Coburger Orchester gastiert in einem der besten Konzertsäle Europas

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Andreas Martin Hofmair ist der Solist in Jörg Dudas 1. Konzert für Tuba und Orchester. Foto: PR
Andreas Martin Hofmair ist der Solist in Jörg Dudas 1. Konzert für Tuba und Orchester. Foto: PR
 
Coburgs GMD Roland KluttigFoto: Andrea Kremper
Coburgs GMD Roland KluttigFoto: Andrea Kremper
 

"Nordische Rhapsodien" verspricht das Sinfoniekonzert am Montag im Landestheater. Warum das Philharmonische Orchester mit diesem Programm in der nächsten Woche das renommierte Festival "Kissinger Winterzauber" eröffnet, verrät Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig im Gespräch.

Das Philharmonische Orchester des Landestheaters profiliert sich als musikalischer Botschafter Coburgs. Kurz vor Weihnachten gastiert der traditionsreiche Klangkörper erstmals im Regentenbau von Bad Kissingen. Solist ist der Tubist Andreas Martin Hofmeir, 2013 als "Instrumentalist des Jahres" bei der Verleihung der Echo-Klassik-Preise ausgezeichnet.

Wie hat sich das Gastspiel in Bad Kissingen ergeben?
Roland Kluttig: Seit ich in Coburg tätig bin, versuche ich, unserem Orchester die Möglichkeiten zu verschaffen, endlich einmal in einem Konzertsaal aufzutreten, der gute akustische Bedingungen bietet. Solche Termine zu vereinbaren, ist nicht ganz einfach, weil das Orchester als Opernorchester fest eingebunden ist in den Spielplan. Und auf dem Gastspielmarkt in der Region sind eigentlich alle Plätze vergeben.
Als wir das Programm in Bad Kissingen vorgeschlagen haben, hatten wir dann das Glück, dass unser Solist Andreas Martin Hofmeir als "Instrumentalist des Jahres" ausgezeichnet wurde.
Haben Sie schon Konzerte im Max-Littmann-Saal des Kissinger Regentenbaus erlebt?
Der Max-Littmann-Saal zählt ja zu den 20 besten Konzertsälen Europas. Und in der Staatsoper Stuttgart, die ja auch nach Plänen Max Littmanns erbaut wurde, habe ich schon oft dirigiert. Aber im Regentenbau habe ich leider noch kein Konzert gehört. Ich wollte schon seit vielen Jahren zu den Konzerten des "Kissinger Sommers" fahren, aber irgendwie hat das bislang einfach noch nicht geklappt.

Wie wichtig sind gute akustische Bedingungen für das Orchester wie für Ihre Arbeit mit dem Orchester?
Für die Musiker ist es sehr wichtig, dass sie sich untereinander hören können. Das ist im Landestheater leider weder im Graben noch auf dem Konzertpodium der Fall. Für das Publikum ist das Ergebnis klanglich sicher akzeptabel in Coburg, aber die Bläser spielen bei den Konzerten auf dem Podium quasi ins Nichts. Wir nehmen zwar den Klang der Streicher über Mikrofone auf und spielen das über Lautsprecher für die Bläser ein, aber das ist nur eine Notlösung. Und natürlich kann das Coburger Publikum die volle Bläserkraft nicht erleben, ein Teil des Klangs bleibt einfach im Portal hängen. Ein wirklich runder, voller Orchesterklang ist unter diesen Bedingungen kaum zu erreichen. Deswegen ist das Kissingen-Gastspiel für uns eine spannende Sache. Und vielleicht gibt es ja den einen oder anderen Coburger Fan, der nach dem Sinfoniekonzert im Landestheater die Gelegenheit nutzen will, unser Orchester in Bad Kissingen zu hören.

Wie lässt sich das Programm beschreiben?
Das Programm hat gewissermaßen filmmusikalische Qualitäten. Das gilt auch für das Tuba-Konzert, das Jörg Duda für unseren Solisten Andreas Martin Hofmeir geschrieben hat. Das ist ein äußerst virtuoses Stück, das fröhlich durch alle Stile der Musikgeschichte springt. Für seine Einspielung dieses Konzerts hat Andreas Hofmeir im vergangenen Jahr auch den "Echo"-Klassik erhalten.

Den Abschluss bildet die 2. Symphonie von Jean Sibelius, dessen Schaffen ja bis in den zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gerade in Deutschland immer wieder auch polemischen Attacken ausgesetzt war. Wie bewerten Sie diese Musik?
Die 2. Symphonie von Sibelius ist sicherlich die populärste seiner Sinfonien. Man hört noch sehr deutlich, wie er sich an Tschaikowskys Musiksprache orientiert, man spürt, wie ihn die deutsche Romantik beeinflusst hat. Der 2. Satz klingt ein wenig nach Schumann, der 3. Satz nach Mendelssohn, aber anverwandelt in Sibelius' eigener Sprache. Das ist wirklich ein unglaublich mitreißendes Stück.

Wie gehen Sie mit der Apotheose des Finales und seiner endlosen Steigerungskurve um?
Das muss man klug disponieren, wie einen Marathonlauf. Wenn man in die Partitur schaut, sieht man, dass das sehr genau kalkuliert ist. Man muss aufpassen, dass man beim ersten Erscheinen des Hauptthemas nicht gleich mit vollem Pathos musiziert. Ich finde es auch bezeichnend, dass finnische Komponisten diesen Satz oft recht schnell nehmen.

Was halten Sie von Adornos Sibelius-Verdikt aus den 1930er Jahren?
Ich glaube, Adorno hat damals einfach beispielhaft einen Komponisten für seine grundsätzliche Kritik gesucht. Sibelius war seinerzeit ja sehr umstritten. Auch von Gustav Mahler gibt es sehr kritische Äußerungen zu ihm. Bis in meine Studienzeit wurde Jean Sibelius gerne als minderwertiger Komponist angesehen.

Wie erklären Sie sich das?
Man neigte damals in Deutschland einfach dazu, Musik, die nicht den Kontrapunkt pflegt, als minderwertig zu bewerten. Im Laufe der Jahre habe ich Sibelius für mich entdeckt - den frühen wie den späten Sibelius. Ich bin regelrecht verliebt in die Merkwürdigkeiten dieser Musik. Wenn man sie gut aufführt, ist sie von großer Wirkung. Gleiches gilt auch für Hugo Alfvén, dessen 3. Schwedische Rhapsodie wir am Anfang spielen. Schwedische Musik der Spätromantik ist hier ja weitgehend unbekannt. Wenn man sich genauer mit ihr befasst, ist man erstaunt, welche Qualität in dieser Musik verborgen ist. Diese Rhapsodie behauptet nicht, eine Brahms-Sinfonie zu sein. Im Grunde ist sie eine musikalische Erzählung mit tänzerischen und elegischen Momenten. Auch dieses Stück hat filmmusikalische Qualitäten. Als Komponist hat Alfvén einen ganz eigenen Ton, auch wenn man den Einfluss von Richard Strauss in bestimmten Momenten sehr deutlich hört.



Philharmonisches Orchester unterwegs



Montag, 15. Dezember Sinfoniekonzert - Hugo Alfvén: Dala-Rhapsodie; Jörg Duda:
1. Konzert für Tuba und Orchester; Jean Sibelius: 2. Sinfonie D-Dur op. 43; Andreas Martin Hofmeir (Tuba), Philharmonisches Orchester, Leitung: Roland Kluttig (20 Uhr, Landestheater Coburg). Das Konzert wird zum Auftakt des Festivals "Kissinger Winterzauber" (www.kissingerwinterzauber.de) am Samstag, 20. Dezember (19.30 Uhr) im Max-Littmann-Saal Bad Kissingen wiederholt.

Der Max-Littmann-Saal zählt sowohl bei Künstlern, als auch bei Konzertbesuchern zu den besten Konzertsälen weltweit. Die Vertäfelung der Wände und der Säulen des 36 Meter langen und 16 Meter hohen Saals mit Kirschbaumholz sowie der dreiseitige Balkon sorgen für perfekte Akustik. Der Max-Littmann-Saal bietet im Parkett bis zu 660 Plätze, der Balkon über weitere 500. Der Große Saal befindet sich im Regentenbau. Prinzregent Luitpold von Bayern gab den Bau in Auftrag (Einweihung 1913).