am Forst), Landgasthof Sommer (Lautertal), Landgasthof Wacker (Gauerstadt), Pörtnerhof (Seßlach), Schlosshotel Hohenstein (Ahorn), Kurhotel Bad Rodach.
Und so billig sind die Zimmerpreise für die Einheimischen ja eigentlich auch nicht. Da haben wir vor kurzem (im November) sogar in der Innenstadt von Salzburg günstiger übernachtet.
Und die Gastronomie ist im Vergleich mit Bamberg auch nicht so berauschend. In Bamberg sitzt man gemütlich im Schlenkerla, im Spezial, im Fässla, im Mahrs Bräu mit den Einheimischen am Tisch. Wo gibt es das in Coburg? Im Goldenen Kreuz hat sich der Architekt schon Mühe gegeben. Der Architekt hat sogar an eine Gassenschänke gedacht. Aber wie man die benutzen soll, weiß im Goldenen Kreuz keiner. Ach, ich höre jetzt lieber auf.
Au weia, wenn's da nur ein paar Zentimeter Schnee oder gar Schneematsch hat, wird das ein Erlebnis der ganz besonderen Art, denn das Kopfsteinpflaster fühlt sich dann nicht nur an wie eine "gut geschmierte" Eisbahn, eine holprige dazu, auf der sich's schon im trockenen Zustand eher eierläuft als flaniert ... – nichts für Leute, die nicht hundertprozentig fit auf den Füßen sind (soll es ja geben).
Noch was: Für 100 EUs krieg ich im Ferienmonat August an der Côte d'Azure ein Doppelzimmer mit Übernachtung und Frühstück, das vom Komfort her mit den hier zur Auswahl stehenden Etablissements locker mithält und in puncto Service und Ambiente weit darüberliegt – und hab' noch genug für ein leckeres provenzalisches Abendessen übrig. Im Januar sogar für ein sehr üppiges.
Coburg hat mit dem "Biorestaurant" TIE ein traumhaftes Restaurant, in dem Essen ohne Geschmacksverstärker und ohne Chemie zelebriert wird und welches in dieser Qualität im oberfränkischen Raum einmalig ist. Aber welcher Coburger war schon einmal dort? Die Gäste fahren teils 100 km um endlich wieder einmal Qualitätsessen zu geniessen.
Nachdem viele Restarants über nachlassende Umsätze grübeln - versucht endlich wieder einmal selbst zu kochen und lasst die Billigfertiggerichte liegen, dann kommen auch die Kunden wieder (auch nach Coburg). Die derzeitige Kost ist ein Mix aus Chemie und erzeugt die zukünftiger Allergikergeneration. Da liegt das Grundübel, die Aktionen der Hotels gehen in die falsche Richtung.
Die Gastronomie in Coburg und Umgebung läßt bis auf weinige Ausnahmen, deren eine wahrhaft rühmliche Sie genannt haben, tatsächlich einiges zu wünschen übrig. Ein "Schlüsselerlebnis" hatten wir vor ein paar Jahren in einem Brauereigasthof in Rödental, wo wir bis dato gern zum Essen gegangen waren. Es war ein Samstagabend, und die Wirtschaft war gut voll. Auf einmal hörte ich, wie am Nebentisch jemand Bratkartoffeln wollte und beschieden wurde: "Bratkartoffeln sind aus!" – allerdings wurden die Bedienungen nicht müde, weiterhin Salzkartoffeln zu expedieren. Das bedeutete, daß die vorgefertigten "Convenience"-Bratkartoffeln aus waren, und sich die Küche außerstande sah, Bratkartoffeln auf herkömmliche Weise herzustellen. Seitdem haben wir dort nicht mehr gegessen.
...aber das hat eigentlich nichts mit der Aktion zu tun. Wenn ich eh schon in Coburg lebe, brauche ich kein Schließfach am Bahnhof. Nebebnbei bemerkt: Ich brauche auch kein Hotel für 99€/Nacht, wenn ich mein eigenes Bett habe und obendrein auch Mite zahlen darf. Eine Stadtführung (bei Nacht) kann man unabhängig davon bei Interesse jederzeit machen.
Fazit: Die "Notwendigkeit" dieser Veranstaltung ist einfach nur ein Armutszeugnis der Stadt - auf groteske Art und Weise positiv verpackt.
Nochmal zu den viel diskutierten Schließfächern: Die wären sicher hilfreich, aber deshalb kommt kaum ein Tourist mehr oder weniger nach Coburg. Die Ursache ist viel mehr, dass Coburg im Vergleich zu anderen Städten (abgesehen von Samba und verkaufsoffenen Sonntagen) kaum etwas Außergewöhnliches zu bieten hat. Coburg hat (am Abend) kein Flair - und das hat nichts mit meinem "Tunnelblick" zu tun - das haben viele meiner dienstlichen und privaten Besuche erlebt. Es ist selbstverständlich, dass man mit Geschäftskontakten nach erledigter Arbeit (bis 18:00) nochmal etwas unternimmt. Mit alten Freunden sowieso. Peinlich wird es stets bei der Frage, was kann man denn in Coburg tolles machen? Gute Frage: Alte Häuser ansehen, ins Museum gehen - hmm das bieten andere Städte auch. In Bamberg kann man beispielsweise eine Bootsfahrt durch das beleuchtete Klein-Venedig machen - das ist mal was anderes. Es gibt einfach kein "Have To". Zurzeit ist Weihnachten: Hat denn Coburg einen schönen Weihnachtsmarkt? Nein! Sorry, aber beim besten Willen NEIN! Das ist ein einziger, liebloser Sauftresen auf engstem Platz konzentriert. Im Rest der Stadt: Nichts, außer sterilen weißen LED-Sternen in der Mohrenstraße. Wie sieht es kulinarisch aus: Dinge wie Sushi, indisches, mexikanisches oder "reichhaltiges" chinesisches Essen (schade um den Chinesen in der Bahnhofstraße) sucht man vergebens. Am Ende des Tages geht's ins Hotel (z.B. Arcadia, Fink oder Blankenburg) - aber wie? Es fährt nur noch das teure Taxi. Buh!