Sebastian Züger hat in den vergangenen Jahren schon mehrere Kurzfilme und Werbespots geschaffen. Jetzt hat es eine seiner Ideen ins Fernsehen geschafft. Vor der Premiere im WDR ist "Endlich Deutsch" bereits im Internet zu sehen.
Sebastian Züger war schon immer ein kreativer Kopf. Und ein unkonventioneller noch dazu. Bis heute pflegt er zum Beispiel die lustige Tradition, sich immer am zweiten Weihnachtsfeiertag mit seinen ehemaligen Schulkollegen vom Gymnasium Albertinum an einer bestimmten Tankstelle in Coburg zu treffen. Dann wird zwischen Zapfsäulen und Waschanlage in Erinnerungen geschwelgt, aber auch über neue Sachen geredet. Und da wird Sebastian Züger in diesem Jahr so einiges zu erzählen haben!
Das Projekt trägt den Titel "Endlich Deutsch!", und die Idee dazu hatte Sebastian Züger vor mittlerweile fast vier Jahren. Es geht darin um die Einbürgerungskurse, die es seit einiger Zeit in Deutschland gibt - also um die einst so umstrittenen Kurse, die von Ausländern 60 Stunden lang besucht werden müssen, und an deren Ende ein Test steht, ehe dann die deutsche Staatsbürgerschaft "verliehen" werden kann.
"Mein Ansatz war eigentlich, zu zeigen, wie verrückt diese Kurse sind", gibt Sebastian Züger ganz offen zu. Doch inzwischen weiß er: "Die Kurse sind gut - und vor allem erzählen sie sehr viel über Deutschland!"
Nachdem Sebastian Züger selbst ganz fleißig einen solchen Kurs besucht und auch den abschließenden Test mit Erfolg gemeistert hatte, entstand das Konzept für "Endlich Deutsch!" "Es ist keine Geschichte über Ausländer, sondern über Deutschland", erklärt der 39-Jährige, "man bekommt viel über unser Land erzählt!"
Allen voran der Westdeutsche Rundfunk (WDR) fand Gefallen an diesem Konzept und gab "grünes Licht" zur Produktion einer vierteiligen Fernsehserie mit insgesamt 120 Minuten Länge.
Die Federführung liegt bei der Filmproduktionsfirma Eitelsonnenschein in Köln, mit der Sebastian Züger in den vergangenen Jahren bereits mehrere Projekte realisiert hat.
Im Pressetext wird "Endlich Deutsch!" als "spannendes, überraschendes, witziges und berührendes Fernsehexperiment" bezeichnet. Und in der Tat: Es ist eher ein Experiment denn ein fix und fertig geplanter Film. "Es gab gar kein wortgenaues Drehbuch", erläutert Sebastian Züger, "die Schauspieler haben einen Rahmen bekommen, innerhalb dessen sie frei agieren konnten." Zum Teil sind es auch Laienschauspieler, die zu sehen sind. Das lag zum einen aber auch an den Produktionskosten, die niedrig gehalten werden sollten. Zum anderen kam auf diese Weise aber auch Sebastian Züger zu der Ehre, nicht nur hinter der Kamera zu wirken, sondern auch davor zu sehen zu sein.
"Ja, ich spiele den Finnen im Einbürgerungskurs", verrät Sebastian Züger, "allerdings rein als Statist!"
Reichlich zu hören sind dafür fünf andere Kursteilnehmer. Zum Beispiel, wenn sie sich Gedanken machen, was denn eigentlich "typisch deutsch" ist. "Kartoffelsalat" sagt eine Frau mit Akzent. "Kegelbahn" meint ein anderer. Auf ein Klassentreffen an der Tankstelle kommt freilich niemand - aber das ist ja auch nicht typisch deutsch, sondern eher typisch Sebastian Züger!
Apropos: Typisch für den Coburger, dessen journalistische Laufbahn einst beim Coburger Tageblatt begann, ist auch seine Bescheidenheit. Und seine Offenheit. So sagt er ganz unumwunden: "Ja, ich fiebere der ersten Ausstrahlung entgegen! - ich bin nervös und schon jetzt total auf 180!" Denn nicht nur, dass er grundsätzlich auf die Resonanz gespannt ist und natürlich auch hofft, dass dies vielleicht der Beginn von noch weiteren Großprojekten
ist, für die er den Auftrag erhält: Von den Einschaltquoten im WDR wird es abhängen, ob "Endlich Deutsch!" vielleicht auch noch auf weiteren Dritten Programmen gesendet wird. Unabhängig davon steht aber fest, dass die "TV-Serie mit Migrationshintergrund" (Eigenwerbung) auch auf "Eins-Festival" sowie bereits ab heute im Internet zu sehen sein wird.
Und weil Sebastian Züger so kreativ ist, fällt ihm noch ein Vergleich ein, um seine Nervosität vor der TV-Premiere zu beschreiben: "Es ist ein Gefühl, als ob man ein Zeugnis bekommt!" Na wenn das kein guter Gesprächseinstieg für ein Klassentreffen ist!
Hintergrund
Zur Person
Sebastian Züger begann seine journalistische Laufbahn beim Coburger Tageblatt.
Nach seinem Volontariat arbeitete er noch einige Jahre als Redakteur, ehe er in Köln ein Studium der Film-, Fernseh- und Theaterwissenschaften begann. Nebenbei arbeitete er für den Kölner Stadtanzeiger. Der Zeit in einer Werbeagentur folgte 2007 der Sprung in die Selbständigkeit als freier Autor. Oft in Zusammenarbeit mit der Kölner Produktionsfirma Eitelsonnenschein entstanden so zum Beispiel Kurzfilme und Werbespots; bekannte Kunden waren Allianz und Nissan.
Sendetermine
"Endlich Deutsch!" kann ab sofort unter www.endlichdeutsch.wdr.de online angeschaut werden. Die Ausstrahlung im Dritten Programm des WDR steht für Sonntag, 12., und Montag, 13. Oktober, auf dem Programm - an beiden Tagen werden ab 23.15 Uhr jeweils zwei der 30-minütigen Folgen gezeigt.
Auf "Eins-Festival" wird an den Mittwochen, 15., 22. und 29. Oktober sowie 5. November jeweils ab 20.15 Uhr eine Folge ausgestrahlt. Alle vier Folgen am Stück werden auch noch einmal am Freitag, 7. November, ab 21.45 Uhr gesendet.
Nebenrolle
In einer Nebenrolle der Serie ist Wolfgang Bosbach zu sehen. Der CDU-Politiker ist Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages und Mitglied des Beirats für Integration. Die Kursteilnehmer besuchen ihn während einer Fahrt ins "Haus der Geschichte" nach Bonn.
Erste Kritiken
Eine Vorab-Besprechung der Serie ist bereits bei "dwd/das medienmagazin" zu finden. Und die lobt das Projekt. Unter der Überschrift "WDR lotet Absurdität der Einbürgerungskurse aus" heißt es da unter anderem: "Politisch korrekt ist das nicht: Mit ,Endlich Deutsch!' wagt sich der WDR an ein Thema voller Vorurteile.
(...) So langsam scheint der Mut zu schrägen Formaten für ein junges, netzaffines Publikum im öffentlich-rechtlichen Trend zu liegen. (...) Der ziemlich absurde, äußerst unterhaltsame Vierteiler feiert am Tag der Deutschen Einheit Online-Premiere."<%tpl template="artikeltext-links.tpl" block="links" link_url:0="http://www.endlichdeutsch.wdr.de" link_titel:0="Serie "Endlich Deutsch"" %>