Welches Programm der in Coburg lebende Konzertpianist Hans-Dieter Bauer vorbereitet für seinen Auftritt unter dem Dach der Carnegie Hall.
Ruhestand ist ein Fremdwort für Hans-Dieter Bauer. Mögen andere Pianisten in seinem Alter längst ihre Solistenkarriere beendet haben wie der russische Virtuose Vladimir Ashkenazy. Der seit Jahrzehnten in
Coburg lebende Konzertpianist Hans-Dieter Bauer jedoch bereitet sich wenige Monate nach seinem Ende Mai auf Kloster Banz zelebrierten 80. Geburtstag akribisch auf einen weiteren Auftritt in der Carnegie Hall in New York vor.
Gut vier Jahre nach seinem späten Debüt in der kammermusikalisch intimen Weill-Recital Hall plant Bauer ein weiteres Gastspiel an gleicher Stelle. Im Gepäck diesmal: Werke von Franz Liszt und Felix Draeseke.
Seit Jahren setzt sich Bauer mit großem Nachdruck für das Schaffen des Coburger Komponisten Felix Draeseke ein. Immer wieder präsentiert Bauer Draesekes Werke in Konzerten - darunter die B-Dur-Klarinettensonate und vor allem die Sonata quasi fantasia cis-Moll, die er auch im Frühjahr bei seinem Soloabend auf Einladung der Gesellschaft der Musikfreunde im HUK-Foyer interpretiert hatte.
Draeseke-Botschafter
Nach der geglückten Generalprobe in seiner Wahlheimat Coburg fliegt Bauer für ein Konzert am 18. September als selbsternannter Draeseke-Botschafter nach New York.
Die cis-Moll-Sonate Draesekes kombiniert Bauer wie schon in Coburg mit ausgewählten Werken von Franz Liszt, dessen Schaffen im Werk Draeseke tiefe Spuren hinterlassen hat.
Lob von Franz Liszt
Mit flammenden Worten setzt sich Bauer für Draesekes einzige Klaviersonate ein und zitiert auf dem Programmblatt Franz Liszt, der einst in begeisterten Worten von diesem Werk schwärmte. Für Liszt war die Draeseke-Sonate nach der fis-Moll-Sonate von Robert Schumann das wichtigste Werk der Gattung Sonate.
Zu den Liszt-Werken, die Bauer für New York vorbereitet hat, zählt die E-Dur-Polonaise ebenso wie die Schumann-Transkription "Widmung", der "Csárdás obstiné" und die "Consolation" Des-Dur.
Zentrales Werk vor der Pause aber wird die sogenannte "Dante-Sonate" sein ("Fantasie quasi Sonate"), die Bauer im April auch in Coburg präsentierte.
Wie schon vor gut vier Jahren ermöglicht Giorgio Cumbat als Promoter Hans-Dieter Bauers New York-Gastspiel. "Ich freue mich sehr, dass die in Coburg ansässige Internationale Draeseke-Gesellschaft unser Vorhaben unterstützt", sagt Cumbat.
Aus dem Leben eines reisenden Virtuosen
Hans-Dieter Bauerwurde am 27. Mai 1937 in Berlin geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von drei Jahren, seinen ersten öffentlichen Auftritt absolvierte er fünfjährig, sein erstes Orchesterkonzert gestaltete er als 13-Jähriger. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges kam er mit seiner Familie in die Heimatstadt seines Vaters nach Coburg. Er studierte am Konservatorium Nürnberg und an der Musikhochschule Frankfurt bei Otto A. Graef, Branca Musulin und Geza Anda.
Karriere Als Solist wie als Kammermusikpartner renommierter Instrumentalisten führte ihn seine Konzertkarriere in zahlreiche Länder in aller Welt - von Argentinien bis China, von Frankreich bis Ungarn, von Österreich bis in die Ukraine. Hans-Dieter Bauers Kunst ist in zahlreichen Schallplatten- und CD-Aufnahmen sowie Rundfunk-Produktionen dokumentiert. Bauers Pianisten-Kollege Jörg Demus apostrophierte ihn als "Meister der fast unspielbaren Literatur des späten 19. Jahrhunderts".