Coburger gehen in Herrn Käthes Küche

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Elisabeth Meisinger präsentiert ihr neues Büchlein, das sich der Kulinarik zur Reformationszeit widmet. Carolin Herrmann
Elisabeth Meisinger präsentiert ihr neues Büchlein, das sich der Kulinarik zur Reformationszeit widmet. Carolin Herrmann

Ein buntes Büchlein rund ums Kulinarische in der Reformationszeit hat Elisabeth Meisinger vorgelegt. Ein Benefizprojekt.

Die Lutherin weiß ein gutes Bier zu brauen. Das wissen wir vom Herrn Luther selbst. Überhaupt war die Lutherin eine fantastische Haushälterin, ach was, sie managte eine beachtlichen Betrieb, verköstigte täglich 40 Leute, kaufte und verkaufte Grundstücke - und versorgte den Reformator, dessen wir am Dienstag nun zum Höhepunkt des Reformationsjahres besonders gedenken. Der Reformator war sich der Leistung seiner Frau Katharina von Bora durchaus bewusst, nannte sie anerkennend "Herr Käthe".
Eine umtriebige Coburgerin reizte dieser Zusammenhang zu einem schönen und aufschlussreichen Büchlein, das in "Herrn Käthes Küchengeheimnisse" eindringt. Elisabeth Meisinger hat sich dem Kulinarischen in der frühen Neuzeit gewidmet. Wie man diese "Meise" in Coburg kennt, zwitschert sie stets zum Nutzen anderer. Das Büchlein wird als Benefizaktion für die Bildungsarbeit von Musica Mauritiana und Soroptimist International, dem heuer 20-jährigen Coburger Club der Frauenorganisation, verkauft.


Zu Smalzic Nudelin

"Wer ein gut mus will haben", so der Titel des ungewöhnlichen Kochbüchleins, der musste zur Reformationszeit einigen Aufwand betreiben. Das aber war man gewohnt, und weil das Wissen über Kochen und Zusammenhänge selbstverständlich war, verzichteten Rezeptsammlungen der damaligen Zeit auf nähere Angaben, wie Elisabeth Meisinger im Gespräch mit dem Tageblatt aus ihrer umfangreichen Recherchearbeit berichtet. Sie hat Vorhandenes gesichtet, hat authentische Lutherstätten aufgesucht, war in Mansfeld und Eisleben und hat dort vorhandenes Quellenmaterial für ihr kulinarisches Interesse ausgewertet.
Meisinger tat uns allerdings den Gefallen, die von ihr zusammengetragenen Rezepte doch einigermaßen mit Mengenangaben abzustützen, etwa für den "Heidnischen Kuchen", der aus Rinderhack und Speckwürfel besteht. Das Hirschragout kommt dafür knapp und knackig daher: 400 g Hirschfleisch in mundgerechten Stücken, 200g Speckwürfel, 250 ml Rotwein, 75 ml Wasser, 1 TL Ingwer, 1 TL Zimt, Safran. Alle Zutaten zusammen ca. 20 Minuten kochen. Zum Andicken eine Scheibe Graubrot ohne Rinde mitkochen. Dazu Smalzic Nudelin reichen. - Als ob da nichts schiefgehen könnte.
Ob Geheck von Ayren (Eierragout), Spanische Krapfen (aus Stockfisch und Fisch), süßsaures Fischragout, Bohnenmus, süßer Hirsebrei, Buchweizenbratlinge, Lebkuchen, manchmal befremdlich, durchaus aber nachvollziehbar erscheint uns die Küche der frühen Neuzeit, was an der Auswahl Meisingers lag, die ja keine wissenschaftliche Studie vorlegen wollte.
Sehr am Herzen aber lag ihr die Vermittlung von Wissen über das Drumherum, das Leben, die Tischsitten, die Ernährung, Küche und Küchengeräte. "Erstaunlich fand ich dann doch viele Parallelen zur heutigen Zeit", berichtet die Autorin, die gnadenlose Ausbeutung der Natur etwa, so bei der hemmungslosen Überfischung des Herings.
Der Speiseplan sei im 16. Jahrhundert im Umbruch gewesen; die mittelalterliche Küche konnte infolge des wachsenden Außenhandels zunehmend auf neue Nahrungsmittel zugreifen. So ist der Anbau von Tomaten für 1543 erstmals vermerkt, im Apothekergarten von Torgau.
Die "Meise" ist ja stets ihre eigene Manufactur. Wie schon bei ihrem mittlerweile über 800 mal verkauften Büchlein "Teezeit mit Queen Victoria und Prinz Albert" aus dem Jahr 2008 hat sie wieder auch selbst gedruckt, beringt, laminiert, von der Gestaltung mit zahlreichen Abbildungen ganz abgesehen.

Elisabeth Meisinger: Wer ein gut mus will haben. "Herrn Käthes" Küchengeheimnisse. Kochen in der frühen Neuzeit. Im Eigendruck. 94 Seiten, Kleinformat, 10 Euro, erhältlich im Museumsshop der Kunstsammlungen, in der Buchhandlung Riemann und beim Herbstmarkt von Soroptimist International am 12. November (10.30 bis 17.30 Uhr) in der alten Orangerie in der Rosenau.