Coburg: Ortsfremde Bratwürste sorgen für Riesen-Ärger - Budenbetreiberin "aus allen Wolken gefallen"
Autor: Daniel Krüger
Coburg, Dienstag, 07. Juni 2022
Ein Imbiss-Stand auf dem Marktplatz sorgte in Coburg am Wochenende für viel Aufregung. Denn dort wurden Bratwürste aus Bad Staffelstein verkauft - statt der heimischen Coburger.
- Coburg: Bratwurst-Stand sorgt bei Convent für Riesen-Ärger
- Bad Staffelsteiner Bratwürste auf dem Marktplatz verkauft
- "So wurde noch nie mit uns umgesprungen": Betreiberin von Traditions-Stand empört
- "Unglücklich gelaufen": Gastronom bedauert Situation - Veranstalter sieht kein Problem
Wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie haben am vergangenen Wochenende Mitglieder aus rund 100 schlagenden Studentenverbindungen beim traditionellen Pfingstkongress des Coburger Convents (CC) die Innenstadt bevölkert - und auch ihren umstrittenen Fackelzug durchgeführt. Dabei wird üblicherweise auch ordentlich getrunken und gegessen - doch aufgrund von Personalmangel hatte eines der drei Restaurants im sogenannten "Bermuda-Dreieck" geschlossen - die "Loreley". Hier kehren die Burschenschaftler üblicherweise mit am häufigsten ein.
"Es gab null Absprache": Bratwurstbuden-Betreiber fühlen sich bei Convent übergangen
Unter anderem wegen der fehlenden Gastronomie hatte die Stadt Coburg dem Veranstalter daher die Genehmigung erteilt, auf einer Fläche am Marktplatz in größerem Ausmaße als früher Essen und Getränke anzubieten. Unter anderem war dort der Stand der Metzgerei Seidel aus Bad Staffelstein zu finden, aus welchem heraus an mehreren Tagen Bratwürste angeboten wurden. Doch dabei handelte es sich nicht um Coburger Bratwürste, was nun für einigen Ärger in der Stadt sorgt. Gleichzeitig fühlen sich die traditionellen Bratwurst-Brater und -Braterinnen am Coburger Marktplatz übergangen. Denn sie müssen aufgrund einer besonderen Bratwurst-Richtlinie äußerst strikte Regeln erfüllen, um hier überhaupt Würste auf den Grillrost zu legen.
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"Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich am Freitag plötzlich diese Buden gesehen habe", erzählt Claudia Hartan, die einen der Traditionsstände auf dem Marktplatz betreibt. Sie selbst habe zuvor "genügend Semmeln bestellt, um bis 24 Uhr zu braten". Von der Konkurrenz habe sie nichts gewusst - und sich daher auch nicht besser auf die Situation einstellen können. "Tatsache ist, es gab null Absprache mit uns", sagt Hartan. Sie habe dann das Ordnungsamt angerufen, das ebenfalls "von nichts gewusst" habe. Gegenüber ihrem Kollegen habe ein verantwortliches Convent-Mitglied geäußert, "dass wir auf dem Markt nichts zu sagen haben, weil er die Konzession hat".
So sei man vonseiten des Convents "noch nie mit uns umgegangen", sagt Hartan. Was besonders ärgerlich sei: "Ich war gezwungen zuzumachen, weil die Zugänge zu den Personaltoiletten im Stadthaus geschlossen waren. Und laut Bratwurst-Richtlinie dürfen wir Verkäufer nur dort hin, ansonsten drohen 1000 Euro Geldstrafe, die Lizenz steht auf dem Spiel." So habe sie dann um 21.37 Uhr schließen müssen, um zu vermeiden, beim Gang auf eine andere Toilette erwischt zu werden. Am Samstag und Sonntag hätten ihre Kollegen und Kolleginnen dann aufgrund der Konkurrenz wieder "Semmeln abbestellt", weshalb ebenfalls nicht bis 24 Uhr hätte gebraten werden können.
"Vorrang hat immer die berühmte Coburger Bratwurst": Würste aus Bad Staffelstein auf Marktplatz angeboten
"Es ist ein Fest des CC und sie sind auch für das Catering verantwortlich, nicht die Stadt Coburg", erklärt Sprecher Louay Yassin. "Natürlich könnte die Bratwurst prinzipiell auch aus Hamburg stammen, falls es dort welche gibt", sagt er und lacht. "Uns wurde allerdings zugesichert, dass die anderen Bratwürste nur verkauft werden, wenn die Coburger Bratwurstbuden geschlossen haben", so Yassin weiter. Die Betreiber dieser Buden wiederum hätten zuvor geäußert, "dass sie nachts um 24 Uhr oder am Morgen um acht nicht braten wollen." Man könne "die Leute ja nicht hungern lassen", sagt der Stadtsprecher. "Aber Vorrang hat immer die berühmte Coburger Bratwurst und aus Sicht der Stadt soll die natürlich auch verkauft werden."
Buden-Betreiberin Hartan bezeichnet dies als "schlicht falsch". Man habe sehr wohl bis in die Nacht braten wollen und dafür auch genügend Personal gehabt. "Außerdem wurden auch während meiner Schicht am Freitag an dem Stand Bratwürste verkauft", sagt sie. Der Sprecher des Coburger Convents, Martin Vaupel, sieht hingegen kein Problem: "Wir haben einen Antrag bei der Stadt gestellt, um Speisen und Getränke anbieten zu können. Hätte man uns zur Auflage gemacht, es dürfen dort keine Bratwürste verkauft werden oder nur Coburger, dann hätten wir uns natürlich daran gehalten", sagt Vaupel.