Nach 13 Jahren war eine Erneuerung fällig: Das alte Ensemble aus Rock, Bluse, Weste und Jacke war nicht mehr zu bekommen. Die Mehrheit der Schützendamen entschied sich einhellig fürs Trachten-Trendgewand Nr. 1, das Dirndl.
Premiere beim Schützenauszug: Erstmals zeigen sich an diesem Sonntag die Damen der Schützengesellschaft Coburg 1354 in ihrer neuen Tracht. Schwarzes Dirndl, weiße Bluse, grün-gold-schwarze Schürze. Damit werden die Damen der SG Coburg ab jetzt auftreten, wenn sie in Festzügen mitmarschieren oder offizielle Anlässe anstehen. Die Herren tragen weiterhin ihren Schützenanzug.
Geregelt wird all das in der Kleiderordnung, und natürlich wurde auch darüber diskutiert, ob nicht auch die Damen einen Anzug tragen könnten. Will aber die Mehrheit nicht, sagt Bettina Ulrich. Sie hat die neue und auch die vorherige Tracht mitorganisiert. Während sich die Damen vor rund 14 Jahren noch einig waren, dass es kein Dirndl sein sollte ("das hatte damals jeder"), so fiel nun die Entscheidung ziemlich einhellig fürs eher alpenländische Trachtengewand.
"Das wichtigste war, dass es funktionell ist", sagt Bettina
Ulrich. Annelinde Rußwurm vom Schwürbitzer Trachtengeschäft kennt dieses Argument: Schwarz werde gern gewählt, weil es fast immer passt - und weil sich notfalls ein ähnliches Dirndl leichter beschaffen lässt als bei einem farbigen Modell. Funktionell heißt zum eine bequem, zum anderen pflegeleicht. Denn die Schützentracht muss schon einige Einsätze aushalten.
Und: Sie darf nicht ausbleichen. Auch das spricht laut Annelinde Rußwurm für den Verzicht auf Naturfaser: "Ein Dirndl mit Baumwoll- oder Leinenanteil ist nach ein paar Jahren nicht mehr richtig schwarz." Außerdem, verrät die Trachtenspezialistin, muss man ein Polyesterdirndl nicht mal bügeln, "wenn man es ohne Schleudern nass aufhängt". Außerdem knittere es nicht so leicht.
Die Coburger Damen wählten einen Schnitt, der mit leichten Anpassungen an fast jeder Figur gut aussieht.
Verzierungen sind der sogenannte Froschmaulbesatz am Ausschnitt und die Kettenschnürung am Mieder. Der Reißverschluss befindet sich hinten. "Das passt allen, von 17 bis 57", sagen auch Steffi Stahl und Barbara Florschütz, die die neue Tracht beim Fototermin vorführen. Außerdem sei das Ensemble mit einem Preis von um die 200 Euro auch für jünger Mitglieder erschwinglich.
Rund 25 Damen haben sich das Dirndl bereits angeschafft, einige weitere werden nachziehen. Denn im nächsten Jahr soll die SG wieder beim großen Schützen- und Trachtenumzug während des Oktoberfests in München mitmarschieren. Auch das war ein Anlass dafür, ein neues Gewand auszusuchen, erzählt Bettina Ulrich. Vor 13 Jahren war es genauso: 2001 wurde die damals neue Tracht in Dienst genommen, 2002 ging es zum Oktoberfestumzug. Außerdem habe die Zahl der Schützendamen in den vergangenen Jahren stark zugelegt, sagt Bettina Ulrich.
Aber viele konnten sich von der alten Tracht nichts mehr kaufen.
Auf nach München Zum alten Ensemble mit Rock und Weste gehörte auch eine Jacke. Ob es wieder eine gibt, wollen die Damen im Herbst diskutieren, "wenn die Schützenfeste vorbei sind". Die alte Jacke passe jedenfalls nicht mehr zum neuen Dirndl, allein schon der Farbe wegen, sagt Bettina Ulrich. Außerdem muss die Hut-Frage geklärt werden: Beim Münchner Schützenumzug war ein Hut bisher Pflicht. Also wurden 2002 welche angeschafft, erinnert sich Bettina Ulrich. Aber bisher habe keine der Damen ihren Hut bei einer anderen Gelegenheit aufgesetzt.
Bei den Schuhen gibt es nur eine Vorschrift: Schwarz müssen sie sein. Einheitliche Schuhe vorzuschreiben gehe nicht, sagt Bettina Ulrich. "Damit muss man ja marschieren können."