Der französische Trompeter und Flügelhornist Stéphane Belmondo begeistert mit seinem Quintett das Coburger Publikum.
Einen Abend lang träumen. Sich vorstellen: Coburg liegt nicht an der Itz, sondern an der Seine. Ein schöner, ein kühner Traum: Coburg als Metropole, als pulsierende Weltstadt mit den passenden Insignien - Jazzclubs inklusive. Die Coburger Jazznacht lädt zumindest zum Träumen ein - bereits in zweiter Auflage. Die musikalische Reise in die Nacht beginnt im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer noch bei Tageslicht. Zu Gast: das Stéphane Belmondo Quintett, erst am Morgen frisch eingeflogen aus Paris. Das Ensemble um Namensgeber Stéphane Belmondo an Trompete und Flügelhorn bringt Jazz mit internationalem Gütesiegel in die Vestestadt.
"Weltklasse" verspricht gar das Programm.
Und wer die instrumentale Brillanz dieser fünf Musiker dann live erlebt, gerät nicht in Versuchung, allzu lautstark gegen eine solche Etikettierung zu protestieren.
Dieses Quintett will die Jazz-Welt sicher nicht mit ungezügeltem Experimentierdrang aus den Angeln heben. Aber Stéphane Belmondo und seine Mitstreiter zeigen auf ganz selbstverständlich anmutende Weise, wie sich auf dem musikalischen Terrain zwischen kühl austariertem Gestus und swingenden Rhythmen immer wieder neue Nuancen entdecken lassen.
Wenn ein Pianist zur Flöte greift Geschickt mischt das Quintett ruhige, balladeske Nummern mit rhythmisch drängenden, fast aggressiv gesteigerten Stücken. Jeder Musiker dieses Quintetts ist ein Meister seines Instruments und fügt sich dennoch bestens ein in das improvisationsfreudige Ensemble.
So ist der amerikanische Pianist Kirk Lightsey, der sich später sogar noch als famoser Flötist erweisen wird, ein virtuoser Verwandlungskünstler am kühl glänzenden Steinway-D-Flügel. Mal schraubt er sich immer schneller, immer brillanter die Klaviatur hinauf, mal nimmt er sich fast völlig zurück, tupft einzelne Töne kaum hörbar in die Tasten, zelebriert feinste Jazz-Kammermusik.
Samtweiche Töne Sein ebenbürtiges Pendant am E-Piano: Eric Legnini, mit dem sich Lightsey immer wieder Themen und Motive virtuos zuwirft. Am Kontrabass: Thomas Bramerie, der sich nie in den Vordergrund drängt und doch immer wieder entscheidende musikalische Akzente liefert.
Schlagzeuger Laurent Robin wiederum ist kaum wieder einzufangen, wenn er zu einem ausgedehnten Solo ansetzt.
Stéphane Belmondo schließlich, der Namenesgeber dieses Quintetts, beherrscht das brillante Solo mit scheinbar mühelos herbei gezauberten Arabesken in den höchsten Lagen, um dann im nächsten Momente die Trompete zart und weich singen zu lassen. Wenn es balladesk wird, greift Belmondo bevorzugt zum Flügelhorn.
Auf diesem Instrument lässt er den Ton geradezu samtweich strömen. Faszinierend, welche Fülle an Klangfarben er Trompete und Flügelhorn entlockt.
Begeisterter Beifall Kein Wunder, dass das Publikum begeistert reagiert und ausdauernd applaudiert, um anschließend Richtung Innenstadt zu den weiteren Konzerten dieser Jazznacht aufzubrechen.