Coburger Jungdesigner will mit seiner Mode provozieren

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Er lässt sich nicht gern fotografieren - und wenn, dann am liebsten mit Maske: Christopher Bracke mit seinen eigenen Markenprodukten. Fotos: Christiane Lehmann
Er lässt sich nicht gern fotografieren - und wenn, dann am liebsten mit Maske: Christopher Bracke mit seinen eigenen Markenprodukten. Fotos: Christiane Lehmann
 
 

Ein 29-jähriger Jungdesigner und Unternehmer hat Coburg als perfekten Standort für sein ausgefallenes Modegeschäft entdeckt. Mit seinen eigenen Labels will er ein bisschen provozieren und zum Nachdenken anregen.

Mal was anderes machen, sich was trauen, die Leute aus ihrem Trott holen, sie aufwecken. Coburg braucht Menschen, die genau das machen. Davon ist Christopher Bracke überzeugt. Und deswegen hat er im vergangenen Jahr seinen ersten eigenen Modeladen eröffnet. "Christopher - fashion is lifestyle" heißt das Geschäft in der Nägleinsgasse 1 und er lebt den r Namen.

Wie sagt sein Kumpel und Gestalter Fabian Reichstein: "Christopher steht als Christopher auf und geht als Christopher wieder ins Bett. Christopher ist ein Komplettpaket, das von dem 29-Jährigen ausgefüllt wird." Und dazu gehört seine Mode, sein lockerer Umgang mit den Kunden, die Selbstverständlichkeit, mit der jeder in den Laden kommt und sich zuerst mal was zu trinken holt. Die Musik, die der ehemalige DJ auflegt und das Sortiment, das vom eigenen Label bis hin zum Designer-Dildo reicht.
Das Besondere ist sicherlich die Kommunikation und die etwas andere Art der Marktforschung, die Christopher betreibt. "Ich frage die Leute, wie ihnen was gefällt, ob sie Wünsche haben und im Gegenzug kommen die Kunden mit konkreten Vorstellungen und Anregungen", erzählt er. Und da kommt der Zufall ins Gespräch, der ihm ein neues Label beschert hat: provokativ, umstritten, aber mit rasantem Absatz.

Doch beginnen wir von vorn: Eine Coburgerin zu Besuch in Berlin rief an und fragte, ob er die In-Marke "Muschi Kreuzberg" führe. Ganz spontan, aus Spaß, antwortete Christopher: "Nein, wir haben nur ,Vagina Coburg'" Und schon war der Name geboren. Die Frau orderte fünf T-Shirts für ihre Clique. Zusammen mit Freunden aus der Medienbranche entwickelte Christopher einen Schriftzug für das "schöne Wort" und heraus kam dabei eine Annäherung an den von "Vogue". Die Nachfrage ist enorm. Jungs und Mädels gleichermaßen fragen nach den ausgefallenen Stücken. Eine zweite Auflage von 100 Shirts und Pullis ist bereits nahezu vergriffen. Einige davon gingen sogar nach Berlin. "Ich will damit nicht provozieren. Es war ein Spaß, aber jeder darf darüber nachdenken", sagt Christopher. "Was ist daran anstößig?", fragt Reichstein. Muss sich nicht jeder selbst fragen, ob er vielleicht zu verklemmt ist.

Das Label, das Christopher in Coburg bekannt gemacht hat, ist ein anderes: W.I.O. - war is over. Dahinter steckt die Idee, benutzte Sachen, wie Armeejacken sinnvoll weiterzuverarbeiten, sozusagen zu einem guten Zweck. "Wir haben genau zum richtigen Zeitpunkt den Trend abgegriffen und diesen Jacken eine Seele eingehaucht", sagt Christopher, der die Original-Militärjacken besticken und umarbeiten lässt. "Die Aufdrucke, die Stickereien und Verzierungen, das alles wird in Coburg produziert." Es ist das große Netzwerk, auf das der gebürtige Coburger zurückgreifen kann. Nach seinen Stationen bei Modeagenturen in Stuttgart, Würzburg und Düsseldorf stand für den Jungunternehmer fest: "Meinen eigenen Laden mache ich in einer Stadt mit 50.000 bis 60.000 Einwohnern auf." Hier lässt sich ein Modegeschäft leichter etablieren als anderswo, wo der Kampf der Ketten tobt.
Seinen Erfolg sieht Christopher in der Liebe und Authentizität, mit der er sein Geschäft betreibt. Wer ehrlich gegenüber den Leuten ist und selbst zu seinen Produkten steht, werde angenommen. "Denen, die immer behaupten, in Coburg ist nix los und alles ist blöd, wollte ich mein Geschäft entgegensetzen!"