Im Awo-Mehrgenerationenhaus lernten 15 geflüchtete Frauen das Weihnachtsfest näher kennen. Dabei ging es auch ganz praktisch zu.
Einmal im Monat treffen sich 15 geflüchtete Frauen im Awo-Mehrgenerationenhaus, um sich auszutauschen und mit deutscher Sprache und Kultur vertrautzumachen. Auch das Weihnachtsfest gehört dazu.
Diesmal werden Vanillekipferl und Plätzchen für Weihnachten gebacken, obwohl die Frauen, die an diesem Morgen zum Awo-Treff am Bürglaßschlösschen gekommen sind, in ihren Familien dieses christliche Fest gar nicht feiern. Sie sind geflüchtete Muslimas - zum größten Teil aus Syrien - und leben seit Monaten oder schon Jahren in Coburg. Viele von ihnen haben Kinder, die in den Tagesstätten oder der Schule lernen, was das Weihnachtsfest bedeutet. Also haben ihre Mütter damit auch kein Problem. Und die süßen Verlockungen dieser Zeit unterscheiden sich nicht sehr vom Gebäck, das sie lieben, das aber noch wesentlich süßer ist. "Der deutsche Kuchen schmeckt mir gut, auch wenn ich den arabischen etwas lieber mag", sagt Rehan Osoo. Sie lebt seit anderthalb Jahren in Deutschland und kann sich schon gut auf Deutsch unterhalten. "Ich übe viel zu Hause und würde gern eine Ausbildung machen." Kosmetikerin möchte sie werden, ergänzt sie und lacht etwas verlegen dabei. Mit ihr haben zwei Töchter und der Ehemann in Coburg ein neues Zuhause gefunden. Zum Frauenfrühstück im Awo-Treff kommt sie immer. "Es ist schön, mit den anderen zu sprechen. Die Kinder können dabei spielen und ich werde respektiert."
Gegenseitiger Austausch
Genau das ist der Anspruch, mit dem die zwei Organisatorinnen des Projekts, Nina Axmann, Arbeitsvermittlerin und Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt beim Jobcenter, und Liane Blietzsch, Leiterin des Awo-Mehrgenerationenhauses, an den Start gegangen sind. "Wir treffen uns einmal im Monat. Beim ersten Mal gab es ein deutsches Frühstück, beim zweiten Mal hat jede Frau etwas mitgebracht", erzählt Nina Axmann. Nun also Weihnachtsgebäck. Doch in Zukunft soll es nicht nur ums Essen gehen. "Wir möchten uns mit den Frauen auch über Themen unterhalten, die für sie wichtig sind." Im Januar zum Beispiel steht der Umgang mit Strom und Gas auf dem Programm. Wichtigste Voraussetzung für alles: die Sprache. Die Fähigkeiten der im Durchschnitt 15 Syrerinnen, Afghaninnen und Kurdinnen beim Frauenfrühstück - alles anerkannte Flüchtlinge - sind sehr unterschiedlich. Deshalb ist der Ort für die monatliche Veranstaltung bewusst gewählt. Im Mehrgenerationenhaus am Bürglaßschlösschen treffen die Frauen am Vormittag auch immer auf Seniorinnen und Senioren aus Coburg. "Die meisten sind sehr offen und wünschen sich mehr Kontakt. Im Moment hindert sie aber noch die Sprachbarriere", erläutert Liane Blietzsch und ist davon überzeugt, dass sich das bald ändern wird.
Die Männer erst mal weggeschickt
Inzwischen kümmert sich Nezha Maghraoui als Dolmetscherin um die gute Verständigung. Sie arbeitet als Fachassistentin Grundsicherung beim Jobcenter. Sie weiß: "Die meisten Frauen haben keine Ausbildung, möchten aber gern eine machen und arbeiten." Dass sie beim Frühstück mal unter sich sein und sich austauschen können, sei dabei hilfreich. "Beim ersten Treffen waren die Männer noch dabei, die haben wir aber gleich weggeschickt", erzählt Nezha Maghraoui lächelnd. Inzwischen sei es kein Problem mehr, dass die Frauen mit ihren Kindern allein ins Mehrgenerationenhaus kommen.