Coburger Biber bedrohen Waldsachsen

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Dieser Biber lebt nicht in Coburg - das Foto stammt aus unserem Archiv.
Dieser Biber lebt nicht in Coburg - das Foto stammt aus unserem Archiv.
Auch am unteren Teich haben die Biber schon Bäume gefällt. Der Teich wird derzeit abgelassen, um den Zustand der Dämme überprüfen zu können.
Auch am unteren Teich haben die Biber schon Bäume gefällt. Der Teich wird derzeit abgelassen, um den Zustand der Dämme überprüfen zu können.
 
Fast alle Weiden am mittleren Teich sind schon angeknabbert oder gefällt. Nur die Erlen bleiben stehen.
Fast alle Weiden am mittleren Teich sind schon angeknabbert oder gefällt. Nur die Erlen bleiben stehen.
 
Trassierbänder weisen Spaziergänger darauf hin, dass gejagt wird.
Trassierbänder weisen Spaziergänger darauf hin, dass gejagt wird.
 
Im Hintergrund der Damm zwischen unterem und mittlerem Teich.
Im Hintergrund der Damm zwischen unterem und mittlerem Teich.
 
Die Biberburg im mittleren Teich. Wenn die Decke undicht wird, bedecken sie die Biber mit Ästen.
Die Biberburg im mittleren Teich. Wenn die Decke undicht wird, bedecken sie die Biber mit Ästen.
 
Der mobile Ansitz für die Jäger steht fast genau gegenüber.
Der mobile Ansitz für die Jäger steht fast genau gegenüber.
 
Wenn die Rinde eines Baumes beschädigt wird, wird der Stamm wehrloser gegen Krankheiten. Foto: Archiv
Wenn die Rinde eines Baumes beschädigt wird, wird der Stamm wehrloser gegen Krankheiten.  Foto: Archiv
 
 
An mehreren Stellen haben die Biber Ausbuchtungen in die Uferböschung gegraben. Hier ist der Damm nur wenige Meter breit.
An mehreren Stellen haben die Biber Ausbuchtungen in die Uferböschung gegraben. Hier ist der Damm nur wenige Meter breit.
 

Am unteren und mittleren Mühlteich von Neershof leben Biber. Vor einigen Jahren hat das die Mitglieder des Bezirksfischereivereins noch gefreut. Aber nun haben die Nager die Dämme unterhöhlt - und Werner Pilz von der Unteren Naturschutzbehörde musste eine schwere Entscheidung treffen.

Der Neuankömmling fühlt sich wohl in Coburg. Er liebt das Wohnen am Wasser, Itz und Lauter reichen für seine Ansprüche voll aus. Er nutzt auch alle Möglichkeiten, seine Umgebung angenehm zu gestalten. Insofern ist so ein Biber dem Menschen durchaus ähnlich. Dumm nur, wenn Castor fiber, so der zoologische Name, bei seinen Gestaltungsbestrebungen denen des Menschen in die Quere kommt.

So geschehen bei Neershof: Dort haben Biber die Dämme der Teiche unterhalb des Mühlteiches besiedelt. Weil die Tiere darin herumbauen, werden die Dämme instabil. Und damit ist Waldsachsen, das unterhalb der Teiche liegt, von Hochwasser bedroht, sagt Werner Pilz, in der Stadt Coburg zuständig für den Naturschutz. Der Bezirksfischereiverein Coburg als Pächter der Teiche hat schon etliche Löcher in den Dämmen wieder zugeschüttet. Derzeit wird der untere Teich abgelassen, um die Dämme untersuchen zu können, sagt Michael Christ, der Gewässerwart vom Bezirksfischereiverein.

Die Biber stehen unter Naturschutz, ihre Wiederansiedlung ist grundsätzlich erwünscht. Aber die Auswilderung war so erfolgreich, dass der Freistaat ein sogenanntes Bibermanagement eingeführt hat. Das regelt, was zu tun ist, wenn der Biber Ärger macht. Grundsätzlich muss er geduldet werden, auch, wenn der die Hecke rund um den Garten auf Stock setzt oder Obstbäume fällt. Bei solchen Problemen empfiehlt Werner Pilz zum Beispiel Drahtmanschetten als Schutz für die Bäume.

Landwirte und Fischzüchter können auch Entschädigungen geltend machen, wenn der Biber ihnen die Ernte unter Wasser setzt oder die Teiche beschädigt. Die entsprechenden Anträge müssen beim Freistaat Bayern eingereicht werden. Im Jahr 2014 wurden über 700 000 Euro beantragt, berichtet Werner Pilz. Rund 20 000 Biber leben inzwischen wieder in Bayern. Vor allem in Südbayern melden Landwirte viele Schäden, berichtet Evelin Pilz, die im Landkreis Coburg das Bibermanagement übernommen hat.

Zur Schadens- und Gefahrenabwehr darf der Biber auch aus seinem Revier entfernt werden. Im Idealfall kann der Mensch ihn umsiedeln. Doch inzwischen ist es eng geworden - mindestens fünf Reviere sind bereits im Coburger Stadtgebiet bekannt, 20 bis 30 dürfte es im Landkreis geben, schätzt Evelin Pilz. "Es gibt ja schon überall Biber", seufzt auch Werner Pilz. Also bleibt nur eins: Abschießen.

"In diesem Fall ist der Damm so unterhöhlt, dass ich keine Möglichkeit mehr gesehen habe, diese Teichanlagen zu erhalten", sagt Pilz bedauernd. Die ersten Hinweise auf die Anwesenheit von Bibern bei Neershof vor einigen Jahren wurden noch mit Sympathie betrachtet, berichten Werner Pilz und Michael Christ übereinstimmend. Doch inzwischen zeigt sich das Ausmaß der Schäden, den die größten europäischen Nagetiere angerichtet haben. "Der hat fast den gesamten Baumbestand entsorgt", sagt Pilz über den Vierbeiner. Bäume mussten gefällt werden, weil sie so stark angenagt waren, dass sie in den Teich zu stürzen drohten. Immer wieder finden die Angler Hohlräume in den Deichen, denn die Biber bauen ihre Burgen in die Ufer. Die sind aber allesamt aufgeschüttet. Die Dämme mit Baustahlmatten zu verstärken wäre angesichts der Größe der Gewässer ein teures Unterfangen, geben Pilz und Christ zu bedenken.

Neben dem Krebsbach in Richtung Waldsachsen verläuft ein Kanalrohr. Hier leitet die Stadt Coburg Abwasser in die Rödentaler Kläranlage. Weil die Biber den Bach daneben anstauten, lief dort das Wasser über und in den Kanal - die Stadt muss deshalb höhere Abwassergebühren bezahlen.

Auch das Wasserwirtschaftsamt hat solche Erfahrungen mit Bibern gemacht. So habe ein Biber den Abfluss der Kläranlage in Weitramsdorf eingestaut, erzählt Friedhelm Schubart, beim Wasserwirtschaftsamt für den Bereich Coburg zuständig. Die Gewässerwarte verlegten ein Rohr, um das Wasser durch den Biberdamm zu leiten. Aber lang genug musste es sein - die Biber sind findig genug, solche Rohre zu verstopfen, wenn ihnen der Wasserspiegel zu niedrig wird.

Bei den Neershofer Teichen half das alles nicht mehr. Deshalb hat Pilz Anfang Februar den "Zugriff" auf den Biber per Ausnahmeverordnung genehmigt. Damit dürfen Biber vom 1. September bis 15. März geschossen werden. Drei wurden in Neershof schon erlegt. Pilz hofft, dass es alle waren - und ist sich gleichzeitig darüber im Klaren, dass sich wieder welche ansiedeln könnten, wenn das Revier wieder frei ist. Zwei Jahre bleiben die Jungtiere bei den Eltern, bis sie vertrieben werden und sich ein eigenes Revier suchen müssen. Entweder sie finden einen Bereich, der noch frei ist - oder sie legen sich mit einem Revierinhaber an. Die Kämpfe gehen vielfach tödlich aus, berichtet Evelin Pilz.