Coburger Marsch trifft New-Orleans-Jazz

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Unter Leitung von Dietmar Luther begeisterte der Musikverein Beiersdorf bei der Bandparade. Fotos: Jochen Berger
Unter Leitung von Dietmar Luther begeisterte der Musikverein Beiersdorf bei der Bandparade.  Fotos: Jochen Berger
Gefeierter Solist am Xylofon war Sebastian Krumm.
Gefeierter Solist am Xylofon war Sebastian Krumm.
 
Als Bandleader der "Gentlemen of Swing", als virtuoser Posaunist und als Entertainer wurde Joe Wulf gefeiert.
Als Bandleader der "Gentlemen of Swing", als virtuoser Posaunist und als Entertainer wurde Joe Wulf gefeiert.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Musikvereins-Vorsitzende Stefanie Kramer übernahm im ersten Teil die Moderation
Musikvereins-Vorsitzende Stefanie Kramer übernahm im ersten Teil die Moderation
 
 
Moderator Ronald Friedrich
Moderator Ronald Friedrich
 
 
 
Jose Wulf an der Posaune
Jose Wulf an der Posaune
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Junger Virtuose am Xylofon: Sebastian Krumm
Junger Virtuose am Xylofon: Sebastian Krumm
 
 
Almut Beiersdorf bewies ihr Gesangstalent mit "Atemlos durch die Nacht"
Almut Beiersdorf bewies ihr Gesangstalent mit "Atemlos durch die Nacht"
 

Was passiert, wenn ein Blasorchester und ein Jazz-Ensemble gemeinsam auftreten? Der Musikverein Beiersdorf sowie Joe Wulf und seine "Gentlemen of Swing" wagen im Kongresshaus ein spannendes Experiment.

Eigentlich trennen New Orleans und Coburg Tausende von Kilometern. Doch an besonderen Abenden verbindet die Musik die Südstaaten-Metropole am Mississippidelta und die einstige Residenzstadt an der Itz auf verblüffend einfache Weise. Dann sind New-Orleans-Jazz und Coburger Marsch plötzlich gar keine unüberwindlichen Gegensätze. Wie das funktionieren kann, erlebt das zahlreiche Publikum bei einem Konzert im Kongresshaus, das sich das Etikett außergewöhnlich tatsächlich verdient. "Die große Bandparade" - unter diesem Motto laden der Musikverein Beiersdorf und das Jazz-Septett "Joe Wulf & the Gentlemen of Swing" zu einem Abend der ganz speziellen Begegnungen ein.

Vielleicht gehört ja doch zusammen, was auf den ersten Blick scheinbar gar nicht zusammen passen will: New-Orleans-Jazz und böhmische Blasmusik, zünftige Polkas und Pop-Songs á la Helene Fischer.
Wer Konzerte gerne in klassifizierende Schubladen verstauen will, dürfte schon im ersten Teil nachhaltig ins Grübeln geraten. Denn das, was der famos agierende Musikverein Beiersdorf zum Auftakt präsentiert, hat mit rigoroser Beschränkung auf zackige Märsche und folkloristische Polka-Klänge nur noch wenig zu tun.

Längst hat sich der Musikverein unter seinem Leiter Dietmar Luther ein beachtlich weites Spektrum an Stilen erschlossen. Dazu gehört nicht nur der weich timbrierte böhmische Klang in einer geradezu melancholisch anmutenden Polka ("Stefans Polka" von Alexander Pfluger), sondern beispielsweise auch ein effektvolles Arrangement von Nenas Hit "99 Luftballons". Am Dirigentenpult verzichtet Dietmar Luther auf eitle Selbstinszenierung, setzt vielmehr auf jederzeit unmissverständlich präzise Akzente und achtet stets auf einen ausgewogenen, abgerundeten Klang.


"Atemlos durch die Nacht"

Zudem finden sich im Musikverein auch sehr talentierte Solisten - allen voran Sebastian Krumm am Xylofon, der für seine virtuose Interpretation der "Erinnerungen an Zirkus Renz" vom Publikum frenetisch gefeiert wird. Reichlich Applaus gibt es auch für Almut Beiersdorf, die ihr Gesangstalent mit Helene Fischers Hit "Atemlos durch die Nacht" demonstriert. Vorsitzende Stefanie Kramer und Ronald Friedrich, Musikvereins-Posaunist und Kreisvorsitzender des Nordbayerischen Musikbundes, teilen sich im ersten Teil die Moderation.


Huldigung an Frank Sinatra

Im zweiten Teil überlässt der Musikverein dann zunächst "Joe Wulf & the Gentlemen of Swing" die Bühne. Das international besetzte Septett um den Posaunisten und Sänger Joe Wulf huldigt vornehmlich dem New-Orleans-Jazz. Improvisationsfreudig und mit virtuosen Soli bringen die musizierenden Gentlemen Titel von Louis Armstrong ebenso überzeugend über die Rampe wie eine Ballade von Frank Sinatra ("All the way"). Dabei begnügt sich das Ensemble keineswegs mit bloßen Stilkopien. In seinen Arrangements baut Bandleader Joe Wulf vielmehr eigene Akzente ein und nutzt die Gelegenheit, sich auch als locker plaudernder Entertainer in Szene zu setzen.

Den Abschluss des Abends bildet dann ein klingendes Experiment: Was passiert, wenn ein groß besetztes Blasorchester wie der Musikverein Beiersdorf und ein Jazz-Septett gemeinsam musizieren? Das Publikum im Kongresshaus erlebt zunächst einen ebenso kontrastreichen wie lebendigen Dialog bei einem Marsch von John Philipp Sousa ("The High Scholl Cadets"). Der "Coburger Marsch", den der Komponist Michael Haydn einst dem Prinzen Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld widmete, erklingt dann in verblüffend neuer Form.

Während der Musikverein Haydns Original intoniert, verwandeln Joe Wulf und sein Septett die heimliche Hymne Coburgs scheinbar mühelos in einen Marsch im New-Orleans-Stil. Dass gelingt derart verblüffend und überzeugend, dass das restlos begeisterte Publikum gleich mehrere Zugaben erklatscht.

Die große Bandparade - ein faszinierendes Experiment, das neugierig macht auf weitere künstlerische Ausflüge des Musikvereins Beiersdorf.


Aus der Geschichte des Musikvereins Beiersdorf

Gründung Der Musikverein Beiersdorf wurde ursprünglich im Jahre 1953 als Turnerspielmannszug gegründet. Um das ganze Tun und Wirken auf die Musik zu konzentrieren, löste man sich im Jahre 1985 vom Turn- und Sportverein, rief den Musikverein Beiersdorf ins Leben und trat dem Bayerischen Musikbund bei.

Breites Repertoire Somit war der Grundstein gelegt, ausschließlich die Musik zu fördern. 1992 übernahm Dietmar Luther als Dirigent das Orchester. Er ist hauptberuflich Musiklehrer verschiedener Musikschulen. In der Kapelle selbst musizieren über 40 Musiker. Das Repertoire umfasst Blasmusik im volkstümlichen, aber auch ganz modernen Stil.

Auslandsreisen Der Musikverein gibt Konzerte, spielt Unterhaltungsmusik und ist auch als Marschkapelle sehr beliebt. Das Orchester genießt nicht nur hohes Ansehen in Coburg Stadt und Land, sondern auch weit über die Grenzen hinaus. So haben Auslandsreisen den Musikverein nach Belgien, Österreich, Spanien und Kanada geführt.

Nachwuchsorchester Für die jungen Künstler steht ein Nachwuchsorchester zur Verfügung. Auch kann der Verein sich bereits mit einer eigenen CD präsentieren. Beiersdorf ist ein Stadtteil von Coburg mit etwa 1200 Einwohnern.