Coburger Dienste: Auftragsbuch voll - nix geht mehr

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Weihnachtsartikel im Gebrauchtwarenhaus werden gerne gekauft und sind immer schnell vergriffen. Deshalb können die auch immer gern direkt vor Ort abgegeben werden. Fotos: Christiane Lehmann
Weihnachtsartikel im Gebrauchtwarenhaus werden gerne gekauft und sind immer schnell vergriffen. Deshalb können die auch immer gern direkt vor Ort abgegeben werden. Fotos: Christiane Lehmann
Bastian Lukas lernt das Polstern.
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Einer von 60 Jägerständen, die die Coburger Dienste für den bayerischen Staatsforst bauen. Werner Müller (Mitte) im Gespräch mit Christian Wöhner (links) und Yury Sartison.
Einer von 60 Jägerständen, die die Coburger Dienste für den bayerischen Staatsforst bauen. Werner Müller (Mitte) im Gespräch mit Christian Wöhner (links) und Yury Sartison.
 
 
 
 
 
 

Weniger Fördermittel, weniger Beschäftigte - Werner Müller beklagt den Umgang mit den Schwächsten der Schwachen und blickt wenig hoffnungsvoll in die Zukunft der sozialen Dienste.

Er will eigentlich gar nicht schimpfen und klagen, nicht wie alle Jahre auf die Politik einhauen. Doch seinen Frust kann Werner Müller nicht verbergen. Der Projektleiter der Coburger Dienste (ehemals Rosa) kämpft um Fördermittel, kämpft um die Beschäftigten und sorgt sich um die Zukunft der Schwächsten unter den Schwachen, die bei den Coburger Diensten lernen, arbeiten, sich weiterbilden.
2010 beschäftigte Müller noch 280 Männer und Frauen, die das Job-Center vermittelt hat. Mittlerweile sind es noch 70, die in verschiedenen Maßnahmen tätig sind. Von den einst fünf Lkw sind den Coburger Diensten noch zwei geblieben. Der Grund: Immer weniger Fördermittel stehen zur Verfügung.
Dementsprechend schwierig ist es auch für den Leiter des Gebrauchtwarenhauses, Christian Licht, die Kunden-Aufträge zur Möbelabholung oder Entrümpelung zu erfüllen.
"Im landschaftspflegerischen Dienst, also für Gartenarbeiten im weitestens Sinne, sind wir bis Ende des Jahres komplett ausgebucht", sagt Licht. "Wir können nichts mehr annehmen, weil wir weder das Personal noch die Fahrzeuge dafür haben." Derzeit arbeiten 25 Ein-Euro-Jobber für die Coburger Dienste.
Ganz abgesehen davon, dass das gemeinnützige Unternehmen in erster Linie Aufträge der öffentlichen Hand annehmen muss und nicht zur Konkurrenz auf dem privaten Markt werden darf. Ob es darum geht, die toten Fische im Goldbergsee einzusammeln, die steinigen und feuchten Wiesen rund um den Schönstättspeicher zu mähen oder Jagdkanzeln für den bayerischen Staatsforst zu bauen, die Coburger Dienste sind zur Stelle. "Nicht alle Arbeiten sind für uns geeignet", gibt Müller zu. "Unseren Leuten fehlt oftmals die körperliche Fitness oder der geistige Hintergrund", drückt er sich vorsichtig aus. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass die Vermittlungsrate nach den verschiedenen Maßnahmen nicht unbedingt hoch ist. "Wir kümmern uns eben um die Schwächsten der Schwachen," argumentiert Müller wohlwissend, dass nur wenige dafür Verständnis haben.

Wer zahlt was?

Ein Drittel der Kosten, die die Coburger Dienste benötigen werden aus vorwiegend EU-Fördermitteln über das Jobcenter gezahlt. Ein weiteres Drittel erwirtschaftet das Unternehmen durch den Verkauf seiner Waren und der Dienstleistungen, der Rest kommt aus der "Bürgerarbeit", einem Projekt der Bundesregierung. Dieses Projekt, bei dem zur Zeit 18 Beschäftigte 30 Wochenstunden für 909 Euro arbeiten, läuft allerdings im August 2014 aus. Was dann wird, weiß Müller noch nicht. Er hofft auf die neue Bundesregierung. Tatsache ist, dass diese 18 Männer und Frauen "eine voll motivierte Truppe sind", die das Gebrauchtwarenhaus und den Pfennigladen auf Trab halten.
Ganz gut läuft auch die Qualifizierungsmaßnahme "Quasi", bei der 25 Langzeitarbeitslose zum Hausmeisterhelfer oder zur so genannten Produktionskraft weitergebildet werden. Drei davon konnten bereits erfolgreich weitervermittelt werden. Erklärtes Ziel ist es, 30 Prozent in den Arbeitsmarkt zu integrieren. "Wir haben noch ein paar Monate Zeit. Vielleicht schaffen wir das sogar", sagt Müller doch noch ganz zuversichtlich.